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Slomka

© ddp

Schalke 04: Die Stimmung kippt

Der Coach gerät unter Druck. Schalkes Anhang distanziert sich immer stärker von der Mannschaft und Trainer Mirko Slomka.

Dieses Mal war das mit dem Presseboykott nicht ganz so ernst gemeint. Nur drei Tage wollte sich Schalkes Manager Andreas Müller zurückziehen und die 0:1-Niederlage bei Bayer Leverkusen überdenken. Bayers Verteidiger Manuel Friedrich hatte mit einer verunglückten Flanke fünf Minuten vor dem Ende das entscheidende Tor erzielt und der Schalker Depression eine neue Qualität verliehen. Kein Telefonat, kein Interview sollen Müllers Gedanken beeinflussen.

Angesichts der Partie, die spielerisch die schwächste der Schalker in dieser Saison war, scheint eine intensive Analyse dringend notwendig. Befreiungsschläge und permanente Fehlpässe waren das einzige, was die Spieler bei der zweiten Bundesliga-Niederlage hintereinander zu bieten hatten. Bereits nach dem 1:0-Sieg gegen den FC Porto in der Champions League am Dienstag murrten die Fans über die zweite Hälfte, die außer Krampf und Kampf nichts zu bieten hatte. Im Leverkusener Stadion überboten sich die Schalker dann von der ersten Minute an mit ihren Unzulänglichkeiten, so dass sich der Protest der mitgereisten Anhänger am Trainer entlud. „Slomka raus!“, hallte es durch das Stadion.

Die Stimmung ist gekippt. Lagen sich die Schalker vor zwei Wochen nach dem Sieg gegen Borussia Dortmund noch in den Armen, ist nun ein Riss zwischen Anhängern und Mannschaft sichtbar. Im emotionalen Schalker Umfeld eigentlich nichts Neues, die Fans reagieren einfach sehr sensibel auf schlechte Ergebnisse. Allerdings sind sie auch sehr leicht wieder zu begeistern. Mit Erfolgen in den kommenden Partien gegen Bayern München und im Rückspiel gegen Porto könnte sich also die beginnende Distanzierung schon wieder ändern: Denn das wichtigste Saisonziel, der Tabellenplatz drei in der Liga, wäre vielleicht doch noch zu realisieren.

Anders aber als bei einigen Krisen zuvor scheinen nun auch die Schalker Verantwortlichen von der bisher uneingeschränkten Solidarität zu ihrem Trainer Mirko Slomka abzuweichen. „Scheiß-Niederlage, Scheiß-Spiel. Ich habe mich auch über einiges gewundert“, sagte Präsident Josef Schnusenberg. In der Kritik standen wieder einmal die Auswechselungen Slomkas. Während er den zur Winterpause verpflichteten Zé Roberto und Vicente Sanchez kaum Beachtung schenkt, bekommt Angreifer Peter Lövenkrands in nahezu jeder Partie seine Chance – genutzt hat er sie zuletzt nie. Vielmehr trägt er oft noch zur Qualitätsminderung bei. Doch das ignoriert Slomka konsequent.

Trotz seiner zweijährigen Amtszeit in Gelsenkirchen ist bisher noch kein spielerisches Konzept erkennbar. Die Mannschaft ist oft nur erfolgreich, weil ihre individuelle Stärke die der Gegner übersteigt. Und bei den Fans war Slomka nie besonders beliebt, lauten Zuspruch von den Rängen hat er bisher nicht erfahren.

In den nächsten zehn Tagen dürfte sich entscheiden, ob das Schweigen des Andreas Müller nur zur Besinnung oder zur Umorientierung gedacht war.

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