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Ein Traumpaar aus vergangenen Zeiten: Laura Klaphake aus Deutschland reitet bei der Weltmeisterschaft.

© Stefan Lafrentz/dpa

Verkauf von "Catch Me If You Can": Schockemöhle: Geld über Leidenschaft

Springreiterin Laura Klaphake muss nach dem Verkauf ohne "Catch me if you can" auskommen. Warum die Abhängigkeit von Mäzenen den Sport gefährdet. Ein Kommentar

Einem geschenkten Gaul soll man ja nach dem Sprichwort nicht ins Maul schauen. Das gilt wohl auch für ausgeliehene Gäule. Laura Klaphake, Springreiterin im deutschen Nationalkader und Team-Bronzemedaillen-Gewinnerin bei der WM in Tryon, aber wird sich über den Wert ihres Leihpferdes „Catch me if you can“ in den letzten Monaten schon Gedanken gemacht haben. Denn schon im Juli wollte Bill Gates die Stute angeblich für acht Millionen Euro kaufen. Nach ihrem Medaillenplatz bei der WM im Oktober wird Klaphake neben der Freude über ihren Null-Fehler-Ritt auch ein bisschen Angst davor gespürt haben, was der Erfolg für den Marktwert ihres Pferdes bedeuten könnte.

Diese Angst war berechtigt: Ihr Gönner, niemand anderes als Pferdezucht- und Transportunternehmer Paul Schockemöhle, konnte den Angeboten nicht widerstehen und verkaufte „Catch me if you can“ für einen zweistelligen Millionenbetrag an die Familie der tschechischen Springreiterin Anna Kellnerova. Die reitet bereits ein anderes Pferd, das zuvor unter Klaphake ging, nämlich den ebenso erfolgreichen „Silverstone G“.

Der Vorgang ist in doppelter Hinsicht bitter: Erst einmal für die 25-jährige Klaphake. Sie baute die zehnjährige Stute über vier Jahre zum Weltklassepferd aus und steht nun vollständig ohne Championatspferd da. Zudem muss die deutsche Springreit-Nationalmannschaft ohne eine wichtige Nachwuchsreiterin auskommen. Der Verkauf zeigt, wie abhängig Reiter und Reiterinnen von ihren Mäzenen sind und wie sehr der Sport am Geld privater Pferde- und Stallbesitzer hängt. Das führt nicht nur zu Frustrationen bei den Reitern und Reiterinnen, die mit viel Zeit und Hingabe an den Sport herangehen, Freizeit und Freundschaften opfern. Es ist auch gefährlich für den Sport als Ganzes, denn der Verband macht sich von einigen Großmäzenen abhängig, die sich durch die Pferde unentbehrlich machen und am Ende doch nur nach ihrem eigenen Gusto handeln. Niemand würde es Klaphake verdenken, wenn sie in Zukunft dem vermeintlich geschenkten Gaul ganz genau ins Maul schaut oder aus Frustration sogar den Sport verlässt. Denn im Reitsport schein Geld mittlerweile mehr zu gelten als Ausdauer und Herzblut.

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