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© dpa

Kommentar: Retten, was noch zu retten ist bei McLaren-Mercedes

McLaren-Chef Ron Dennis zieht sich aus der Formel 1 zurück. Karin Sturm erklärt die Hintergründe.

Offiziell ist es selbstverständlich nur eine Umstrukturierung. In Wirklichkeit geht es um Schadensbegrenzung in der Formel 1. Ron Dennis tritt als Chef der McLaren-Group endgültig ab. Seinen Posten als Teamchef von McLaren-Mercedes hatte er schon am 1. März an Martin Whitmarsh abgegeben. McLaren-Mercedes hatte sein Image durch die Lügenaffäre von Australien und Malaysia massiv beschädigt. Weltmeister Lewis Hamilton hatte auf teaminterne Anweisung den Welt-Motorsportverband Fia zu Lasten seines Konkurrenten Jarno Trulli belogen. Dennis’ Abgang soll jetzt retten, was zu retten ist.

Zu retten ist eine normale Beziehung von McLaren-Mercedes zur Fia. Deren Chefs, Max Mosley und Dennis, waren in inniger Feindschaft verbunden. Die Zeit drängte, am 29. April wird McLaren-Mercedes vom Fia-Weltrat wegen der Lügen angehört. Dort wird das Team von Whitmarsh vertreten. Der ist viel umgänglicher als Dennis. Whitmarsh kann Fehler eingestehen. Er gibt zu, dass er in der Lügenaffäre nicht optimal gehandelt hatte.

Das sind ganz neue Töne. Ron Dennis hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als einen strategischen Fehler einzugestehen. Die Formel 1 ist zwar ein Milliarden-Unternehmen, aber letztlich greifen in dieser High-Tech-Welt die gleichen Mechanismen wie im Kaninchenzuchtverein von Oberstdorf: Eitelkeiten, kleinliche Machtgefühle und Neid. Menschliche Faktoren, die hier allerdings millionenschwere Entscheidungen nach sich ziehen. Wie zwei Revolverhelden auf einer staubigen Straße im Wilden Westen standen sich Dennis und Mosley gegenüber. Nur hatten ihre ritualisierten Duelle extreme Auswirkungen. Und weil die Formel 1 sehr interpretationsfähige Regeln hat, musste oft Dennis verlieren. Es gab viele dubiose Entscheidungen der Fia gegen McLaren-Mercedes. Aber letztlich war Mosley in diesen Fällen immer der Sieger.

Mercedes, die Marke, die sehr auf ihren Ruf achtet, sitzt im Boot bei McLaren. Dennis’ Rückzug wird in Stuttgart kaum Wehklagen auslösen.

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