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SEITEN Wechsel: Dem Vergessen entrissen

Christoph Ruf reist in die deutsche Fußballprovinz

Wie sehr und wie rasant sich der Fußball gerade wandelt, erfährt man wahrscheinlich, wenn man sich mit einem 16-Jährigen über dieses Thema unterhält. Wer heute 16 ist und mit der Champions League sozialisiert wurde, wird zum Beispiel Chelsea für einen Weltverein halten, für einen Traditionsklub wie Real Madrid. Dass Chelsea vor einigen Jahren noch ein unbedeutender Londoner Stadtteilklub war und allenfalls ein paar Intellektuelle interessiert hat – geschenkt. Die Globalisierung hat auch unser Bild vom Fußball durcheinander gebracht. Der Kader des FC Chelsea ist uns heute so vertraut wie früher der von Waldhof Mannheim, Bayer Uerdingen oder Fortuna Köln.

Klubs, die kaum ein 16-Jähriger noch kennt. Doch mit seinem Buch „Ist doch ein geiler Verein“ hat Christoph Ruf sie zumindest zeitweise dem Vergessen entrissen. Bei seinen „Reisen in die Fußballprovinz“ hat er Vereine besucht, die der Bedeutungslosigkeit entgegendämmern, die groß waren und klein geworden sind oder nie groß waren und es auch nie werden. Rufs Reportagen und Interviews fügen sich zu einem etwas anderen Sittengemälde des deutschen Fußballs, und sie erzählen, wie es einmal war (und nie wieder sein wird). Herausgekommen ist dabei ein Buch für Sozialromantiker. Wobei man Sozialromantik nicht mit Romantik verwechseln sollte. Stefan Hermanns





— Christoph Ruf:
Ist doch ein geiler Verein. Reisen in die Fußballprovinz. Verlag Die Werkstatt. 240 Seiten, 16,90 Euro.

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