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Sport: Sie sind doch der, der damals...

Fehlschuss oder Foul: Es gibt Spieler, die nicht durch Titel bekannt wurden, sondern durch eine Situation, die sie fortan immer begleitet hat

Der Mann mit dem Fehlschuss. Weserstadion, 22. April 1986, vorletzter Spieltag der Saison. Es steht 0:0 zwischen Werder und Bayern. Bremen wäre mit einem Sieg schon Meister. 88 Minuten sind vorbei, als der Schiedsrichter nach Handspiel des Münchners Sören Lerby auf dem Elfmeterpunkt zeigt. Erst nach zwei Minuten bekommt Michael Kutzop den Ball, den Bayerns Kotrainer wütend weggedroschen hatte. Kutzop legt sich die Kugel zurecht. Noch nie hat der Blondschopf in der Bundesliga einen Elfmeter verschossen. Doch diesmal ist der Druck groß: Kutzop hat den Titel im Fuß. Er läuft an, täuscht Bayern-Torwart Jean Marie Pfaff – und schießt an den Pfosten (siehe Foto). Das Spiel endet 0:0. Am letzten Spieltag verliert Werder 1:2 in Stuttgart. Die Bayern sichern sich die Meisterschaft, die Kutzop verschossen hat. Vielleicht habe er vor dem Schuss zu viel nachgedacht, sagt Kutzop heute. Lange habe ihn der Elfmeter beschäftigt. „Aber ich stehe da mittlerweile drüber, wirklich. Am Anfang war es schwieriger.“

Der Mann, der Otze wurde. Müngersdorfer Stadion, 2. Mai 1991, DFB-Pokal-Halbfinale zwischen dem 1. FC Köln und dem MSV Duisburg, Halbzeit. Frank Ordenewitz hat schon Gelb gesehen. In der Pause kündigt er Trainer Erich Rutemöller an, einen Platzverweis provozieren zu wollen. Nach den damaligen Regeln hätte Ordenewitz die Rot-Sperre in der Bundesliga absitzen können. Für das Endspiel wäre er nur wegen der Gelben Karte gesperrt gewesen, da die Verwarnung gegen Duisburg die zweite gegen ihn im Wettbewerb war. Eine Lücke im damaligen Regelwerk. Rutemöller gefällt die Idee mit der Roten Karte, er sagt: „Mach et Otze!“ Der macht es, schlägt kurz vor Spielende – Köln führt 3:0 – den Ball mutwillig weg. Ordenewitz sieht Rot und schweigt. Dafür plaudert sein Trainer alles aus: Der Deutsche Fußball-Bund hört mit. Ordenewitz wird für das Finale gesperrt, Rutemöller muss zahlen und Köln verliert das Finale nach Elfmeterschießen gegen Bremen.

Der Mann, der für Klinsmann kam. Olympiastadion München, 10. Mai 1997. Es läuft die 80. Spielminute in der Partie der Bayern gegen den SC Freiburg. Dem Münchner Coach Giovanni Trapattoni gefällt das 0:0 gegen den Außenseiter wenig, er winkt Jürgen Klinsmann zur Seitenlinie. Der Star muss raus, für ihn kommt mit Carsten Lakies ein Amateur zu seinem Bundesliga-Debüt. Klinsmann fühlt sich erniedrigt, tritt im Frust in eine Werbetonne und beschimpft den Trainer. Eine Szene, die in die Geschichte eingeht – der eingewechselte Spieler tut das nicht: Das „Klinsmann-Spiel“ war das einzige von Lakies bei den Bayern. Eine Saison später kommt er bei Hertha noch dreimal zum Einsatz. Heute stürmt er beim Obervellmarer Sportclub in der Oberliga Hessen.

Der Mann mit den merkwürdigen Eigentoren. Frankenstadion, 16. März 1991. Es steht 0:0 zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem VfB Stuttgart, bis Nürnbergs Vlado Kasalo das Spiel mit einem Eigentor entscheidet. Pech. Oder nicht? Nur eine Woche später haut er den Ball wieder ins falsche Tor, beim 0:2 in Karlsruhe. Kasalo gerät in den Verdacht, die Spiele verschoben zu haben, um seine Schulden begleichen zu können. Doch das kann ihm nie bewiesen werden – andere Dinge hingegen schon. Er wird nach der Karriere in Kroatien wegen illegalen Waffen- und Drogenbesitzes verhaftet.

Der Mann, der nie zum Althans wurde. Trainingsgelände FC Bayern, irgendwann im Jahr 1977. Bei den Bayern steht seit 1966 nur einer im Tor – Sepp Maier. Über den 19 Jahre alten Ersatztorwart Walter Junghans sagt der Weltmeister: „Bei uns wird der Junghans noch zum Althans.“ Maier irrt. Zwei Jahre später muss der Stammtorwart nach einem Unfall die Karriere beenden, Junghans rückt ins Tor. Er wird bis zum Karriereende 205 Spiele in der Bundesliga für Bayern, Hertha und Schalke dort stehen. Doch egal wo er hin kommt, der „Althans“ begleitet ihn bis nach der Karriere: Im Sommer 2008 soll Junghans Torwarttrainer bei den Bayern werden – als Nachfolger von Sepp Maier.

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