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Sport: Sensation in Belgrad

Die deutschen Basketballer schlagen die favorisierten Slowenen 76:62 und ziehen ins EM-Halbfinale ein

Während der Vorrunde in Vrsac hatte der Basketball-Nationalspieler Marco Pesic mit zwei Beobachtern um jeweils 100 Euro gewettet. Er hatte geglaubt, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft das Halbfinale erreichen würde. Als Marko Pesic gestern Abend in den Katakomben der „Belgrad Arena“ diese beiden wieder erblickte, rief er: „Mein Geld, wo ist mein Geld?“

Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Basketball-Europameisterschaft eine Überraschung geschafft, die nach der schwierigen Vorbereitung nur wenige erwartet hatten. Nach dem 76:62 (34:34) über die favorisierten Slowenen spielt sie heute (21 Uhr, live im DSF) im Halbfinale gegen Spanien. „Alle sind heiß“, sagte Aufbauspieler Pascal Roller, „wir wollen eine Medaille mit nach Hause nehmen.“

Optimistisch dafür stimmte ihn, dass inzwischen das gesamte Team ein hohes Niveau erreicht hat. Diesmal musste Dirk Nowitzki (22 Punkte) in der Offensive nicht den Alleinunterhalter spielen, sondern bekam große Unterstützung von Pascal Roller und Mithat Demirel (jeweils 15 Punkte) und Demond Greene (10 Punkte). Fast die Hälfte aller Dreipunktewürfe fiel in den Korb. Centerspieler Patrick Femerling sammelte zehn Rebounds unter dem Korb. „Alle Spieler, die auf dem Feld waren, haben ihren Beitrag zu dieser Sensation geleistet“, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann.

Das Team hatte sich vorgenommen, vor 18 000 Zuschauern in der „Belgard Arena“ nicht mehr so schlecht zu starten wie in den beiden Spielen zuvor. Das gelang sehr gut, und dabei ließen sich die deutschen Spieler auch nicht von den 8000 pfeifenden slowenischen Fans irritieren. Nach acht Minuten führte die deutsche Mannschaft gegen die mit drei NBA-Spielern angetretenen Slowenen mit 19:6. Der eingewechselte Mithat Demirel erzielte im ersten Viertel acht Punkte. „Seit zwei, drei Tagen fühle ich mich physisch sehr gut“, sagte der lange verletzte Demirel. „Er hat die Energie reingebracht, die der Coach immer von den Bankspielern fordert“, sagte Roller. Allerdings startete das deutsche Team unglücklich ins zweite Viertel. Nach einer 2:12-Serie lag es erstmals wieder in Rückstand (23:24). Bis zur Pause blieb das Spiel ausgeglichen.

Doch dann begannen die deutschen Aufbau- und Außenspieler zu treffen. Pascal Roller und Demond Greene verhalfen dem Team mit zwei Dreipunktewürfen zur 49:40-Führung. Und im letzten Viertel setzte sich die Mannschaft mit vier Dreipunktewürfen in Folge sogar deutlich ab. „Der zweite Wurf von Pascal Roller war der Nagel im Sarg der Slowenen“, sagte Bauermann. Bei dieser Aktion seines Aufbauspielers hatte Bauermann von der Seitenlinie eigentlich einen anderen Spielzug angesagt. Doch Roller hörte nicht auf ihn, warf – und traf. „Das spricht für sein Selbstbewusstsein“, sagte Bauermann.

Als die deutsche Mannschaft im letzten Viertel mit 17 Punkten führte, gaben sich die Slowenen auf. „Wir haben das supercool runtergespielt“, sagte Pascal Roller. Bauermann will nun versuchen, die Euphorie in der Mannschaft vor dem Halbfinale nicht zu groß werden zu lassen. „Wichtig ist, dass wir auf dem Boden bleiben“, sagte der Trainer.

Mit Halbfinalspielen hat seine Mannschaft bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Bei der EM 2001 verlor sie in einem dramatischen Spiel nach Verlängerung gegen die Türkei, bei der WM 2002 unterlag sie Argentinien. Doch Bauermann interessieren diese Erfahrungen nicht. Er sagt: „Negative Serien warten nur darauf, gebrochen zu werden.“

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