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Sport: „Renault ist offener für neue Ideen“ Nick Heidfeld über sein neues Formel-1-Team

Herr Heidfeld, Sie starten 2011 für Lotus Renault. Viele sagen, das sei Ihre letzte Chance in der Formel 1.

Herr Heidfeld, Sie starten 2011 für Lotus Renault. Viele sagen, das sei Ihre letzte Chance in der Formel 1.

Das habe ich noch gar nicht so gelesen, es würde mich aber auch nicht stören. Ob es die letzte Chance ist, weiß ich nicht. Ich hoffe, dass ich in dieser Saison eine gute Leistung zeigen kann und dass es deshalb dann nicht meine letzte Chance ist.

Sie ersetzen Robert Kubica, der sich bei einer Rallye schwer verletzt hat. Ist es für Sie ein Saisonstart wie jeder andere?

Also erst einmal muss ich sagen, dass es natürlich alles andere als schön ist, dass ich nur durch Roberts Unfall zu dieser Chance gekommen bin. Auf der anderen Seite ist es umso prickelnder und aufregender, weil ich es eben nicht erwartet habe. Die Wahrscheinlichkeit, diese Saison in der Formel 1 starten zu dürfen, und dann noch mit einem guten Team, war sehr gering.

Bringt man in so einer Situation noch ein oder zwei Prozent mehr Motivation mit als gewöhnlich – oder ist man als Formel-1-Fahrer immer auf höchstem Level?

Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich doch noch ein bisschen motivierter bin als früher. Es kam so unverhofft. Ich war seit 2000 ununterbrochen in der Formel und wäre nun fast weg gewesen.

Sie waren Ende 2009 ganz nahe an einem Top-Platz bei McLaren oder bei Mercedes und sind dann doch durchs Raster gefallen. Empfinden Sie das jetzt als gerechten Ausgleich?

Ich fühle mich schon so gut, dass ich in die Formel 1 gehöre und auch mal in ein gutes Auto. Aber das mit Roberts Unfall hat natürlich überhaupt nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Ich glaube nicht mehr daran, dass alles irgendwie gerecht ist, dass sich alles ausgleicht und dass jeder das bekommt, was er verdient. Wenn man zum Beispiel sieht, was manche Leute für Krankheiten haben oder jetzt eben Robert mit seinem Unfall: Da kann mir keiner sagen, dass das irgendwie berechtigt oder gerecht ist.

Wie haben Sie in Ihr neues Team hineingefunden?

Es ging viel schneller, als ich das selbst hoffen konnte. Für mich ist Renault unter allen Teams, die ich kenne, am offensten für neue Ideen. Das war speziell bei BMW-Sauber nicht so. Die waren extrem gut organisiert, extrem gut strukturiert, aber auch ein bisschen fixiert auf bestimmte Wege. Wenn man eine neue Idee hatte, wurde das oft nicht so wirklich beachtet. Bei Renault ist das jetzt anders.

Hilft Ihnen Ihre Erfahrung bei der schnellen Anpassung ans neue Team?

Ich gehe schon mit einer gewissen Gelassenheit und Selbstvertrauen an die Dinge. Wenn ich neu wäre in der Formel 1, wäre ich selbst nervös, und das Team wüsste nicht genau, was es von mir zu erwarten hat.

Entspricht das Auto Ihren Wünschen?

Was uns noch fehlt, sind ein paar Kilometer, weil wir doch durch gewisse Zuverlässigkeitsprobleme immer wieder Zeit verloren haben. Dadurch konnten wir auch im Abstimmungsbereich noch nicht alles wie gewünscht aussortieren. Am letzten Testtag war die Balance besser als zuvor, aber immer noch nicht optimal.

Wo sehen Sie Renault im Vergleich zu den anderen Teams?

Ganz vorne ist mit Sicherheit Red Bull, Ferrari ist wohl auch ziemlich stark. Wir haben unsere internen Berechnungen, aber die sind doch ziemlich vage, weil ja niemand ganz genau weiß, was die Konkurrenz macht. Deshalb möchte ich mich da öffentlich wirklich noch nicht festlegen. Aber ich glaube, dass es im Vergleich zu meinen anderen Jahren in der Formel 1 eher ein gutes Jahr werden sollte.

Die neuen Reifen, die nicht sehr lange halten, sind ein großes Thema in diesem Jahr. Könnte das ein spezieller Vorteil für Sie werden, weil Ihnen ein besonders gutes Gefühl für Reifen nachgesagt wird?

Das könnte schon ein gewisser Vorteil werden. Aber man muss abwarten, wie sich das in den ersten Rennen entwickelt. Die Reifen sind grundsätzlich ziemlich schnell hinüber, und zwar nicht nur so, dass sie langsamer werden, sondern dass das ganze Gummi weg ist. Da kann man dann als Fahrer auch keinen so großen Unterschied mehr machen.

Die Fragen stellte Karin Sturm.

Nick Heidfeld, 33, fährt seit 2000 in

der Formel 1. Vor der

Saison schon abgeschrieben, rückte er für den verletzten

Robert Kubica doch noch ins Cockpit von

Lotus Renault.

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