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Langlauf: Silber für deutsche Damenstaffel

Mit einem "Finale furioso" hat Claudia Künzel den deutschen Langläuferinnen den größten Erfolg seit drei Jahren beschert und ihre Teamkolleginnen zu Tränen gerührt.

Turin - In der 4 x 5 Kilometer-Staffel fing die Oberwiesenthalerin als Schlussläuferin auf der Zielgeraden noch Italien und Schweden ab und verhalf sich, Stefanie Böhler (Ibach), Viola Bauer (Oberwiesenthal) und Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) zur olympischen Silbermedaille. An Olympiasieger Russland reichte das deutsche Quartett aber nicht mehr heran.

«Um ehrlich zu sein: Ich hatte am Berg nicht mehr an die Medaille geglaubt», gab Evi Sachenbacher-Stehle unumwunden zu. «Wir hatten uns mit Sportdirektor Thomas Pfüller noch 40 Meter vor dem Ziel eine Erklärung zurecht gelegt, warum der vierte Platz als Erfolg zu werten ist», gestand auch DSV-Präsident Alfons Hörmann, der nach dem Zieleinlauf völlig aus dem Häuschen war: «Einen vergleichsweise ähnlich starken Spurt in einem Langlauf habe ich in den vergangenen Jahren nicht gesehen», meinte Hörmann.

Die gefeierte Claudia Künzel selbst blieb bescheiden. «Ich habe nur gedacht: Jetzt nicht aufgeben. Vertraue deiner Stärke auf dem letzten Stück», sagte die Oberwiesenthalerin, die zwar von Sachenbacher-Stehle mit einem 12,5-Sekunden-Vorsprung auf den Schlussabschnitt geschickt wurde, nach drei der fünf Kilometer jedoch von Russland, Norwegen, Schweden und Italien eingeholt wurde. Am letzten Anstieg konnte sie die Attacken nicht mehr kontern und war bei Kilometer 3,9 knapp 11 Sekunden hinter den Medaillenrängen. «Ich habe gemerkt, es geht nicht schneller», sagte Künzel, die noch am Freitag den Spurt auf den letzten 400 Metern geübt hatte. «Da zählt dann nur noch Kampf, Kraft und Technik. Ich habe an meine eigene Stärke geglaubt», betonte sie.

Bundestrainer Jochen Behle hatte die «Claudsch» in den vergangenen zwei Tagen mental aufgebaut. «Ich habe sie an ihre Stärken erinnert, die eindeutig im Schlussspurt liegen. Mit ihrer Schwäche am Berg habe ich sie bewusst nicht konfrontiert. Aber 10,8 Sekunden waren dann doch schon ein erhebliches Loch, ich war nicht mehr überzeugt, dass sie es zuläuft», sagte der Coach. Er freute sich am Ende für das Team. «Es ist ein Lohn für die vielen Entbehrungen, die die Mädchen auf sich nehmen mussten und eine gute Antwort auf den Trubel der vergangenen Tage», meinte Behle.

Er schloss in sein Lob alle vier Athletinnen ein, insbesondere Startläuferin Steffi Böhler. «Der Druck auf dem Mädchen war riesig. Wenn du den Start versaust, ist die ganze Staffel im Eimer. Sie ist taktisch hervorragend gelaufen, hat keine unnütze Kraft vergeudet. Es war ein sehr gutes Rennen», urteilte er über die Ibacherin, die erstmals in so einem bedeutenden Wettkampf stand. Viola Bauer lief mit einem «sensationellen Rennen» (Behle) den 13-Sekunden-Rückstand wieder zu und Evi Sachenbacher-Stehle stellte ihre starke Form unter Beweis, als sie am Berg davon lief. «Jetzt habe ich es allen gezeigt», empfand sie auch eine persönliche Genugtuung nach den Negativ-Schlagzeilen um ihre Schutzsperre zu Beginn der Olympischen Winterspiele nach einem zu hohen Hämoglobinwert.

«Diese Silbermedaille ist so viel wert wie das Gold von Salt Lake City», sprach Viola Bauer für ihre Teamkolleginnen, die am Samstagnachmittag zur Medaillenübergabe nach Turin fuhren. (Von Gerald Fritsche und Eric Dobias, dpa)

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