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Bradley Wiggins zeigte sich am Freitag „bitter enttäuscht“.

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Radsport: Wiggins startet nicht bei der Tour de France

Die diesjährige Tour de France wird ohne Olympiasieger Bradley Wiggins stattfinden. Der ehemalige Sieger der Frankreichrundfahrt hätte sogar eine Helferrolle übernommen, doch sein Team setzt allein auf Titelverteidiger Christopher Froome.

Sir Bradley Wiggins fühlt sich ausgebootet. Zwei Jahre nach seinem Tour-de-France-Sieg wird der 34 Jahre alte Olympiasieger von London beim Saisonhöhepunkt in Frankreich fehlen. Im britischen Sky-Team hat sich der Vorjahressieger Christopher Froome durchgesetzt und ein achtköpfiges Helferteam seines Vertrauens zusammengestellt - ohne Wiggins.

Der Ausgesperrte zeigte sich in Interviews im britischen TV-Sender BBC und in der französischen Sportzeitung „L'Equipe“ am Freitag „bitter enttäuscht“, beim Tourstart am 5. Juli in Leeds nicht dabei zu sein: „Die Tour fehlt mir“.

Er könne sie nur noch einmal fahren, „wenn ich das Team verlasse“, sagte Wiggins, der in dieser Saison wieder zu alter Form zurückgefunden hatte und sich in den Dienst von Froome stellen wollte. In diesem Zusammenhang bestätigte er ein Gespräch mit dem Sportlichen Leiter der australischen Mannschaft Orica-GreenEdge, Matthew White. Sein Vertrag bei Sky läuft Ende des Jahre aus.

Wiggins, im Mai Gewinner der Kalifornien-Rundfahrt, kleidete die Enttäuschung in für seine Verhältnisse moderate Worte. Er äußerte Verständnis dafür, dass das Sky-Tour-Team um Froome herum aufgebaut werde. Er betonte, dass er dies hundertprozentig unterstütze und Lust auf eine Helferrolle gehabt hätte: „Ich bin in der Form von vor zwei Jahren.“ Der dreifache Bahn-Olympiasieger wird ab dem 14. Juni die Tour de Suisse bestreiten und will dann bei den Commonwealth-Spielen in Glasgow parallel zum Tourfinale auf der Bahn antreten. „Nach Roubaix hatte ich noch ein bisschen Hoffnung auf einen Platz im Tour-Team. Aber danach wusste ich, dass sie alle in die Höhe gehen und ich nicht dazu gehöre“, sagte Wiggins, der bei Paris-Roubaix im April Platz neun belegt hatte. Die gefürchteten Kopfsteinpflaster-Passagen sind Bestandteil der diesjährigen fünften Tour-Etappe nach Arenberg.

Froome, der von Sonntag an bei der Dauphiné-Rundfahrt zusammen mit Alberto Contador und Vincenzo Nibali den Tour-Ernstfall probt, traute Wiggins nicht. Bereits seine zum Zeitpunkt der Diskussionen um die Tour-Besetzung erschienene Autobiografie war wohl als Nein an die Adresse von Wiggins zu interpretieren. In dem Buch „The Climb“ (Der Anstieg) wärmt Froome erneut die Querelen der Tour 2012 auf.

In den Alpen hatte er Wiggins beim Aufstieg nach La Toussuire attackiert und sich als stärkster Bergfahrer in Szene gesetzt. Froome schrieb, sein Kapitän habe bei dem Angriff im teaminternen Funk so echauffiert protestiert, als „entwende man einem Bergsteiger vor dem Gipfel des Mount Everest das Sauerstoffgerät“. Am Mittwoch hatte der Toursieger in der BBC nachgelegt: „Wiggins erschien mir 2012 bei seinem Sieg mental schwach.“ Nach dem Eklat in den Alpen hatte Wiggins angeblich wegen der erfahrenen Illoyalität seine Koffer mit dem Gelben Trikot darin packen und abreisen wollen. Teamchef Dave Brailsford glättete die Wogen und Wiggins wurde elf Tage später der erste britische Toursieger - vor Froome. Der aufmüpfige Kronprinz sollte 2013 in die Chefrolle bei Sky rücken. So geschah es und Froome nutzte die Beförderung als Sieger der 100. Tour-Auflage.

Den Grundstein für den Toursieg Nummer zwei will der in Kenia geborene Brite bei der Dauphiné-Rundfahrt legen. Knapp einen Monat vor dem Tour-Start beginnt der Testlauf in Lyon mit einem 10-Kilometer-Zeitfahren. Schon danach winkt Froome, der zuletzt bei der WM im September 2013 im britischen Nationalteam Seite an Seite mit Wiggins fuhr, das Gelbe Trikot.

Contadors aktueller Form-Nachweis bei der achttägigen Dauphiné-Rundfahrt ist mindestens ebenso spannend wie der Auftritt Froomes. Der Spanier, der im August 2012 aus seiner Dopingsperre zurückgekehrt war, läuft langsam zu alter Form auf. Sein neuer Teamchef Oleg Tinkow, der den Spanier nach Platz vier im Vorjahr rüde attackiert hatte, rief ihn jetzt zum Froome-Herausforderer Nummer eins aus und prophezeite einen heißen Kampf bei der Tour. (dpa)

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