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Diskusweltmeister Robert Harting holte am Sonntagabend die Silbermedaille - und verpasste den Sieg nur um 40 Zentimeter.

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Update

Nicht richtig erwischt: Silber für Diskus-Weltmeister Harting

Robert Harting hat sein erstes EM-Gold um 40 Zentimeter verpasst, den deutschen Leichtathleten aber die Medaille Nr. 13 beschert. Zuvor waren die Sprintstaffel der Männer erfolgreich.

Der Blick grimmig, die Muskeln gespannt. So tigert Robert Harting um den Diskusring, als die ersten Konkurrenten den Wettbewerb eröffnen. Den Polen Piotr Malachowski würdigt der Berliner keines Blickes, als dieser die Zwei-Kilo- Scheibe auf 65,84 Meter schleudert. Dann betritt der 25-Jährige den Ring. Sein erster Versuch ist mehr als nur ein Versuch – er ist ein Wegweiser. 68,33 Meter. Doch so schnell lässt sich ein Malachowski nicht beeindrucken. 68,87 Meter – sein Konter glückt. Und er sollte reichen für den Europameistertitel.

Dabei hat ein spannendes Diskus-Duell gerade erst begonnen. Harting zeigt sich äußerlich unbeeindruckt. Vielleicht denkt er zurück an Berlin, die WM im vergangenen Jahr. Auch damals lag Malachowski in Führung, bis Harting im letzten Durchgang weiter warf und Weltmeister wurde. „Die EM wird ein 70-Meter-Krimi“, hatte der Berliner vor dem Finale von Barcelona prophezeit. Doch als Prophet hat Harting bei dieser EM versagt. Denn um 20:41 Uhr verbeugt sich Piotr Malachowski vor dem Publikum in Barcelona. Der Pole hat den Wettbewerb als Sieger beendet. Harting hat zu diesem Zeitpunkt bereits seine Trainingsjacke angezogen und den Rucksack geschultert. Seine Gesten zeigen den 38 000 Zuschauern wieder einmal mehr als deutlich: Freunde werden der eigenwillige Berliner und der Pole nicht mehr.

Dabei hatte Robert Harting alles ähnlich gemacht wie im vergangenen Jahr, das mit dem großen Erfolg endete. Die EM war sein zehnter Wettkampf. Genauso viele hatte er vor Jahresfrist auch absolviert. „Die Vorbereitung auf das Finale ist normale Wettkampfroutine“, hat er nach seiner späten Ankunft am Donnerstag in der katalanischen Hauptstadt gesagt. Und wie in Berlin hatte Robert Harting vor dem Wettkampf mit umstrittenen Aussagen für Schlagzeilen gesorgt. Wenn er gewänne, dann solle sein fünf Jahre jüngerer Christoph endlich besser gefördert werden. Der „träge Verband und Diskus-Bundestrainer Jürgen Schult“ müssten sich „endlich mal bewegen“, hatte Harting gefordert. „Wir haben Kaderkriterien, die für alle gelten“, reagierte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands.

Am Sonntag war davon erstmal keine Rede mehr, denn gewonnen hat Harting diesmal nicht. „Letzten Endes kann ich auch nichts machen“, sagte er, „ich habe keinen richtig erwischt. Keiner ist so richtig weit geflogen.“ Ansonsten wären eineinhalb Meter mehr drin gewesen, glaubt er. So aber bleibt eine merkwürdige Serie bestehen. „Der Pole ist in geraden Jahren besser als ich“, sagt er, „ich bin in den ungeraden besser.“

Für die Olympischen Spiele in zwei Jahren würde das nichts Gutes verheißen. Denn ein Ende dieses Duells ist nicht in Sicht. „Der Pole verfolgt mich schon seit 2002“, sagt Robert Harting, „wahrscheinlich wird er mich mein ganzes Sportlerleben begleiten.“

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