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Ronnie O'Sullivan ist immer noch die größte Attraktion seiner Sportart.

© Rui Vieira/PA Wire/dpa

Snooker: Ronnie O’Sullivan: Mit Spaß zum Rekord

Der englische Snooker-Star spielt auf großer Bühne das 1000. Century-Break seiner Karriere und denkt noch lange nichts ans Aufhören.

Kurz vor dem Meilenstein blieb noch Zeit für einen Spaß. 99 Punkte hatte Ronnie O’Sullivan nacheinander erzielt, ohne dass der Gegner am Tisch war. Nur einer fehlte noch für das 1000. Century-Break seiner Karriere. O’Sullivan setzte zum Stoß an, hielt dann inne und lachte. Er setzte noch einmal an, nur um wieder kurz zu warten und das Queue von der rechten in die linke Hand zu legen. Dann war es endlich soweit: O’Sullivan lochte die rote Kugel für Punkt Nummer 100 und reckte danach die Hand nach oben. Bei jedem weiteren Stoß wurde es anschließend in der Prestoner Guild Hall laut wie in einer Stierkampfarena. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Fans jeden Ball bejubeln“, sagte der 43-jährige Engländer später strahlend. Das Rekord-Break brachte ihm auch den Sieg im letzten Frame des Finales der Players Championship, 10:4 hieß es am Ende gegen den Australier Neil Robertson. Für O’Sullivan war es der 35. Sieg bei einem Weltranglistenturnier – nur Stephen Hendry hat noch einen mehr.

Als 16-Jähriger spielte O’Sullivan 1992 gleich in seinem ersten Profimatch das erste 100er-Break. Ein gutes Jahr später feierte er ebenfalls in Preston bei der UK Championship den ersten Turniersieg – im Finale schlug er damals eben jenen Stephen Hendry, der mit sieben Weltmeistertiteln immer noch zwei mehr hält als O’Sullivan. Hendry kommentierte am Sonntagabend das Match live für das britische Fernsehen und meinte: „Er ist heute mehr fokussiert darauf, zu gewinnen und nicht mehr einfach nur eine Show abzuliefern.“

Niemand inszeniert sich so wie er

Dass O’Sullivan die Show liebt, daran hat sich allerdings nichts geändert. Vor allem liebt er die große Bühne, auf der er sich inszenieren kann. Passt ihm etwas nicht, spricht er das aus – und erntet dabei oft genug Kopfschütteln. So machte er zuletzt kein Geheimnis daraus, dass ihm die Veränderungen auf der Snooker-Tour in den vergangenen Jahren nicht gefallen. Die vielen Turniere überall auf der Welt mit ihren Qualifikationsrunden, die in kleinen Hallen ohne viel Publikum ausgetragen werden, sind O’Sullivan ein Dorn im Auge. Auch deshalb sagte er nach seinem Sieg am Sonntag: „Wenn du Top-Spieler in eine Top-Arena steckst, dann bekommst du auch Top-Snooker.“

In Preston durften nur die besten 16 Profis der aktuellen Saison antreten, gerade mal vier Matches musste O`Sullivan bestreiten, um sich den Titel zu sichern. Das allerdings gelang ihm auf grandiose Art und Weise. Im Finale spielte er drei 100er-Breaks, vor der Abendsession führte er schon 7:2. „Ich habe nicht viel falsch gemacht, aber er hat heute den Tisch auseinandergenommen“, sagte Endspielgegner Robertson. Und O’Sullivan, der sonst eher selten wirklich zufrieden ist mit sich und der Welt, meinte: „Ich habe wirklich brillant gespielt und das Ganze mit dem 1000. Century zu beenden, ist natürlich großartig.“

O'Sullivan will auch mit 50 noch spielen

O’Sullivan ist aktuell "nur" die Nummer zwei der Weltrangliste, was allerdings vor allem daran liegt, dass er nicht mehr so viel spielt. Der größte Star seines Sports ist er dennoch. Neun Turniere hat er in dieser Saison nur bestritten, stand dabei aber sechsmal im Finale und gewann vier Titel. Auf seine vermeintlich alten Tage spielt O’Sullivan sein womöglich bestes Snooker. „Er ist in seiner eigenen Liga, wenn es um das Positionsspiel und die Kunst des Aufbau von Breaks geht“, lobte Stephen Hendry. Der heute 50-Jährige hatte 2012 seine Karriere beendet, weil er nicht daran glaubte, im fortgeschrittenen Alter noch Turniere gewinnen zu können. 775 Centuries schaffte Hendry und liegt damit immer noch auf Platz zwei in dieser Hinsicht.

O’Sullivan denkt aktuell nicht ans Aufhören. Kürzlich sagte er, dass er auch mit 50 noch dabei sein will. Um Rekorde gehe es ihm dabei nicht unbedingt: „Das ist nicht meine Motivation, auch wenn es schön ist, sie zu erreichen.“ Wichtiger ist Ronnie O’Sullivan der Spaß an seinem Spiel – so wie am Sonntag im Finale von Preston.

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