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Mesut Özil wehrt sich

© dpa

Schalke 04: Ins Abseits geredet

Mesut Özil hat sich bei Schalke unbeliebt gemacht, hat schwere Vorwürfe gegen Manager Andreas Müller erhoben. Nun will er wechseln - doch die geforderte Ablösesumme ist sehr hoch.

Mirko Slomka, Trainer des FC Schalke 04, wirkte wie der Türsteher vor einer Diskothek, die nicht jedem Einlass gewährt. Sogar Menschen, die zum Betrieb gehören, kommen nicht unbedingt automatisch hinein. So etwa Mesut Özil, ein überaus begabter und von Slomka geschätzter junger Fußballspieler. Schalke gibt sich in der Bundesliga gern als Hüter der Moral, als Interessenwahrer des einfachen Volkes, das von den Spielern erwartet, dass sie sich über das branchenübliche Maß hinaus zu ihrem Klub bekennen. „Nach diesem Interview ist die Tür zu. Ich sehe keine Möglichkeit mehr, noch etwas zu retten“, sagte Slomka.

Der Trainer spielte auf ein Interview mit dem Fachmagazin „Kicker“ an, in dem Özil Vorwürfe gegen Andreas Müller, Manager des FC Schalke, erhoben hat. Müller habe sich nicht an Absprachen gehalten, behauptet der Profi vor dem heutigen Pokalspiel der Schalker in Wolfsburg. Außerdem sagte Özil, der Klub habe die Inhalte eines Vertragsentwurfs an eine Boulevardzeitung weitergegeben. Özil spricht in diesem Zusammenhang von einer „schmutzigen Kampagne“. Es sei „eine absolute Frechheit“, ihn als gewissenlosen Raffzahn darzustellen. „Der Verein Schalke 04 überweist zurzeit viertausend Euro im Monat, nicht hunderttausend, wie man es mir vorwirft“, sagte Özil.

Der in Gelsenkirchen geborene Deutsch-Türke hatte einer vorzeitigen Vertragsverlängerung bis 2011 zunächst zugestimmt, sich später aber auf Rat seines Vaters und seines Beraters anders entschieden und den Kontrakt nicht gegengezeichnet. Die Verantwortlichen des FC Schalke werteten dieses Verhalten als frevelhaft, behaupteten, der Spieler sei „ferngesteuert“ und forderten ein Bekenntnis zum Klub – vergeblich. Özil sah in dieser Hinsicht keinen Handlungsbedarf, weil sein aktueller Vertrag noch bis Juni 2009 datiert ist. „Warum soll er nicht noch anderthalb Jahre hier spielen?“, sagte Reza Fazeli, der Berater Özils. Das hat sich aber wohl erledigt: Vor gut einer Woche hatte Müller erstmals angekündigt, Özil werde „für Schalke kein Spiel mehr machen“.

Dem Auftritt Müllers folgte am vergangenen Wochenende der Versuch des Trainers, den Konflikt zu entschärfen, ja zu schlichten. Slomka sagte, unter bestimmten Umständen könne er sich durchaus vorstellen, wieder auf Özil zurückzugreifen. Es schmerze ihn, auf diesen „tollen Jungen“ zu verzichten. „Es gibt nur einen Weg. Der Spieler muss zu mir oder zu Andreas Müller kommen und seinen Fehler eingestehen.“ Inzwischen kann für alle Beteiligten nur noch eine Trennung das Ziel sein. „Wenn ein Angebot kommt, das unseren Vorstellungen entspricht, kommt es zum Wechsel“, sagt Müller. „Sonst bleibt er hier.“

Der VfB Stuttgart und Hannover 96 wollen Özil unter Vertrag nehmen, schrecken aber vor der hohen Ablöse zurück. „Wir haben unser Interesse an Özil bekundet, aber die sieben Millionen Euro Ablöse, die im Raum stehen, sind uns zu hoch“, sagt VfB-Manager Horst Heldt. Ähnliches war jüngst aus Hannover zu hören.

Die Wechselperiode in der Winterpause endet am Donnerstag. Falls sein Wechsel nicht rechtzeitig zustande kommt, steht Özil mindestens ein halbes Jahr im Abseits. Viel zu lange, gerade in seinem Alter.

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