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Leichte Bodenlage. Zuletzt lief es für  Leonardo Bittencourt (rechts) und die Bremer weniger gut.

© imago/kolbert-press/IMAGO/kolbert-press/Burghard Schreyer

Seit sechs Spielen sieglos: Werder Bremen unter Druck in Berlin

Die Bemer stehen vor dem Duell bei Hertha BSC zwar auf Platz zwölf, zuletzt lief es aber weniger gut. 20.000 Fans werden Werder im Olympiastadion unterstützen.

Am Samstagmittag werden auf dem Hammarskjöldplatz die Farben grün und weiß dominieren, denn Werder Bremen hat über 20.000 seiner Anhänger für das Spiel gegen die Hertha mobilisiert. Erst ein großer Fanmarsch zur Messe Süd vor dem Anpfiff, dann Bremer Heimspiel-Feeling im ausverkauften Olympiastadion.

Dieser Aufruf ist jedoch mehr als ein Indiz dafür, wie es sechs Spieltage vor Saisonende um die Gefühlslage der Bremer bestellt ist. An der Weser kriecht langsam die Sorge hoch, der Aufsteiger könnte plötzlich doch noch in den Abstiegsstrudel gezogen werden. Mit 32 Punkten steht der Tabellenzwölfte da, das Polster zum Relegationsplatz beträgt acht Punkte. Tendenz: schrumpfend. Denn Werder ist seit sechs Spielen sieglos, nur zwei davon waren ein Remis – und in jeder Partie kassierten die Bremer mindestens zwei Gegentore.

Gerade die Defensive ist das Problem bei Werder

Gerade hat Werder gegen Freiburg seine neunte Heimniederlage der Saison kassiert, eine schlechtere Bilanz weist kein anderer Bundesligist auf. Dass nun also auswärts der Heimvorteil erzeugt, ja fast schon erzwungen werden soll, zeigt, dass im so ruhigen Bremen die Unruhe angekommen ist. „Wir müssen wachsam sein. Die Punkte, die wir haben, werden nicht reichen, um in der Liga zu bleiben“, mahnt Werder-Trainer Ole Werner, der mit seiner nordisch-nüchternen Art eigentlich der fleischgewordene Ruhepol ist.

Doch dass besonders seine Defensive so wenig wachsam in dieser Rückrunde ist, sorgt inzwischen auch bei Werner für ordentlich Puls. Woche für Woche muss der jüngste Trainer der Liga mitansehen, wie seine Mannschaft mit teils haarsträubender Schlafmützigkeit zu Gegentoren einlädt. Punkte geradezu verschenkt. Flanke, Kopfball, Tor – so einfach geht das momentan gegen Werder.

Den Freiburgern reichten ganze fünf Minuten in Bremen aus, um ein 0:1 in ein 2:1 zu drehen. Seit Wochen machen wir die gleichen entscheidenden Fehler“, ärgerte sich auch Werder-Kapitän Marco Friedl: „Wir tappen ein bisschen auf der Stelle.“ Besorgniserregend ist dabei, wie ratlos und scheinbar auch machtlos Trainer Werner in diesen Tagen wirkt. Denn alles reden, mahnen und erklären scheint nicht zu helfen: Seine Spieler können es derzeit nicht umsetzen. Zuletzt patzten mit Friedl und Abwehrchef Milos Veljkovic gleich zwei Leistungsträger in einem Spiel. Werder wackelt gewaltig.

Werder zehrt in dieser Rückrunde nur noch von seiner schwungvollen Hinrunde

Doch für den erfahrenen Mittelfeld-Wirbler Leonardo Bittencourt seien das dagegen „nur Kleinigkeiten“, an denen sie arbeiten müssten. Und überhaupt würde ihm über Werders Lage „viel zu negativ geschrieben“ werden. Schließlich sei man Aufsteiger. „Und da stehen Mannschaften hinter uns wie Hoffenheim, Augsburg, Bochum, Stuttgart, Schalke, Hertha“, betont Bittencourt: „Wenn das einer vor der Saison gesagt hätte, hätten wir alle gesagt: krass!“

Die Saison ist jedoch nicht am 28. Spieltag beendet und so kommen in Bremen die düsteren Erinnerungen ans Frühjahr 2021 wieder hoch. Damals fühlte man sich mit 30 Punkten schon gerettet, verlor dann aber sieben Mal in Folge und stieg nach 41 Jahren aus der Bundesliga ab.

Werder zehrt in dieser Rückrunde nur noch von seiner schwungvollen Hinrunde, mit der die Werner-Elf die Fans oft mit Fußball-Spektakeln mitgerissen und so manchen Gegner überrumpelt hatte. Die Bremer würden aber lange nicht so gut dastehen, wenn sie ihre Lebensversicherung nicht hätten: Stürmer Niclas Füllkrug. 16 Mal hat der 30 Jahre alte Neu-Nationalspieler getroffen, doch gegen Freiburg fehlte er schmerzlich.

Die Wade zwickt bei dem, den sie in Bremen entweder „Fülle“ oder „Lücke“ nennen. Ob er gegen die Hertha wieder dabeisein kann, steht noch nicht entgültig fest. Ohne ihn ist für Werder das Gewinnen jedenfalls ungleich schwerer. Und dass nun wöchentlich neue Vereine kolportiert werden, für die Füllkrug ab dem Sommer stürmen soll, bringt Bremen seine Unaufgeregtheit auch nicht zurück.

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