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Patrick Jahn (Mitte, hier im Testspiel gegen den Berliner AK mit Justin Gerlach) und Mike Ryberg (re.) sind neu bei Hertha 03.

© Kerstin Kellner

Regionalliga als Ziel: Hertha 03 ist bereit für mehr

Zehlendorf war in der Oberliga oft Vierter. Mit guten Verstärkungen und Trainer Simon Rösner - der weiß, wie man aufsteigt - scheint nun viel möglich zu sein.

Bei Hertha 03 Zehlendorf ist momentan auf dem Trainingsplatz viel los. Alle Spieler sind fit und bereit für die erste Begegnung in der Nordstaffel der NOFV-Oberliga. „Wir trainieren derzeit mit 25 Leuten“, sagt Trainer Simon Rösner. Eine solche Auswahl ist schön für den Trainer, aber macht es für ihn auch nicht leicht.

Im Vorfeld des Derbys gegen Blau-Weiß 90, das an diesem Dienstag (19.30 Uhr, Ernst-Reuter-Sportfeld) aufgrund der Coronavirus-Krise ohne Zuschauer stattfindet, musste Rösner mehreren Akteuren mitteilen, dass sie nicht im Kader sind: „Obwohl sie die ganze Vorbereitung super mitgezogen haben.“

Die Zehlendorfer gehen mit einem Luxusproblem in eine Saison, in der sie es wissen wollen. „Die Meisterschaft dürfte nur über uns führen“, gibt Präsident Kamyar Niroumand die Richtung vor. Trainer Rösner formuliert zurückhaltender: „Wir wollen dabei sein, wenn der Aufstieg vergeben wird.“ Vier Mal in Folge war der Verein mit dem großen Namen aus dem Berliner Südwesten Vierter.

Immer gut dabei, aber wenn es drauf ankam, reichte es nicht – bestes Beispiel war der vergangene Spätherbst: Hertha 03 ging als Spitzenreiter 1:4 bei Tennis Borussia unter, verlor auch das nächste Topspiel gegen den Greifswalder FC, leistete sich zwei weitere Niederlagen und flog im Pokal gegen den Regionalligisten BFC Dynamo raus. Vier Wochen, die nicht wieder gutzumachen waren.

„Es hat oft gegen die Großen ein bisschen was gefehlt“, sagt Niroumand. Das soll sich ändern. Einer, der weiß, wie es nach oben geht, ist Simon Rösner. Der heute 44-Jährige führte die VSG Altglienicke 2017 in die Fußball-Regionalliga Nordost.

Die Oberliga-Meister seit 2015:

  • 2014/15: FSV Optik Rathenow
  • 2015/16: FSV Union Fürstenwalde
  • 2016/17: VSG Altglienicke
  • 2017/18: FSV Optik Rathenow
  • 2018/19: SV Lichtenberg 47
  • 2019:20: Tennis Borussia

Rösner gab das Traineramt dann ab, weil er seine A-Lizenz machen und öfter seinen Sohn spielen sehen wollte, der bei der SG Großziethen kickt.

Zehlendorfs Simon Rösner ist einst mit der VSG Altglienicke in die Regionalliga aufgestiegen.

© Kerstin Kellner

Rösner wohnt fast beim Platz, kennt die Verantwortlichen – und wurde 2018 Trainer in der Landesliga Brandenburg. „Es gab von Beginn an die Absprache, dass ich wechseln kann, wenn sich etwas ergibt.“ Anfang 2020 ging Rösner als Co-Trainer zu Hertha 03 und übernahm schnell den Trainerposten, weil Markus Schatte Sportlicher Leiter wurde.

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Die vergangene Saison endete wegen der Coronavirus-Pandemie vorzeitig. Nun, fast sechs Monate später, will Zehlendorf angreifen. Der große Wurf könnte gelingen. Mehrere Zugänge haben bis zuletzt oder früher in der Regionalliga gespielt. Maximilian Obst (von Stern 1900), Egzon Ismaili (BFC Preussen) und Mike Ryberg (Fortuna Glienicke) haben zudem eine Zehlendorfer Vergangenheit. „Sie haben angefragt, ob sie zurückkommen können. Das macht uns stolz“, sagt Niroumand.

Maximilian Obst (li.) ist wieder zurück bei Hertha 03.

© Kerstin Kellner

Ambitioniert sind auch andere Teams, beispielsweise der Greifswalder FC. Spätestens 2022 strebt Greifswald den Aufstieg an. Aber: „Wir wollen schon in dieser Saison oben mitspielen und nach Möglichkeit aufsteigen“, sagte Trainer Roland Kroos, Vater von Weltmeister Toni und dem ehemaligen Union-Profi Felix Kroos, vor dem Start in der „Fußball-Woche“. Zum Auftakt reichte es trotz einer 2:0-Führung nur zu einem 2:2 gegen den SC Staaken. Einiges zuzutrauen ist auch dem SV Tasmania, der nach dem 4:0 im Stadtduell gegen Hertha 06 erster Tabellenführer ist.

Viele Kandidaten für elf Plätze

Ein Vorteil der Zehlendorf könnte der breite Kader sein. Dieser hält für Rösner neben den schweren Entscheidungen, wer sich eine Partie von der Tribüne angucken muss, eben auch reichlich Alternativen bereit. Niroumand sieht „18 Spieler, die für die erste Elf infrage kommen“.

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Ein weiteres Indiz für die hohen Ziele ist die Tatsache, dass Hertha 03 kurz vor dem Auftakt neben dem Rasen noch einmal nachgelegt hat: Fabian Gerdts, bisher Trainer bei Berlin United in der Berlin-Liga, wird neben Manuel Meister Co-Trainer. Das Aufgabenfeld umfasst nicht nur das eigentliche Training, sondern auch Videoanalysen oder Gegnerbeobachtungen. „Wir finden hier tolle Bedingungen vor. Der Verein ist bereit für den nächsten Schritt“, sagt Rösner.

Früher gegen Union, Dresden und Magdeburg

Zuletzt spielte Hertha 03 in den 90er Jahren in der Regionalliga (damals dritthöchste Spielklasse), Gegner waren unter anderem der 1. FC Union, Dynamo Dresden oder der 1. FC Magdeburg. Der erste ganz kleine auf dem Weg zum großen Schritt soll gegen Blau-Weiß 90 erfolgen. Durch die Verlegung in die Woche hatte der Verein gehofft, mit einer Sondergenehmigung einige Zuschauer reinlassen zu dürfen. Erlaubt ist dies eigentlich in Berlin erst wieder ab dem Wochenende.

Es gab keine Genehmigung, und eine Verlegung eine weitere Woche nach hinten war nicht möglich. „Das ist sehr schade“, sagt Niroumand, der unter normalen Umständen mit mindestens 500 Besuchern gerechnet hätte. „Insgesamt überwiegt jedoch die Freude, dass wir überhaupt wieder spielen dürfen.“

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