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Radsport: Du bist Ullrich

Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen Rekord vermeldet, 154.000 Radler sind dort registriert. Mathias Klappenbach über den neuen Radboom in Deutschland.

Es liegt in der gefühlten Erinnerung lange Zeit zurück, dass immer mehr merkwürdig aussehende Menschen auf der Straße mit einem tragbaren Telefonhörer in der Hand herumliefen. Dabei ist dieser große Boom erst gut zehn Jahre her. Genauso wie jener, sich trotz eines dicken Bierbauches in ein enges magentafarbenes Trikot zu zwängen und mit einem möglichst teuer aussehenden und gut geputzten Rennrad beispielsweise auf dem Berliner Kronprinzessinnenweg zu posieren. Auslöser war ein von einem großen Telekommunikationsunternehmen bezahlter Radheld, für den sich die meisten Menschen heute noch genauso viel interessieren wie für die Pioniere der Mobiltelefonie.

Immerhin, die Couch-Potatoes von damals kamen mal an die frische Luft, weil sie draußen nachspielen wollten, was sie drinnen vor dem Fernseher miterlebt hatten. Jetzt sind sie nur noch draußen, weil Heldengucken keinen Spaß mehr macht. Gestern hat der Bund Deutscher Radfahrer einen Rekord vermeldet, 154 000 Radler sind dort registriert. Während die Profirennen kaum noch beachtet werden und über den Radhelden juristisch gerichtet wird, feiern die vielen Jedermann-Wettfahrten einen Teilnehmerrekord nach dem anderen.

Ist das nun doch noch ein später Triumph des gefallenen Helden? Oder hat sich der Boom längst von ihm gelöst und steigt einfach nur jeder aufs Rad, dessen Knie eine Marathonteilnahme nicht zulässt? Letzteres ist wohl der Fall. Dumm daran ist nur eines: Auch bei vielen Jedermann-Rennen helfen Fahrer gerne mal künstlich nach.

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