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Sport: SEITENWECHSEL Guter Vorsatz

Die exzentrische Tour de France

„Und so stand ich an Silvester mit einer Flasche Milleniums-Champagner am Fenster, um den von benebelten Hirnen überall auf dem Erdball ausgebrüteten guten Vorsätzen mein eigenes größenwahnsinniges Gelübde hinzuzufügen.“ So hat es angefangen – das, was Tim Moore anfangs noch einen „Fahrradausflug“ nennt, der sich dann aber mehr und mehr zur schweren Tortur für ihn entwickelt. Im Mai 2000 setzt sich der 36 Jahre alte englische Reisejournalist und bekennende Faulpelz in London in den Zug, um nach Frankreich zu reisen und dort die Originalstrecke der Tour de France abzufahren, 3630 Kilometer quer durch Frankreich.

Moore erzählt in „Alpenpässe und Anchovis“ von seinem Kampf gegen Wind und Wetter, gegen die Tristesse gesichtsloser Kleinstädte, die Foltern der französischen Küche und die Dilettanten in der Pressestelle der Tour, von kleinen Lügen und dem großen Dopingbetrug. Als er in den Pyrenäen den ersten Berg bezwingt, kommt ihm die Erkenntnis: „Ich bin kein Kletterer.“ Moores Buch ist für den Radsport das, was Joe McGinnis’ „Das Wunder von Castel di Sangro“ in der Fußballliteratur ist. Er verwebt das eigene Leiden mit den kleinen und großen Geschichten der Tour. Das alles ist sehr britisch. Vor allem aber sehr, sehr komisch.

Tim Moore: Alpenpässe und Anchovis. Eine exzentrische Tour de France. Covadonga Verlag, 315 Seiten, 19,80 Euro

An dieser Stelle lesen Sie jeden Dienstag einen Buchtipp aus der Welt des Sports.

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