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Hunde sollte man langsam ans Laufen gewöhnen.

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Kolumne: So läuft es: Seid achtsam mit den Hunden

Mensch und Hund können sich gegenseitig vieles geben. Auch beim Laufen. Doch irgendwann muss auch der beste Laufhund in den Vorruhestand.

Dante und Spagna kommen langsam in die Jahre. Sechs Winter, sechs Sommer lang laufen sie nun an meiner Seite. Bei jedem Wetter, zu jeder Zeit. Sie sind im Herbst ihrer Tage angekommen und sie zeigen mir, dass ihnen gerade die letzten Monate gutgetan haben, denn ich konnte nicht laufen. Und sie mussten nicht laufen. Sie konnten gehen, so wie ich. Und nach Herzenslust schnüffeln und Freunde treffen. Jungspund Kara ist seit einem Jahr die Dritte im Rudel. Wild, jung und sehr sehr ängstlich.

Kara läuft sich gerade frei. Sie schüttelt jeden Tag ein Stück ihrer Angst ab. Und das tut sie im wahrsten Sinne. Wenn wir von zu Hause aus starten, ist sie meist noch recht panisch. Sie wird wohl keine guten Erfahrungen im Tierheim gemacht haben. Straßen sind böse. Autos sind böse. Je näher wir in Richtung Felder und Wald kommen, schüttelt sie sich öfter und öfter und entspannt danach immer ein Stück mehr. Wenn sie laufen darf, dann läuft sie. Und je mehr sie läuft, umso besser kann sich Kara entspannen. Zuzusehen wie sich Kara freiläuft, öffnet mir das Herz.

Mit Hunden zu laufen ist für viele Läufer ein Traum

Vielleicht auch deshalb, weil ich weiß wie sich das anfühlt. Dieser Moment, den jeder Läufer kennt: Wenn man nach einem harten Tag die ersten Kilometer noch in den Gedanken des Tages gefangen ist. Und plötzlich macht es klick. Man schüttelt die Gedanken ab, fühlt sich leicht und frei, atmet durch. Mit Hunden zu laufen ist für viele Läufer ein Traum. Und in der Tat schafft das Laufen mit Hunden viele Synergien. Mensch und Hund können sich gegenseitig vieles geben. Und gerade wir Menschen haben dabei eine große Verantwortung, die wir niemals vergessen sollten: Erinnern wir uns zuerst daran, wie wir mit dem Laufen begonnen haben. Sicher ist niemand aus dem Stand einen Halbmarathon gelaufen.

Also bauen wir unseren Begleiter langsam auf. Und zwar mit einigen Minuten laufen, einigen Minuten gehen, steigern wir alles langsam. Mit unseren Kindern laufen wir vorsichtig und erst ab einem gewissen Alter. So sollten wir auch mit unseren vierbeinigen Freunden erst ab einem Jahr beginnen, längere Strecken zu absolvieren. Muskeln und Gelenke sind vorher einfach zu empfindlich. Zudem kommt: Nicht für jeden ist das Laufen wirklich gesund. Das gilt auch – verblüffend – für Hunde: Kurzbeinige Rassen oder Herdenschutzhunde sind nicht für lange Läufe gemacht. Respektieren wir das.

Dante und Spagna werden dieses Jahr neun Jahre alt. Mit meiner Großmutter wäre ich ganz sicher nicht gelaufen. Und so werde ich – und während ich das schreibe bricht es mir ein klein wenig das Herz – beide nicht mehr zu den langen Läufen mitnehmen. Sie haben sich ihren Vorruhestand verdient. Lieber unterstütze ich weiter Kara dabei, sich freizulaufen. Ihr als Jagd- und Laufhund gerecht zu werden, ihr zuzusehen, wie sie zufrieden neben ihren alten Freunden einschläft. Seien wir achtsam mit den Hunden, so wie wir es mit uns sind. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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