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Wirf Tore vom Himmel. Bayerns Franck Ribéry verzweifelte wie seine Mitspieler am dichten Dortmunder Verteidigungswall. Foto: dapd

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Sport: So schlägt man die Bayern

Mit Mut, Spinnennetz und Manndeckung: Borussia Dortmund zeigt im Spitzenspiel, wie die so übermächtig scheinenden Münchner selbst zu Hause zu besiegen sind

Die Gattung des Manndeckers galt im modernen Fußball eigentlich als ausgestorben – bis Marcel Schmelzer sie am Samstagabend wiederentdeckte. Der Dortmunder Außenverteidiger stand seinem Bayern-Widerpart Arjen Robben bis zu dessen Auswechslung auf den Füßen. Wo immer der pfeilschnelle Niederländer beim Spitzenspiel in der Münchner Arena hinwollte – Schmelzer war schon da. Nun hat Robben normalerweise keine Probleme, den ersten Verteidiger stehen zu lassen, auch dem zweiten und dritten zu enteilen, so lief das bislang häufig. Nicht so am Samstag: Hatte Robben Schmelzer tatsächlich einmal abgeschüttelt, prallte er am nächsten Gegenspieler ab, ob dieser nun Sven Bender, Sebastian Kehl oder Mats Hummels hieß. Kurz und knapp: Die Dortmunder standen erstklassig. Und Robben gelang überhaupt nichts.

Das unglückliche Spiel des gerade erst von seiner Leisten-OP genesenen Holländers sagte einiges aus über das Topspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund, das die Gäste durch ein Tor von Mario Götze 1:0 (0:0) gewannen. Damit beendete der BVB nicht nur die beeindruckende Bayern-Serie von fünf Bundesligaheimsiegen mit 23:0 Toren; die Champions League und den DFB-Pokal dazugerechnet, waren es sogar noch mehr. Nein, die Borussia hatte die Bundesligasaison wieder spannend gemacht und nebenbei gezeigt, wie die bislang übermächtigen Bayern zu besiegen sind.

Dabei präsentierten sich die Dortmunder vor allem mutiger als all die anderen Klubs, die sich in dieser Saison in München demütigen ließen. Der Hamburger SV (0:5), Bayer Leverkusen (0:3) oder auch Hertha BSC (0:4) standen noch gar nicht richtig auf dem Platz, als die Bayern bereits einen oder zwei Treffer erzielt hatten. Die Dominanz der Bayern ließ die Gegner erstarren, sie ergaben sich, als wäre es Majestätsbeleidigung, sich dem Rekordmeister vehementer entgegenzustellen. Nicht so der BVB: Von der ersten Minute an installierte der Deutsche Meister ein schwer zu durchdringendes Spinnennetz, verdichtete die Zentrale, ließ die Bayern gar nicht ins Spiel kommen. Am Ende hatten die Münchner zwar mehr Ballbesitz, die Dortmunder waren jedoch ganze zehn Kilometer mehr gelaufen. „Wir haben überraschend wenig zugelassen und gegen den Ball ein überragendes Spiel gemacht“, erklärte Trainer Jürgen Klopp, „wir haben heute sicher nicht die Sterne vom Himmel gespielt. Aber wir haben die Sterne vom Himmel verteidigt.“

Natürlich profitierten die Dortmunder davon, dass die Bayern ausgerechnet zum Spitzentreffen nicht in ihrer besten Konstellation auftreten konnten. Um Bastian Schweinsteigers Ausfall im defensiven Mittelfeld zu kompensieren, hatte Trainer Jupp Heynckes seinen Gestalter Toni Kroos zurückbeordert, auf jene Sechser-Position, die Kroos bereits in der Nationalelf so trefflich besetzt hatte. Seinen Vertreter Thomas Müller hatten die Borussen im Verbund jedoch so gut im Griff, dass den Bayern nur selten etwas einfiel. Offensiv wurden Kroos’ Ideen eindeutig vermisst. „Wenn man gegen Borussia Dortmund spielt, muss man mehr Druck aufbauen, als wir es gemacht haben“, sagte Heynckes enttäuscht. Anders formuliert: Mehr Münchner Druck ließ die BVB-Defensive an diesem Tag nicht zu.

In Euphorie wollten die Dortmunder nach dem neuerlichen Coup (sie gewannen bereits im Februar 3:1 in München) trotzdem nicht verfallen. „Bayern ist Favorit, Bayern bleibt Favorit“, sagte Kevin Großkreutz mit Blick auf die Meisterschaft, „wir bleiben ruhig und ziehen unser Ding durch.“ Ziel soll weiterhin ein Platz im internationalen Geschäft sein. Strahlend gestand Großkreutz jedoch auch: „Wir sind einfach eine geile Truppe. Das haben wir heute richtig gut gemacht.“

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