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Shinji Kagawa wechselte 2012 für 16 Millionen Euro vom BVB nach England.

© Imago

Shinji Kagawa bei Manchester United: Das große Frustfressen

Shinji Kagawa kommt bei Manchester United nur selten zum Einsatz. Dabei ist er fit. Eigentlich. Wenn dem japanischen Nationalspieler nicht gerade der Magen ausgepumpt werden muss, weil er zu viel gegessen hat.

Manchester United hat unter Alex Ferguson alles gewonnen, was eine Fußballmannschaft gewinnen kann: die Meisterschaft, den Pokal, die Champions League, den Weltpokal. Und immer, wenn man dachte, dass die Spieler nun mal genug haben von Triumphen und Trophäen, setzten sie noch einen Titel oben drauf.

Im Sommer dieses Jahres verließ Ferguson aber Manchester United, und es trat das, was viele Fans befürchten, wenn eine Ära endet: Die Mannschaft steht auf Platz neun der Tabelle, sie spielt uninspiriert und gelangweilt. Sie spielt, als seien die Spieler satt.

Seit diesem Wochenende gibt es dafür sogar einen Namen: Shinji Kagawa.

Am vergangenen Mittwoch, nach dem Spiel gegen den FC Everton, soll es dem Japaner so schlecht gegangen sein, dass  Nachbarn einen Krankenwagen rufen mussten. Die Ärzte stellten daraufhin fest, dass Kagawa zu viel gegessen hatte und pumpten seinen Magen aus. Am Freitag trainierte er zwar wieder, doch er war sehr schlapp. „Sämtliche Fitnesswerte waren so schlecht, dass wir das Gefühl hatten, es wäre besser, wenn wir keine Risiken eingehen“, sagte Moyes. Beim 0:1 gegen Newcastle United saß Kagawa also wieder nur auf der Bank, und wenn man sich diese Bank anguckte, konnte man erkennen, wie es Manchester gerade so geht.

Rechts: Shinji Kagawa, der 2012 für 16 Millionen Euro vom BVB gekommen war, der nun den Magen ausgepumpt bekam und gelangweilt und in Schal und Jacke eingepackt seine Unterschrift auf Zettel, Trikots und Bälle setzte, die ihm ebenso gelangweilte Kinder nach vorne reichten. Links: Marouane Fellaini, der vor der Saison für 27,5 Millionen Pfund vom FC Everton kam und der bislang nur durch eine Haarpracht für Gesprächsstoff sorgte. Gegen Newcastle stand er zwar nicht im Kader, saß aber auf der Auswechselbank. Die 90 Minuten verbrachte er hauptsächlich damit, auf sein Smartphone zu gucken. Ebenfalls: gelangweilt.

Monaco, Wolfsburg, Galatasaray?

Kagawa gab vor einigen Monaten ein Interview in einem japanischen Fernsehsender. Er sagte: „Wenn Dortmund damit einverstanden ist, möchte ich eines Tages zu diesem Team zurückkehren.“ Sein Berater musste danach ein bisschen zurückrudern, denn die Aussage bezog sich natürlich nicht auf die nahe, sondern auf die ferne, sehr ferne Zukunft.

Doch da war es schon zu spät, und seitdem kann man alle paar Tage lesen, dass Kagawa im Tausch für Marco Reus, Ilkay Gündogan oder Neven Subotic zum BVB zurückkehren wird. Außerdem sollen Chelsea, Wolfsburg, Galatasaray und Real Madrid interessiert gewesen seien. Und erst vor wenigen Tagen spekulierten englische Medien über einen Wechsel zum AS Monaco.

Moyes ist sich unsicher, wer Kagawa überhaupt ist.

Kagawa selbst hat sich nach dem Interview mit dem Fernsehsender nicht weiter geäußert. Er sagte nur, dass er noch einmal angreifen wolle. „Nach meinem Transfer waren die Leute voller Erwartungen, doch ich konnte sie nicht erfüllen, das war sehr deprimierend. Ich möchte mich jetzt zeigen.“ Das war vor der Saison 2013/14. Seitdem hat er gerade mal sechs Liga-Einsätze gehabt. Das letzte Tor schoss er im Mai gegen West Bromwich.

Damals war Alex Ferguson noch Trainer. Und vielleicht ist das auch die Crux an der ganzen Situation. Denn Ferguson hielt große Stücke auf den Japaner. Unter dem Schotten durfte Kagawa immerhin zehnmal auf seiner Lieblingsposition, der Zehn, spielen. Einmal sagte Ferguson, dass Kagawa besser werden könnte als Chelseas Belgier Eden Hazard.

Moyes ist sich hingegen unsicher, wer Kagawa überhaupt ist und wo er einzusetzen sei. Vermutlich auf den Außenbahnen. Wenn überhaupt. Denn die die Position hinter den Spitzen hat er mittelfristig für den 18-jährigen Adnan Januzaj vorgesehen. Alle paar Tage kann man in der englischen Presse lesen, wie sehr sich Moyes um seinen neuen Ziehsohn sorgt. Er sagt dann Sachen wie: »Januzaj ist meine neue Zehn!« Oder: „Januzaj muss besser vor Fouls geschützt werden.“ Oder: „Januzaj lernt von Messi.“

Kagawa vs. Leverkusen

Und Kagawa? Der durfte bislang sehr selten im zentralen offensiven Mittelfeld ran. Einmal vor ein paar Wochen, 90 Minuten gegen Leverkusen in der Champions League. Manchester United brannte ein Offensivfeuerwerk ab und zeigte die bislang beste Saisonleistung. Am Ende stand es 5:0.

Vielleicht darf er am Dienstag gegen Schachtar Donezk spielen, schließlich hat sich Manchester United bereits für das Achtelfinale qualifiziert. Vielleicht sitzt er aber auch wieder auf der Bank. Vor ein paar aufgescheuchten Kindern und neben Marouane Fellaini, während seinem Ziehvater, Papa Klopp, in Dortmund die Spieler ausgehen.

Dieser Text erscheint mit freundlicher Genehmigung des Magazins für Fußballkultur 11FREUNDE.

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