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Sport: Spanisch setzt sich durch

Der Europameister tut sich gegen Chile schwer, siegt aber letztlich verdient – doch auch die Südamerikaner kommen dank der Schweizer weiter

Stolz sangen die Chilenen auf der Tribüne ihre schönen Lieder. Unten auf dem Rasen stand Vicente del Bosque, 59 Jahre alt und Spaniens Nationaltrainer, und starrte regungslos vor sich hin. Ein Lächeln war unter seinem grauen Schnauzer nicht zu sehen. Doch der Eindruck täuschte an diesem Vollmondabend im WM-Stadion von Pretoria, gewaltig sogar. Denn Spanien hatte 2:1 (2:0) in diesem allerletzten und entscheidenden WM-Vorrundenspiel gewonnen und sich somit fürs Achtelfinale qualifiziert; dass die Chilenen so schön laut ihre Lieder sangen, hatte seinen Grund. Denn auch sie stehen in der WM-Finalrunde, weil die Schweiz zeitgleich 500 Kilometer südlich ihr Spiel nicht gewann und so hinter Chile blieb. Chile trifft nun im Achtelfinale auf Brasilien, während die Spanier es mit Portugal zu tun bekommen.

Dass es spannend hätte werden können, damit war ja schon vorher zu rechnen im Stadion Loftus Versfeld, in dem die 41 958 Fans wieder so laut in ihre Vuvuzelas pusteten, dass im Studentenviertel nebenan die Biergläser nur so über die Kneipentische hoppelten. Unterstützung hatte nicht nur Chile, sondern auch del Bosques Delegation nötig. Die punktgleichen Schweizer waren schließlich nur ein Törchen entfernt.

Aber bitte, die Spanier zeigten sich selbstbewusst und wollten die Hierarchie in der WM-Gruppe wieder herstellen. Ihr Kader ist mit Stars gespickt, während bei den Chilenen nur sechs der elf Männer angestellt auf dem Platz bei Klubs in den europäischen Spitzenligen angestellt waren. Bekannt sind sie nur bedingt und XXL-Hemden-Träger auf keinen Fall – nur ein Feldspieler der Chilenen war größer war als 1,78 Meter. Klar, dass die Spanier da nicht unbedingt das Duell am Boden suchten, sondern ungewohnt viele lange Bälle auf das Tor fliegen ließen. Dass sie die wuselige Bande aus Chile wirklich nicht so oft an den Ball lassen sollten, zeigte diese nach zehn Minuten: Da passten sie sich den Ball so schnell kreuz und quer über den Rasen, dass die Spanier erst wieder den Überblick gewannen, als Jean Beausejour den Ball schon vors Tor querlegte. Doch Mark Gonzalez, Stürmer von ZSKA Moskau, geriet in Schräglage und schlug den Ball freistehend übers Tor.

Überhaupt sahen es die Chilenen gar nicht ein, es dem Europameister zu leicht zu machen und so attackierten sie die Spanier schon an deren Strafraum, oft auch mit aller Härte: Schon nach 20 Minuten hatten drei Chilenen die Gelbe Karte gesehen vom mexikanischen Schiedsrichter, was noch von Nachteil sein sollte. Mit diesem Schwung brachten sie sich nämlich in Gefahr. Chiles Torhüter Claudio Bravo jedenfalls meinte es sicherlich gut, als er nach 24 Minuten aus dem Tor stürmte und Fernando Torres den Ball weggrätschte – nur leider direkt in den Lauf von David Villa, der ihn aus mehr als 40 Metern mit links ins Tor hob. Trainer del Bosque verzichtete auch da auf jegliche Mimik.

Das sollte sich auch zehn Minuten später nicht groß ändern, als die Vorentscheidung fiel. Erst legte Villa den Ball hervorragend auf für den genesenen Andres Iniesta, der ihn gekonnt von der Strafraumkante ins Tor zum 2:0 schob. Weil zuvor der Chilene Marco Estrada beim Sprint Torres in den Hacken getreten war und zu Fall brachte, fällte Schiedsrichter Rodriguez aus Mexiko die harte Entscheidung, ihn mit Gelb-Rot vom Platz zu schicken.

Mit zehn Mann machten die Chilenen aber erst einmal das, was eigentlich die Spanier vorhatten: ein bisschen Spaß haben an der Arbeit. Kurz nach der Halbzeit schoss der eingewechselte Rodrigo Millar den Ball von der Strafraumgrenze aufs spanische Tor. Weil der lange Verteidiger Gerard Pique ihn aber mit dem Knie abfälschte, trudelte er zum 1:2 über den Keeper hinweg ins Netz. Die Chilenen fieberten mit auf ihrer Bank, doch die Kräfte schwanden. Chile war müde, aber am Ziel – dank der Schweizer.

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