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Sport: Siegen gegen die Trübsal

Tobias Angerer soll heute die Stimmung der deutschen Ski-Langläufer heben

Der Seelenzustand von Axel Teichmann nach seiner Operation am Oberschenkel ist nicht näher überliefert. „Er braucht seine Ruhe“, sagt Bundestrainer Jochen Behle und wiegelt alle Gesprächsversuche ab. Man kann jedoch ahnen, dass es um sein Gemüt nicht besonders gut bestellt ist, nun da feststeht, dass die Olympischen Spiele von Turin ohne den Gesamtweltcupsieger der vergangenen Saison stattfinden werden. Und wie es Evi Sachenbacher-Stehle geht, übertrugen die Fernsehkameras am Freitag aus Pragelato in die Heimat. Sie weinte.

Die Olympischen Spiele von Turin haben nicht gut für die deutschen Langläufer begonnen. Und dabei haben sie noch keinen einzigen Wettbewerb absolviert. Heute im Jagdrennen (10 Uhr Frauen, 13.45 Herren, live in der ARD) können die Läufer von Bundestrainer Jochen Behle eine sportliche Antwort auf die Ereignisse der letzten Tage geben. Allerdings droht sogar der Ausfall des grippekranken René Sommerfeldt. „Ich hoffe auf eine Trotzreaktion der Mannschaft“, sagt Behle. Besonders Tobias Angerer zählt über 30 Kilometer zu den Favoriten. Er hat in dieser Saison beide Jagdrennen gewonnen. „Das ist mein Lieblingswettkampf“, sagt Angerer, „aber ich bin nur einer von fünf oder sechs Favoriten.“

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Tobias Angerer die traurige Stimmung wenden kann, die das deutsche Team erfasst hat. Nach Teichmanns Ausfall, der sich einen Abszess am Oberschenkel operativ entfernen lassen musste, schockte am Freitag die Schutzsperre für Evi Sachenbacher-Stehle die Langläufer. „Da verzweifelt man als Trainer, zumal wir die Spitzenleute nicht aus der Tasche zaubern können“, sagt Behle. Jetzt fürchtet er sogar, dass Teichmann seine Karriere beenden könnte.

In dieser Saison ist Teichmann von Tobias Angerer als erfolgreichster Läufer des deutschen Teams abgelöst worden. Fünf Weltcupsiege stehen für den 28 Jahre alten Traunsteiner zu Buche, im Sprint hatten seine Gegner regelmäßig das Nachsehen. Nun muss er versuchen, seine Erfolge im Weltcup auch bei Olympischen Spielen fortzusetzen. Erst eine Medaille hat er bisher bei Olympia gewonnen, vor vier Jahren in Salt Lake City war er mit der Staffel auf Platz drei gelaufen. Diesmal hat ihm die Zeitung „Sports Illustrated“ sogar drei Goldmedaillen prognostiziert. Zumal er in der Staffel und im Teamsprint ebenfalls gute Medaillenchancen hat. „Dreimal Gold ist ein Schmarrn“, sagt Angerer. Eine Medaille aber sollte es schon werden. Er hat in dieser Saison den entscheidenden Sprung nach vorne gemacht. Ihm half dabei der Wechsel in die Trainingsgruppe nach Oberhof. Dort trainierte er mit dem Gesamtweltcupsieger Teichmann und begann, dessen aufrechten Stil in der Loipe nachzuahmen. „Das passiert ganz automatisch“, sagt Angerer, „du nimmst einfach seinen Rhythmus auf.“

Heute auf den ersten 15 Kilometern im klassischen Stil dürfte er davon profitieren. Danach muss er auf Skating-Ski umsteigen. „Unsere Athleten sind Allrounder“, sagt Behle, „deshalb sehen sie in der Doppelverfolgung immer gut aus.“

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