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Der vielleicht stillste Superstar seiner Zeit: Andres Iniesta. Keine Skandale, keine Instagram-Stories, einfach nur Pässe, die für sich sprachen.

© AFP

Rücktritte nach der WM 2018: Wir werden euch vermissen!

Weltmeisterschaften bringen immer auch Rücktritte mit sich. Manche sind überfällig, andere kommen unerwartet. Bei diesen fünf Spielern herrscht aber vor allem eines vor: Trauer.

So eine Weltmeisterschaft ist immer auch eine Abschiedsorgie. Favoriten verabschieden sich von ihren Titelträumen, Länder von ihren Trainern und Spieler von ihrer Nationalmannschaftskarriere. Ob auch Deutsche unter den Opfern sein werden, ist noch unbekannt. Von Rücktritten drängte noch nichts an die Öffentlichkeit. Aber: Andere Länder, andere Sitten. Elf Spieler haben ihre Dienst am Fußball-Land bereits quittiert. Fünf von ihnen wird die Welt ganz besonders vermissen.

Andres Iniesta

Über 700 Spiele für den FC Barcelona, achtmal Spanischer Meister, viermal Champions-League-Sieger, Weltmeister, Europameister und, und, und. 31 Titel insgesamt. Kein Spanier war je erfolgreicher. Und ach ja, das Siegtor zum WM-Erfolg 2010 hat er auch noch geschossen. Dazu die unzähligen Hymnen zu seinen Ehren. „Xavi, Du wirst mich in Rente schicken, aber er wird uns alle in den Ruhestand schicken“, soll Pep Guardiola über den 17 Jahre alten Iniesta gesagt haben. Über den rechten Fuß Gottes, den „Bonbonverteiler“, wie ihn sein Ex-Coach Frank Rijkaard nannte, weil er so ungemein viele, schöne Pässe an die Kollegen bringe. Dabei wirkte er dann immer ganz unbeteiligt. Selten hatte es den Anschein, als begreife er, was er stets war – ein Künstler. Dann tat er wieder so, als sei das doch nunmal das Spiel, als sei das, was er auf den Rasen bringe, ganz normal im Fußball. War es nicht. War es nie. Jetzt verabschiedet er sich nicht nur von seinem FC Barcelona, trotz Vertrag auf Lebenszeit, geht nicht nur nach Japan, zum Klub von Lukas Podolski, Vissel Kobe, und nicht nur, weil die Bewerbung seines eigenen Weinguts Teil des Deals war. Nein, Iniesta sagt auch der spanischen Nationalmannschaft adios. Was übersetzt heißen sollte: schade.

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Rafael Marquez

Auch Mexikos Legende spielte mal beim FC Barcelona, auch er wurde einst von Trainer-Ikone Pep Guardiola geadelt: „Es gibt auf der Welt nur zwei oder drei Spieler, die in der Lage sind, Mitspieler durch ihre Pässe besser zu machen.“ Marquez war einer von ihnen. Doch der Mann, den sie in Anlehnung an Franz Beckenbauer „El Kaiser“ nennen in der Heimat, und der inzwischen stolze 39 Jahre alt ist, sorgte zuletzt vor allem abseits des Platzes für Schlagzeilen. Strohmann eines Drogenkartells soll er sein, seine amerikanischen Konten sind eingefroren. Kann man nur hoffen, dass sich die Vorwürfe bald schon als haltlos oder zumindest halb so wild entkräften lassen. Denn auch wenn Marquez bei dieser WM in vier Spielen nur 83 Minuten gespielt hat, war sie historisch für ihn. Schließlich war es seine fünfte Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Das schafften vor ihm nur Antonio Carbajal und ein gewisser Lothar Matthäus.

Keisuke Honda

Sein Rücktritt aus der japanischen Nationalmannschaft trifft vor allem alle Freunde schlechter Namenswitze. Sie müssen jetzt einen Gang höher schalten. Zum Glück bleibt Honda dem Fußball aber verbunden und kümmert sich längst schon um die Karriere nach der Karriere. Zusammen mit seinem Cousin hat er den SV Horn übernommen, einen österreichischen Zweitligisten. Dessen aktueller Trainer übrigens: Carsten Jancker.

Essam Al-Hadari

Der ägyptische Keeper ist mit 45 Jahren der älteste Spieler, der je bei einer WM zum Einsatz kam. Und dann hielt er auch noch einen Elfmeter. Wenn jemand aus der Nummer „Zeitpunkt zum Rücktritt eigentlich verpasst, aber vielleicht jetzt?“ als Sieger hervorgehen kann, dann ja wohl er.

Javier Mascherano

Noch so einer, der seine größte Zeit beim FC Barcelona hatte. Kann das noch Zufall sein? Kurze Antwort: Ja. Lange Antwort: Auf jeden Fall. Fehlen wird der Rekordnationalspieler Argentiniens (147 Einsätze) dem Weltfußball allemal. In den vergangenen zehn Jahren verband kaum jemand so gekonnt die Antipoden Blut saugen und Zucker passen wie er. Und auch neben dem Platz war er, auch ohne Kapitänsbinde der heimliche Anführer seiner Nationalmannschaft, überaus begabt. So soll er vor dem Viertelfinale gegen Belgien bei der WM 2014 das Wort ergriffen haben. Er, der begnadete Redner, der über keine besonders feste Stimme verfügt, der aber immer das rechte Wort zur rechten Zeit findet. Seine Worte, so heißt es, rührten einige Mitspieler zu Tränen. Einen erwischte es besonders: Lionel Messi heulte hemmungslos.

Ilja Behnisch

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