zum Hauptinhalt
Anja Oldenburg geht als Kapitänin in die neue Saison.

© Imago

Spandau 04 startet in die Saison: Wasserfreundinnen auf großer Fahrt

In dieser Saison starten die Wasserballerinnen von Spandau 04 nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der internationalen Donau-League.

Auf den ersten Blick haben Pharmazie und Wasserball wenig miteinander zu tun. Aber nur auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen kann Anja Oldenburg, die in einer Apotheke arbeitet und als Wasserballerin aktiv ist, doch einige Parallelen erkennen: „Aus dem sozialen Umfeld des Trainings kann man viel in die Apotheken mitnehmen: Wie selbstreflektiert man ist, wie man sich gegenüber Kunden verhält und wie man Kollegen pusht, wenn gerade Personalmangel und Stress herrschen.“

Die 39-jährige Torhüterin von Spandau 04 wurde in dieser Saison zur Kapitänin ernannt und löst damit Belen Vosseberg ab, die im Sommer nach Ungarn wechselte. Bereits seit 2019 spielt Oldenburg beim Spandauer Bundesligisten, zuvor stand sie beim ETV Hamburg und in Neukölln unter Vertrag. „Ich bin die Älteste im ganzen Team“, sagt Oldenburg, „manchmal sagen die anderen auch Mutti zu mir. Uns trennen ja zum Teil fast zwanzig Jahre.“ Spandaus Präsident Hagen Stamm lobt die Qualitäten der Torhüterin: „Anja ist eine Granate. Sie motiviert sich im Tor zu Höchstleistungen und ist der gute Geist der Truppe.“

Am Freitag beginnt für Oldenburg und ihre Kolleginnen die Saison und zwar gleich mit einer kleinen Premiere. Erstmals wird Spandau neben der Champions League auch an der Donau-League teilnehmen und dafür bereits Donnerstag nach Szentes in Ungarn fliegen. Dort stehen Spiele gegen europäische Spitzenteams aus Serbien, Ungarn und Tschechien an. Insgesamt gibt es zwei Vorrundenturniere mit jeweils drei Spielen, das nächste findet im Februar statt. Anschließend folgt ein Final-Six, bei dem die besten sechs Teams in K.o.-Spielen um die Platzierungen kämpfen. „Vielleicht haben wir sogar die Chance, um eine Medaille zu kämpfen“, sagt Stamm.

Oldenburg freut sich über die Teilnahme. „Dadurch können wir auch mal außerhalb Berlins etwas gemeinsam unternehmen.“ Auch auf sportlicher Ebene habe die Liga eine wichtige Bedeutung, „um das Team zu stärken und zu schauen, wo es international aufgestellt ist, um in der Champions League erfolgreicher zu werden.“ In der Bundesliga konnten die Wasserballerinnen sich nun schon viermal in Folge die Meisterschaft sichern, auf internationaler Ebene hatten sie bisher aber noch Probleme zu bestehen.

Dadurch, dass Chemnitz nicht mehr in der Bundesliga spielt, gibt es nur noch sieben Erstligisten und damit auch weniger Spiele. Für Hagen Stamm liegt der Sinn der Donau-League deshalb auch darin, Spielpraxis zu sammeln. „Die Donau-Liga gibt uns die Chance, den Frauen mehr internationale Einsatzzeiten zu geben. Wir sind überzeugt, dass Frauen-Wasserball förderungswürdig ist, insbesondere in einer Stadt, in der Frauen-Teamsportarten nicht so gehyped werden.“ Für seinen Verein ist die Teilnahme mit einem Kostenaufwand von rund 50.000 Euro verbunden.

Auf die ersten Spiele in der Donau-League folgt sofort der Bundesliga-Start

Gleich im Anschluss an die Donau-League startet für die Frauen auch die Bundesliga. Ein ziemlich straffes Programm für die Spielerinnen, die zumeist noch zur Uni gehen oder einen Vollzeit-Job ausüben. Manchmal sei es herausfordernd, Training, Spiele und 40-Stunden-Woche unter einen Hut zu bekommen, sagt Oldenburg. Für die Tage in Szentes hat sie sich Urlaub genommen, zwei Spielerinnen haben allerdings Uni und können deshalb nicht mitkommen.

Im Team sei die Stimmung vor den Spielen ein wenig angespannt, aber auch ausgelassen, erzählt Oldenburg. „Wir haben viel Spaß und unterstützen uns gegenseitig.“ Das liegt auch an der neuen Psychologin, die den Spielerinnen zur Seite steht, wenn sie „Alltagslasten bewältigen müssen“ oder „beim Training nicht so ausgeschlafen sind“. Vor dem Saisonstart gab es außerdem einige Abende, an denen das Team gemeinsam Türme aus Nudeln baute oder Speed-Dating-Runden veranstaltete, um sich besser kennenzulernen.

In Szentes wird sich auch zeigen, wie das Team die vielen Abgänge im Sommer verkraftet hat. So muss Spandau 04 auf Schlüsselspielerinnen wie Belen Vosseberg und Gesa Deike verzichten, die Hagen Stamm als „beste Spielerinnen Deutschlands“ bezeichnet. „Wir sind ein relativ neues Team“, sagt Oldenburg, „die neuen Spielerinnen passen aber menschlich gut ins Team.“. Stamm sieht im Abgang von Deike und Vosseberg, die nach Frankreich und Ungarn gewechselt sind, auch die „Aufforderung für eine Runderneuerung“, und ist stolz auf die Leistung seiner ehemaligen Spielerinnen. „Sie haben den großen Schritt ins Ausland gemacht.“

Spandau 04 gelang es, Nationalspielerin Anne Rieck zu verpflichten, die aus Chemnitz nach Berlin gekommen ist. Langfristig will der Verein, der als einziger deutscher Bundesligist international spielt, noch attraktiver für weitere junge deutsche Nationalspielerinnen werden. Damit Spandau künftig nicht nur bundesweit, sondern auch international überzeugt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false