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Last Man Standing. Nach der Entlassung von Pressesprecher Rolf Dittrich (l.) wurde es auf Schalke einsam um Felix Magath.

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Schalke 04: Felix Magath: Der Schlechtwettercoach

Schalkes Trainer Felix Magath will trotz massiver Kritik seinen Führungsstil nicht ändern. Langsam wird es einsam um den Alleinherscher.

Mit einem Grinsen betrat Felix Magath das Medienzentrum der Arena. Dann fragte er mit gespieltem Erstaunen: „Was ist denn hier los?“ Eine riesige Schar von Reportern wartete auf den ersten Auftritt des Trainers und Managers von Schalke 04, seit der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies angekündigt hatte, der Klub beabsichtige, „die Reißleine zu ziehen“. Als Magath auf dem Podium Platz genommen hatte, wich das Lächeln aus seiner Miene. „Damit Sie sich schon mal dran gewöhnen können: Fragen nur zum Spiel“, befahl er. Doch schon hier zeigte sich: Magath muss sich selbst an manches gewöhnen. Kaum jemand stellte eine Frage zum Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt. Der Fokus richtete sich auf die seit Tagen beherrschende Frage: Wie geht es weiter mit Magath und Schalke? Wie lange bleibt er? Die Antwort gibt es vermutlich noch an diesem Wochenende. Tönnies hat Magath „zu einem klärenden Gespräch unter Männern eingeladen“. Der Trainer sagte, er werde der Einladung folgen, bemängelte aber die mangelnde Diskretion seines vereinsinternen Gegenspielers. „Ich glaube, wenn man ein solches Gespräch führen will, sollte man es nicht unbedingt vorher ankündigen. Man sollte sich besser erst verabreden, sehen, was herauskommt und es dann bekanntgeben“, so Magath.

Am Abend zuvor hatte Schalkes Trainer einen weiteren Rückschlag im Kampf um die Macht im Klub hinnehmen müssen. Der Vorstand stellte Pressesprecher Rolf Dittrich frei, einen der engsten Vertrauten Magaths. Dittrich stand in dem Ruf, eher die Interessen Magaths zu vertreten als die des Vereins. Ein beredtes Beispiel für den Autoritätsverlust des Machthabers. Magath erfuhr nach eigenem Bekunden durch seinen Sohn von dem Rauswurf. Die beiden anderen Vorstandsmitglieder Peter Peters und Horst Heldt hätten die Entscheidung ohne sein Wissen getroffen, sagte Magath, der auch Vorsitzender des Vorstands ist. Ein Vertrauensbruch? „Es sieht so aus“, antwortete er.

Unter solchen Umständen scheint eine konstruktive Zusammenarbeit Magaths mit seinen Vorstandskollegen auf Dauer kaum vorstellbar. Von der vielzitierten Alleinherrschaft kann ohnehin keine Rede mehr sein. Innerhalb des Klubs liegt die Betonung inzwischen eher auf „allein“. Seinen rauen Führungsstil, der unter anderem von Kapitän Manuel Neuer kritisiert wurde, will Magath jedoch nicht revidieren. „Solange ich erfolgreich bin, sehe ich keine Notwendigkeit, meine Arbeitsweise zu ändern. Ich gehöre nicht zu den Trainern, die den Spielern Zucker in den Hintern blasen, das ist bekannt.“ Magath hält seine Gelsenkirchener Erfolge im DFB-Pokal und in der Champions League für vollkommen ausreichend, obwohl die Mannschaft in der Bundesliga nur fünf Vorsprung vor dem Relegationsplatz hat und die Qualifikation für die Champions League verfehlen wird. „Wir sind im Plan, jedenfalls in meinem Plan.“

Am Freitag versuchte Magath abermals den Anschein zu erwecken, die aktuellen Turbulenzen ließen ihn kalt. „Ich wusste ja, dass Schalke ein ganz schwieriger Verein ist. Jetzt präsentiert er sich wieder so wie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Aber ich bin kein Schönwettercoach. Die Fans kommen ja auch, wenn es regnet oder schneit und das Dach der Arena kaputt ist.“ Trotz aller Parolen scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann das Spiel „Allein gegen alle“ zu Ende geht. Derzeit ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Schalke bis 2013 Deutscher Meister wird. Genau das aber hatten sich Magath und Tönnies einst gemeinsam vorgenommen.

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