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Kaum zu glauben. Ricardo Quaresma schießt doch noch ein Tor in diesem lange so schwachen Fußballspiel.

© Reuters

Spätes 1:0 gegen Kroatien: Portugal mauert sich ins EM-Viertelfinale

In einem über weite Strecken erschreckend schwachen Fußballspiel nutzen die Portugiesen ihre einzige Torchance zum Sieg gegen die so hoch gehandelten Kroaten.

Mit einem ganz späten Tor hat Ricardo Quaresma Portugal ins Viertelfinale der Fußball-EM geschossen und das Turnier für die bislang so starken Kroaten abrupt beendet. Nach Vorarbeit von Cristiano Ronaldo traf der eingewechselte Stürmer am Samstagabend in Lens in der 117. Minute eines enttäuschend langweiligen Spiels zum 1:0 (0:0)-Sieg nach Verlängerung. In der Runde der besten Acht treffen die Portugiesen am Donnerstag auf Polen, die hoch gehandelten Kroaten um Regisseur Luka Modric, Ivan Rakitic und Co. müssen dagegen heimreisen.

"Wir haben heute einen ganz starken Gegner geschlagen. Und das, obwohl wir vorher 24 Stunden weniger Zeit zur Regeneration hatten. Das ist das Ergebnis unseres tollen Teamspirits - und von sehr viel harter Arbeit", sagte der starke Abwehrchef Pepe. Kroatiens Torwart Danijel Subasic meinte: "Ich denke, wir waren die bessere Mannschaft heute. Aber das ist Fußball. Wenn man seine Chancen nicht nutzt, kann so etwas passieren."

Weil Modric und Torjäger Mario Mandzukic nach ihren Verletzungspausen wieder zur Verfügung standen, konnte Kroatiens Trainer Ante Cacic die gleiche Startformation wie in den ersten beiden Vorrundenpartien aufbieten. Insgesamt gab es gleich fünf Veränderungen im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Spanien.

Bei Portugal mussten der bislang mäßig aufspielende Wolfsburger Außenverteidiger Vieirinha und der 38 Jahre alte Abwehr-Routinier Ricardo Carvalho auf die Bank, obwohl sie in allen Vorrundenpartien zum Einsatz gekommen waren - darunter auch beim 3:3 gegen Ungarn. Etwas überraschender war auch Mittelfeldmann Joao Moutinho Ersatz.

Trainer Fernando Santos setzte angesichts der bisher starken Leistungen der Kroaten und des unbefriedigenden eigenen Auftretens auf eine eher defensive Taktik, die gut aufging. Erstmals in diesem Turnier kamen die Kroaten kaum ins Spiel. Im Zentrum engte Adrien Silva die Kreise von Modric ein, der oft tief in der eigenen Hälfte versuchen musste, das Spiel aufzubauen. Auch Ivan Rakitic konnte vor 33 523 Zuschauern kaum Akzente nach vorn setzen.

Kurz vor dem Tor für Portugal traf Perisic bei Kroatien den Pfosten

Weil die Portugiesen wenig riskierten, fand auch Ronaldo keine Bindung zur Partie. Statt des erhofften Fußball-Festes gab es somit fast keine Torszenen. Ein Kopfball von Pepe über das Tor in der 25. Minute und ein Schussversuch des agilen Ivan Perisic aufs kurze Eck (30.) waren in der ersten Halbzeit die einzigen gefährlichen Momente. Der frühere Bundesligaprofi Perisic hatte sich das rot-weiß Schachbrettmuster der kroatischen Fahne in einen Teil der Haare sprühen lassen.

Marcelo Brozovic schoss sieben Minuten nach Wiederbeginn über das Tor, nachdem die Portugiesen bei einer kurz ausgeführten Ecke nicht aufgepasst hatten. Kurz zuvor kam der Neu-Münchner Renato Sanches in die Partie, um die Offensive des EM-Finalisten von 2004 zu beleben - ohne Erfolg. In Führung hätten dafür die Kroaten gehen können, als Innenverteidiger Domagoj Vida knapp am Pfosten vorbei köpfte (62.).

Auf der Gegenseite hätte es dafür auch Elfmeter geben können, als Nani bei einem Abwehrversuch von Ivan Strinic getroffen wurde. In seinem 100. Länderspiel war Nani auf der rechten Seite aktiver als der kaum beteiligte Ronaldo über links. Nachdem Kroatien besser aus der Kabine gekommen war, hatten die Portugiesen das Geschehen gegen den WM-Dritten von 1998 danach wieder gut im Griff.

Allerdings: Ihr wahres Gesicht, vor dem Kroatiens Trainer Cacic angesichts von mageren drei Unentschieden in der Vorrunde gewarnt hatte, zeigten Ronaldo und seine Kollegen vier Jahre nach dem knapp verpassten EM-Endspiel erneut nicht. Stattdessen verflachte das Niveau auf beiden Seiten immer mehr, erst die zweite Hälfte der Verlängerung bot wieder Aufregendes. Sekunden, nachdem Brozovic per Kopf nur den Pfosten getroffen hatte, staubte der eingewechselte Quaresma nach Ronaldos Schuss zum umjubelten Sieg ab. Die letzte Chance der Kroaten vergab Vida Sekunden vor dem Abpfiff. (dpa)

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