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Das flenst: Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt feiern nach ihrem Sieg im Finale der Champions League gegen den Deutschen Meister aus Kiel.

© dpa

Handball-Champions-League: SG Flensburg-Handewitt überrascht sich

Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt feiern ihren Sieg in der Champions League – diesmal ohne Distanz zu ihrem schleswig-holsteinischen Dauerrivalen THW Kiel.

Nein, nein, versicherten die Beteiligten einheitlich, außerplanmäßige Turbulenzen werde es nicht geben. Wenige Stunden nach dem Champions-League-Finale gingen die Handballer vom THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt zwar wieder geschlossen an Bord desselben Fliegers, diesmal von Köln nach Hamburg. Im Gegensatz zur Anreise zum Finalturnier am Donnerstag dürfte sich die Situation allerdings unter emotionalen Gesichtspunkten schwieriger gestaltet haben , zumindest für die im Endspiel unterlegenen Kieler. Auf die Situation angesprochen, sagte Kiels Trainer Alfred Gislason beschwichtigend: „Wir sind doch alle erwachsen.“ Auch wenn er es nicht aussprach, ahnte der Isländer wohl schon, dass das womöglich doch keine so gute Idee gewesen war mit dem gemeinsamen Rückflug.

Vor ein paar Jahren wäre dieses Szenario noch undenkbar gewesen, zu groß war die Rivalität zwischen den Klubs aus Schleswig-Holstein, zu ausgeprägt die Abneigung. Dem Vernehmen nach sollen Kiels langjähriger Kapitän Stefan Lövgren und Flensburgs Linksaußen-Legende Lars Christiansen bis heute kein Wort miteinander wechseln. Alte Fehde halt. „Davon ist die aktuelle Profi-Generation weit weg“, sagte Flensburgs Geschäftsführer Dierk Schmäschke, „bei allem sportlichen Ehrgeiz akzeptieren wir uns nicht nur, wir respektieren uns.“ Das war auch unmittelbar nach dem Finale zu beobachten. Kiels Spieler gratulierten den SG-Spielern ebenso artig wie ihr Coach. „Im Halbfinale hatte Flensburg vielleicht ein bisschen Glück, im Finale haben sie einfach großartig gespielt“, räumte Gislason demütig ein.

Die Geschichte der frisch gekürten Sieger erinnerte an die des HSV Handball im Vorjahr. Auch die Hamburger – mittlerweile in starken finanziellen Nöten – hatten 2013 auf dem Weg zum Europapokal überraschend die favorisierten Teams aus Kiel und Barcelona besiegt. Der neue Titelträger tat dies jedoch auf die denkbar spektakulärste Art und Weise: Sowohl im Halbfinale gegen die Spanier als auch im Finale holten die Flensburger einen zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Rückstand auf.

Trainer Ljubomir Vranjes gibt zu seiner Zukunft nur wenig Auskunft

„Fragen Sie mich nicht, wie wir das gemacht haben. Ich werde mir die Spiele auf jeden Fall noch mal ansehen, weil ich nicht mehr viel zusammenbekomme“, sagte Michael Knudsen, „wir haben uns alle in einem Tunnel befunden.“ Für den Dänen war die Sache ohnehin noch emotionaler als für seine Kollegen, weil er nach acht Jahren sein letztes Spiel im Trikot der SG bestritt. „Ich habe so lange Zeit meine Knochen hingehalten, ein paar Titel gewonnen, aber auch bittere Niederlagen erlebt“, resümierte der Kreisläufer, „aber dieses Ende wird für immer in Erinnerung bleiben: Champions-League-Sieg im letzten Spiel – besser geht’s nicht.“

Deshalb wurden noch am Sonntagabend entsprechende Feierlichkeiten vorbereitet. Montagnachmittag bereitete die Stadt Flensburg ihrem mit Abstand populärsten Sportteam schließlich einen standesgemäßen Empfang. In Anbetracht dieser Aussicht wollte Trainer Ljubomir Vranjes auch ausschließlich über das Hier und Jetzt sprechen und nicht über seine sportliche Zukunft. Zuletzt war der schwedische Coach mit allerhand europäischen Großklubs in Verbindung gebracht worden, der Sieg seines Teams beim Finalturnier von Köln dürfte das Interesse an Vranjes' Person nicht geschmälert haben. „Ich sage dazu nur einen Satz“, sagte der Trainer, „ich habe einen gültigen Vertrag bis 2017 – und damit Schluss.“

Bei Filip Jicha hörte sich das nach einem kräfteraubenden Wochenende ganz ähnlich an. Wie denn sein Saisonfazit ausfalle, wurde der Kieler Kapitän auf der Pressekonferenz abschließend gefragt: „Ich bin froh, dass sie zu Ende ist“, antwortete er ungewohnt wortkarg. In Flensburg dürfte man diese Ansicht teilen, allerdings aus einem anderen Grund. „Wir feiern jetzt erstmal ein paar Tage“, sagte Michael Knudsen. Außerplanmäßige Turbulenzen garantiert.

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