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Sport: Silberner Rahmen für drei Goldmedaillen

Es wurde still im Pressezentrum im Utah Olympic Park. Wem er diese Medaille denn widmen wolle, wurde Georg Hackl gefragt.

Es wurde still im Pressezentrum im Utah Olympic Park. Wem er diese Medaille denn widmen wolle, wurde Georg Hackl gefragt. Der Silbermedaillengewinner von Salt Lake City stockte, dann brach er in Tränen aus. Weinend sagte er: "Ich widme diese Medaille meinem Vater." Mit 62 Jahren hatte Hackls Vater Ende Dezember an der Bahn am Königssee einen Herzinfarkt erlitten, während sein Sohn zur Siegerehrung des Supercups geleitet wurde. Der Bayer war sich gestern sicher, "dass mein Vater jetzt im Himmel zuschaut".

Mehr zum Thema Fotostrecke: Bilder aus Salt Lake City Newsticker: Aktuelle Nachrichten von den XIX. Winterspielen sowie weitere Sportmeldungen Es war ein trauriges Ende eines Vormittages, der für Georg Hackl eigentlich ein freudiger war. Zwar hätte der beste deutsche Rodler zum vierten Mal in Folge eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen geholt hätte. Das ist noch keinem Athleten gelungen, weder in Winter- noch in Sommerspielen. IOC-Präsident Jacques Rogge war deshalb extra in den Utah Olympic Park geeilt, um Georg Hackl zu ehren. Doch der Sieger trug am Ende einen anderen Namen. Armin Zöggeler aus Italien siegte mit 0,329 Sekunden vor Hackl und 0,242 Sekunden vor dem Österreicher Markus Prock. Hackl nahm das nicht tragisch. "Super, ich bekomme Silber", sagte er, "nun werden die drei Goldmedaillen von zwei Silbermedaillen eingerahmt.

1988 in Calgary hatte Hackl zum ersten Mal Silber gewonnen, dann folgte dreimal Gold. Dass es nun nichts wurde mit der Olympischen Geschichte nahm er überhaupt nicht tragisch. Strahlend erschien er zur Pressekonferenz, und erheiterte auch noch alle Journalisten, als er sagte: "Wenn ich ein Amerikaner wäre, würde ich jetzt sagen: Fuck the history."

Dabei schrieb er doch ein bisschen Sportgeschichte. Fünf Medaillen bei fünf Olympischen Spielen ist auch bislang einzigartig. Hackl brachte sogar noch Mitgefühl für einen Kollegen auf. Markus Prock aus Österreich war es erneut nicht gelungen an seinem großen Widersacher vorbei zu kommen. Zweimal hatte Prock hinter Hackl eine Silbermedaille gewonnen, jetzt wird der 37-Jährige seine Karriere beenden. "Es tut mir leid, dass er wieder hinter mir gelandet ist", sagte er. Dass Armin Zöggeler ihn bezwang nahm er locker. "Ich bin mit meinem Platz vollauf zufrieden, der Mann ist momentan das Maß aller Dinge im Rodelsport."

Der dritte Lauf hatte ihm endgültig die Goldmedaille gekostet. Unmittelbar vor ihm hatte Armin Zöggeler einen neuen Bahnrekord aufgestellt, nach ihm unterbot der Österreicher Markus Prock die neue Bestzeit. Georg Hackl aber fuhr als Sechster des dritten Laufes nur hinterher. Auf Prock verlor er 0,216 Sekunden, auf Armin Zöggeler 0,191 Sekunden. Vor dem abschließenden vierten Lauf fehlten ihm 0,232 auf Platz eins. Zu viel. Im vierten Lauf fuhr Hackl wieder die drittbeste Zeit. Nur den ersten Lauf am Vortag hatte er für sich entschieden.

Kurioserweise hatte die Technik nicht mitgespielt. Dabei hatte Georg Hackl aus seinem Material ein strenges Geheimnis gemacht hatte. In einem braunen Kartoffelsack hatte er seinen Olympiaschlitten versteckt, ein Zahlenschloss schützte den Schlitten vor neugierigen Blicken. Zusammen mit der Automobilfirma Porsche hatte er eine Fahrwerk entwickelt, dass spezielle für die Eisrinne im Utah Olympic Park ausgerichtet war. "Ich mache auf kleiner Flamme das, was Michael Schumacher in der Formel 1 macht", sagte Georg Hackl der "Süddeutschen Zeitung". "Wunderschlitten" nannten ihn die Zeitungen, doch das ganz große Wunder blieb aus.

Zudem hatte sich auch Armin Zöggeler vor den Olympischen Spielen fachgerechte Hilfe gesucht. Die Aerodynamik seines Schlittens entwickelte der Automobilhersteller Ferrari entwickelt. Und so gab es gestern ein Ergebnis wie aus dem Motorsport: Ferrari schlägt Porsche. Trotzdem freute sich der IOC-Vizepräsident Thomas Bach. "Er ist ein Highlight im deutschen Sport." Ein Jahr will Hackl noch fahren, dann will er "eine Standortbestimmung machen". Bach jedenfalls hätte schon eine Idee, wie man so seine lange und erfolgreiche Karriere würdigen könnte: "Hat die Bahn am Königssee schon einen Namen?"

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