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Sport: So meisterlich

Der SV Werder Bremen schlägt Hamburg 6:0 und ist mit sechs Punkten Vorsprung so gut wie am Ziel

Bremen. Diese Stadt will die Meisterschaft. Ganz Bremen war eingetaucht in Grün-weiß, und das will was heißen bei den Norddeutschen, denen nachgesagt wird, dass sie nicht gerade leicht zu euphorisieren sind. Das hat sich aber im Laufe dieser Bundesligaspielzeit gewaltig geändert. Der SV Werder ist auf dem besten Wege, zum vierten Mal in seiner Geschichte die Meisterschale zu holen. 6:0 (3:0) besiegten sie gestern den Hamburger SV. Der Tabellenführer aus Bremen behält seinen Vorsprung von sechs Punkten auf den FC Bayern München. Das ist bei nur noch drei ausstehenden Spielen mehr als die halbe Meisterschaft.

42 500 Menschen waren ins Weserstadion geströmt, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Denn auch sie hatten gespürt, dass es noch einmal hätte eng werden können. Der FC Bayern hatte in den vergangenen drei Wochen den Abstand auf den Tabellenführer kontinuierlich verkürzt. Bremen spielte nur noch unentschieden, Torjäger Ailton traf vier Spiele lang nicht ins Tor. Die Fans wollten helfen. „Wer glaubt an Spuk und Geister, der SV Werder wird Deutscher Meister“, stand auf einem riesigen Spruchband, dass in der Fankurve ausgerollt worden war. Es war so groß, als sollten es die Bayern bei ihrem Spiel in sehen. Denn die Münchner hatten tagelang gestichelt. Bis auf sechs Punkte waren sie herangekommen und hatten wieder Witterung auf die Meisterschaft aufgenommen. Doch nach dem Sieg der Bremer, dürften die Bayern so gut wie aus dem Rennen sein.

„Die Bayern glauben, dass wir nervös werden, aber das trifft nicht zu“, hatte Bremens Kapitän Frank Baumann vor dem 80 Nord-Derby gesagt. Und so agierten sie auch. Von Hektik war im Spiel der Bremer nicht viel zu sehen. Sie übten von Beginn an Druck aus auf das Tor der Hamburger, die sehr defensiv eingestellt waren und einen an diesem Nachmittag unsicheren Tom Starke in ihrem Tor hatten. Nach einer Viertelstunde köpfte ihm sein eigener Stürmer Sergej Barbarez den Ball nach einer Ecke der Bremer in die Maschen. Nur sechs Minuten später versagte seine komplette Hintermannschaft, die eine löchrige Mauer bildeten. Bremens Verteidiger Valérien Ismael hatte keine Mühe, einen Freistoß aus rund 28 Metern zu verwandeln. Starke hatte nicht nur seine Mauer falsch platziert, sondern er selbst stand falsch. Ismaels Ball schlug in der Torwartecke ein. Da stand aber Starke nicht.

Der Höhepunkt der Hamburger Hilflosigkeit aber war erreicht, als Ivan Klasnic in aller Ruhe zum 3:0 einschießen konnte. Niemand hatte den Bremer Stürmer gedeckt, keiner griff ihn an, als er in Ballbesitz kam.

Hamburgs Trainer Klaus Toppmöller war sauer. Wild gestikulierend verschwand er zur Halbzeitpause in der Kabine. Wir dürfen uns nicht hinten rein schieben lassen, hatte er seiner Mannschaft mit auf den Weg in den zweiten Abschnitt gegeben. Doch es dauerte nicht einmal drei Minuten, da hatte Ailton zum 4:0 getroffen. Für den Brasilianer war es nach einer langen torlosen Zeit sein 26. Saisontreffer. Entsprechend gefeiert wurde er, als er zehn Minuten vor dem Abpfiff ausgewechselt wurde.

Der HSV war längst auseinander gebrochen. Kaum ein Spieler wehrte sich. Die HSV-Profis schlichen über den Rasen, sodass sich einige Beobachter an die peinliche 1:5-Niederlage der deutschen Nationalelf am vergangenen Mittwoch in Bukarest erinnert fühlten. Valdez, der für Ailton kam, erhöhte schließlich auf 5:0, Victor Skripnik verwandelte einen Elfmeter zum 6:0-Endstand. Bei den Bremer Fans herrschte große Erleichterung und Vorfreude. Vor elf Jahren schlug der SV Werder am vorletzten Spieltag den Nachbarn aus Hamburg mit 5:0, eine Woche später wurden die Bremer Deutscher Meister. Diese Geschichte wird sich wiederholen.

Steffen Hudemann

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