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Bulgarien gewann den Gruppenwettbewerb der Rhythmischen Sportgymnastik.

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Rhythmische Sportgymnastik, Kanufahren und Baseball: Nach Olympia zurück in die Nische? Nö!

Nach Tokio werden viele Sportarten in ihre Nischen verschwinden. Dabei haben genau sie unsere Aufmerksamkeit in den nächsten Jahren verdient. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Der finale Tag bei den Olympischen Spielen hatte es in sich, es gab noch eine große Sensation in einer kleineren Sportart. Erstmals seit 20 Jahren hat Russland den Gruppenwettbewerb der Rhythmischen Sportgymnastik nicht gewinnen können. Nach dem Triumph der Bulgarinnen war der Frust beim Verlierer so groß, dass postwendend gegen die Bewertung der Juror*innen protestiert wurde. Was aber nüscht nutzte und abgewiesen wurde: Gold für Bulgarien, Silber für Russland.

So erstaunlich der Triumph des bulgarischen Teams auch sein mag, er wird schon sehr bald keine Wellen mehr schlagen. Eher werden wir uns vielleicht an die selbstgestrickten Pullis von Olympiasieger Tom Daley erinnern und nicht mehr so sehr seinen Goldsprung im Synchronspringen vor Augen haben. Was natürlich auch in Ordnung ist, denn der Brite, der offen über seine Homosexualität spricht, hat ja abseits des Beckens mit seiner Entschlossenheit noch mehr erreicht als eine Goldmedaille.

Aktualität schlägt im Sport alles, Ergebnisse von gestern vergisst die Öffentlichkeit schnell. Wenn eine Sportart dauerhaft im Fokus steht, ist das für ihre Sportler*innen auch irgendwo zu verkraften. Dann ist nach der Enttäuschung vor der nächsten großen Chance, es besser zu machen. Im Fußball erleben wir das jede Saison aufs Neue, das geht schnell. Bei den olympischen Sportarten ist der Rhythmus ein anderer. Da kommt erst die nächste Chance in vier Jahren oder diesmal in drei Jahren.

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Von Rhythmischer Sportgymnastik bis zum Kanufahren, diese Sportarten werden – was die öffentliche Aufmerksamkeit betrifft – ab Montag wieder in ihre Nischen verschwinden, werden im Randprogramm von Spartensendern gezeigt oder nur regional noch eine Rolle spielen. Vielleicht wird in dem ein oder anderen Medium vermeldet, wer die nächste Deutsche Meisterschaft in der Rhythmischen Sportgymnastik gewinnt, vielleicht aber auch nicht.

Erholung vom sportlichen Alltag

Noch bitterer trifft es eine Sportart wie Karate, Baseball oder Softball die war nur in Tokio als Geschenk für die Gastgeber dabei, in Paris werden sie nicht olympisch sein. Dafür wird Breakdance auf die olympische Bühne tanzen dürfen.

Jetzt zu behaupten, dass für manche Sportart das nun wieder verminderte öffentliche Interesse zur rechten Zeit kommen wird, ist wohl etwas perfide. Sicher wird das Thema Tierquälerei nach dem Modernen Fünfkampf bei den Spielen eines bleiben, auch wenn das nächste Mal vielleicht nicht so viele Menschen hinschauen werden, wenn Ähnliches passiert.

Aber sind wir ehrlich, die Olympischen Spiele sind für uns alle sportbegeisterten Menschen auch ein Stück weit Erholung vom sportlichen Alltag, verschieben unseren Fokus von den Fußball- und anderen Ballsport-Millionären mal auf die vielen anderen Sportler*innen, vor denen man in diesem Fall Hochachtung haben muss. Erst haben sie sich allesamt auf 2020 vorbereitet, dann mussten sie die Spannung ein weiteres Jahr halten.

Das verlangt Respekt und daher haben viele Sportarten auch in den kommenden drei Jahren unsere Aufmerksamkeit verdient.

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