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Volleyball: SCC: Ein Gesicht für die Mannschaft

Volleyballer Sebastian Fuchs überzeugt beim SCC durch Emotionalität, Spielfreude – und viele Punkte.

Berlin - Grinsend blickte Sebastian Fuchs auf den Spielberichtsbogen. 21 Punkte waren dort hinter seinem Namen vermerkt, 21 Mal hatte der Diagonalangreifer des SC Charlottenburg den Volleyball erfolgreich im Feld der Volleys Bottrop versenkt. „Das ist schon etwas Besonderes“, sagte Fuchs. „21 Punkte macht man nicht in jedem Spiel.“ Von einem perfekten Spiel wollte er aber auch nach dem 3:0 gegen Bottrop am vergangenen Bundesliga- Spieltag nicht sprechen. Der 23-Jährige ist eher von der selbstkritischen Sorte. „Ich bin jemand, der nie zufrieden ist“, sagt Fuchs, „weil es immer noch Luft nach oben gibt.“

Die Luft nach oben wird jedoch langsam immer dünner. Mit 210 Punkten insgesamt liegt Fuchs nun schon auf Platz sieben der Scorerliste der Bundesliga, deutlich vor dem nächsten SCC-Profi Salvador Hidalgo Oliva auf Platz 19 – und auch vor schillernden Namen wie Georg Grozer vom VfB Friedrichshafen, den der SCC am heutigen Samstag in der Max- Schmeling-Halle (19 Uhr) empfängt.

Wichtiger als diese nackten Zahlen ist aber, dass Fuchs momentan vor allem die wichtigen Punkte macht. In den entscheidenden Spielphasen kann man fast darauf wetten, dass Zuspieler Jaroslav Skach auf Fuchs stellt – und immer häufiger verwandelt dieser. Bedingt durch den langen Ausfall von Aleksandar Spirovski sah sich Sebastian Fuchs seit den Play-offs der vergangenen Saison auf einmal in der Verantwortung. Und er entwickelte sich in seiner ersten Saison als Stammspieler zu einer Führungsfigur des SCC. Obwohl Spirovski wieder vollständig genesen ist, spielt Fuchs weiter. „Wir haben Fuchs in die Rolle des Führungsspielers hineingedrängt, weil wir wussten, dass er das kann“, sagt Manager Kaweh Niroomand. Als man ihn für die in der kommenden Woche startende „be Berlin“-Kampagne der Berliner Bundesligavereine nach dem Gesicht des SCC fragte, nannte Niroomand ohne Zögern Sebastian Fuchs.

Dabei kam der 2,03-Meter-Mann aus Eckernförde bei Kiel erst im Sommer 2008 als Nachwuchsspieler von den Hamburg Cowboys. In der vergangenen Saison überzeugte er bei seinen sporadischen Einsätzen für die Berliner vor allem durch seine große Emotionalität. Fuchs versteht es, das Publikum anzuheizen, brüllt immer wieder seine Freude heraus, versammelt die Mannschaft um sich. „Ich brauche das auch für mich“, erklärt Fuchs. Und inzwischen sagt er auch selbstbewusst: „Das ist meine Position. Ich wusste aus früheren Mannschaften, dass ich dieses Potenzial habe. Aber ich muss noch hineinfinden.“

Denn seine Ausgangsposition in dieser Saison ist eine ganz andere: Auf einmal lastet die Verantwortung auf ihm. Anfangs drohte er dadurch jene Lockerheit zu verlieren, die ihn zuvor ausgezeichnet hatte, spielte verkrampft und blieb oft unter seinen Möglichkeiten. „Es ist viel schwieriger, wenn man auf einmal die Verantwortung trägt“, sagt Fuchs, der vor Weihnachten so verunsichert wirkte wie die gesamte Mannschaft. „Er macht sich viel zu viele Gedanken“, erklärt Niroomand. „Für ihn ist es wichtig, hier für sein Geld ehrliche Arbeit zu machen. Aber er muss sich seine Lockerheit bewahren.“

Mit dem durch wichtige Siege gestärkten Selbstvertrauen der Mannschaft kehrte auch das von Sebastian Fuchs zurück. Die Führungsrolle füllt er seit dem Jahreswechsel immer besser aus. So gut, dass auch Bundestrainer Raul Lozano nicht mehr an ihm vorbeikommt. Der Argentinier nominierte Fuchs kürzlich neben sieben weiteren Neulingen für den Kader der Nationalmannschaft. Ende Mai wird er bei der EM-Qualifikation dabei sein und könnte somit sogar noch zur WM-Endrunde im Herbst in Italien. „Ich freue mich sehr darüber und ich denke ich bin jetzt bereit“, sagt Fuchs, der eine Einladung im vergangenen Jahr noch abgelehnt hatte.

Fuchs, der sich auch privat in Berlin wohlfühlt, plant langfristig mit dem SCC. „Für mich ist das hier eine Herzensangelegenheit“, sagt er. So ein Umfeld wie in Berlin gebe es bei keinem anderen Verein, sagt der 23-Jährige. „Daraus kann Erfolg wachsen.“ Dass es heute zu einem Erfolg über den bisher in der Bundesliga noch ungeschlagenen Meister VfB Friedrichshafen reichen wird, ist dennoch wenig wahrscheinlich, auch wenn Fuchs sagt: „Jedes Volleyballspiel beginnt bei 50:50.“ Der Vorteil des SCC sei, dass man nichts zu verlieren habe. „Und in der Max-Schmeling-Halle haben wir Friedrichshafen schließlich schon zweimal besiegt.“

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