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Auf dem Weg zum nächsten Höhenflug. Fabian Hambüchen hat bei seinem Comeback in Heidelberg an seinem Spezialgerät Reck 16,65 Punkte erreicht. Foto: dpa

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Sport: Rückkehr mit der Bären-Nummer

Turn-Star Fabian Hambüchen zeigt bei seinem Comeback eine Reckübung mit Höchstschwierigkeiten

Berlin - Als Fabian Hambüchen in der Matte leicht einsank, stieß er die Fäuste in die Luft. Er hatte in der Halle in Heidelberg noch einen starken Abgang hingelegt, die Fans standen auf und klatschten begeistert. Sekunden später tauchte die Wertung auf: 16,65 Punkte. Als der Kunstturner Hambüchen zum letzten Mal so eine hohe Note bekommen hatte, 2008 in Dessau, da hatten diese Ziffern inoffiziellen Weltrekord bedeutet. Aber damals hatte er keine Zwangspause wegen einer Achillessehnenverletzung hinter sich, damals hatte er nicht 248 Tage warten müssen, bis er wieder einen Wettkampf bestreiten konnte. Jetzt schon.

Das Bundesliga-Duell zwischen der KTG Heidelberg und dem KTV Straubenhardt am Samstag war bloß die Kulisse für das Comeback eines Mannes: Fabian Hambüchen.

Er wollte eigentlich gar nicht starten, er wollte erst am nächsten Wochenende, bei der WM-Qualifikation in Altendiez, antreten, aber dann entschied die sportliche Führung des Deutschen Turner-Bundes, dass alle Spitzenturner vor der WM-Qualifikation ihre Programme noch mal unter Wettkampfbedingungen testen sollen. Eine Generalprobe.

Und bei der lieferte Hambüchen an seinem Spezialgerät Reck eine Höchstschwierigkeit nach der anderen. Katschew-Salto gestreckt, gesprungene Drehung in den Ellgriff, dann sofort ein Jägersalto mit ganzer Schraube in den Ellgriff. Schwierigkeitsgrad 7,5. So risikoreich hatte er nur einmal geturnt, am 29. November 2008. „Ich denke, das wird die Übung sein, die ich bis zu den Olympischen Spielen beibehalte“, sagte Fabian Hambüchen. Und sein Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen ergänzte: „Die Übung ist eine kleine Sensation, eine Bären-Nummer. Wenn er die so durchkriegt, spielt er mit.“

Andreas Hirsch war nicht in Heidelberg, er hat sich aber noch am Samstagabend Hambüchens Auftritt von Straubenhardts Trainer erzählen lassen. Der Reck-Weltmeister von 2007 startet für diesen Klub. „Es war eine tolle Übung, da soll man nichts schmälern“, sagte Hirsch, der Chef-Bundestrainer, gestern. Aber er wird jetzt nicht gleich euphorisch. „Er hat die Übung ja auch schon im Training geturnt, ich kenne die auch, warum soll er die im Wettkampf nicht auch wieder zeigen?“

Dieser Auftritt löst nicht sein Hauptproblem, das ist für ihn der Punkt. Er braucht eine starke Mannschaft, die sich bei der Weltmeisterschaft im Oktober in Japan für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifiziert. „Fabians Übung ist eine schöne Nebenleistung“, sagte Hirsch, „aber ich brauche noch Turner, die im Mehrkampf die wichtigen Punkte holen.“ Die wichtigen Punkte brauchen die Deutschen, damit sie in Japan ins Mehrkampf-Finale einziehen; nur dann haben sie die Olympia-Qualifikation direkt geschafft. Sollten sie dieses Ziel verpassen, gibt es im Januar noch eine zweite Chance in London. Aber daran denkt Hirsch lieber nicht. Doch Hambüchen kommt in Japan auf keinen Fall für den Mehrkampf in Frage, das hat er gerade wieder betont. Er kann er wegen den Nachwirkungen seiner Verletzung weder am Boden noch beim Sprung starten.

Der Weltmeister von 2007 kann sich in Altendiez nur in Einzelgeräten für die WM qualifizieren, und wenn er das schafft, sind seine Chancen schwer zu bestimmen. Hirsch möchte darüber gar nicht erst spekulieren, weil er derzeit einige Top-Turner nicht einschätzen kann.

Doch dass man Hambüchen viel zutrauen kann, das wusste der Chef-Bundestrainer ohnehin, er wusste nur nicht, wie viel genau. „Er war ja schon lange im Training, er hat auf dem Trampolin gearbeitet, er ist gelaufen. Nur weil man Boden und Sprung nicht machen kann, bedeutet das ja nicht, dass man auch auf Recktraining verzichten muss.“

Einige von Hambüchens Nationalmannschaftskollegen dürften dessen Auftritt allerdings eher reserviert beobachtet haben. Sie haben nun einen Konkurrenten mehr, zudem ist der Star, der sich gerne als Medienfigur inszeniert, bei ein paar Spitzenturnern nicht sonderlich beliebt.

In Heidelberg waren zumindest die Athleten der gastgebenden KTG wirklich nur Staffage, nicht bloß für Hambüchen, sondern auch für dessen Verein. Straubenhardt gewann 160:4. (mit dpa)

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