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Schwimmen: Wurzeln im Wasser

Frank Bachner über die Rückkehr der Badehose im Schwimmen.

Das Jahr hat mit einer Zeitenwende im Sport begonnen. Im Schwimmen ist plötzlich alles anders, weil der Kalender gewechselt hat. Und damit die Regeln. Nie mehr wird es Szenen vor dem Start geben, in denen harte Rivalinnen sich gegenseitig helfen, ächzend und stöhnend in eine Plastikhülle zu kommen. Nie mehr wird eine Britta Steffen quasi auf dem Wasser liegen, während sie zum Weltrekord schwimmt. Vorbei. Seit diesem Januar feiert die Welt das Comeback einer zwischenzeitlich verschwundenen Sportart: Schwimmen.

Zwei Jahre und rund 230 Weltrekorde lang firmierte das Spektakel zwischen den Beckenrändern als Hightech-Materialschlacht. Nun sind die Schwimmanzüge verboten, vom Startblock hüpfen jetzt wieder Menschen in Badehosen und Badeanzügen.

Die Anzüge hatten etwas von Sozialismus: Alle sind gleich. Alle haben den gleichen optimalen Auftrieb. Höchstens Typen mit Bud-Spencer-Figur (der war übrigens einmal italienischer Meister im Schwimmen in Badehose) wären tiefergelegt gewesen. Jetzt müssen Moppel wie Schmetterling-Spezialist Johannes Dietrich abspecken, auch Weltrekordler Paul Biedermann muss Kilos verlieren. Die Experten streiten, ob nun die guten Techniker schneller voran pflügen können. Die Laien freuen sich, dass sie Weltrekorde nicht mehr gelangweilt abhaken müssen. Die Zeit der Superergebnisse ist erst mal vorbei. Kleiner Blick zu den französischen Meisterschaften: Dort schwammen die Freistilsprinter bereits in kurzen Hosen. Irgendwann kamen sie sogar an: zwei Sekunden über ihren Bestzeiten.

Schwimmen geht zurück zu seinen Wurzeln, das ist gut. Und mit den glänzenden Plastik-Schwimmanzügen verschwindet noch ein apartes Problem. Jede neue Superzeit wurde bisher achselzuckend einfach erklärt: Der schnelle Anzug war’s. Die Dopingfrage verwässerte. Nun ist auch sie wieder zurück.

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