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Sport: Spanische Fußballmeisterschaft: Reale Verhältnisse

Real Madrids Superstars feierten den Meistertitel wie ausgelassene Kinder, die Jubelgesänge der Fans im Bernabeu-Stadion wollten kein Ende nehmen, nur einer blickte grimmig drein: Trainer Vicente del Bosque zog ein Gesicht, als wäre das Team gerade in die Amateurliga abgestiegen. Mit Mühe rang der Erfolgscoach sich ein Lächeln ab.

Real Madrids Superstars feierten den Meistertitel wie ausgelassene Kinder, die Jubelgesänge der Fans im Bernabeu-Stadion wollten kein Ende nehmen, nur einer blickte grimmig drein: Trainer Vicente del Bosque zog ein Gesicht, als wäre das Team gerade in die Amateurliga abgestiegen. Mit Mühe rang der Erfolgscoach sich ein Lächeln ab. Erst auf Bitten von Kapitän Fernando Hierro ließ er sich dazu bewegen, seinen Posten an der Seitenlinie zu räumen und sich mit dem Meister-Team auf dem Rasen ablichten zu lassen.

Mit einem begeisternden 5:0 (2:0) über den Uefa-Pokalfinalisten CD Alaves sicherte sich Real am Samstagabend zwei Spieltage vor Saisonende die 28. Meisterschaft. Es war der erste Meistertitel seit vier Jahren. Früher einmal war diese Trophäe fast mit derselben Regelmäßigkeit nach Madrid gekommen, wie alljährlich der Sommer seinen Einzug hält. In den vergangenen Jahren hatte Real sich jedoch auf die Champions League konzentriert, in der Primera Division versagt und damit viele Anhänger vergrault. Um so überschwänglicher wurde gefeiert. Torjäger Raul, der zwei Treffer zum 5:0 beisteuerte, schnappte sich nach dem Abpfiff ein Stierkämpfertuch und improvisierte die Figuren eines Toreros. Torwart Iker Casillas, seit Reals K. o. in der Champions League gegen den FC Bayern München nur zweite Wahl, brauste mit dem Sanitätsauto über den Rasen und gab für Raul den Stier ab. Am Cibeles-Brunnen strömten 300 000 Madrider zusammen und feierten bis in den Morgen.

Die Meisterschaft ist der einzige von fünf möglichen Titeln, den das Team um die Superstars Roberto Carlos, Luis Figo und Raul gewann. Reals Präsident Florentino Perez zog dennoch eine positive Bilanz seines ersten Amtsjahres: "Wir sind nicht nur Meister, sondern haben noch etwas anderes erreicht. Die Fans kommen wieder mit Begeisterung zu unseren Spielen. In dieser Saison war das Bernabeu-Stadion zum ersten Mal seit vier Jahren wieder ausverkauft."

Der Clubchef plant ein Jahr nach der Verpflichtung von Figo, des teuersten Spielers der Welt, einen neuen Coup. Er will Zinedine Zidane von Juventus Turin nach Madrid holen. Für Zidane würde er erneut eine Rekordsumme auf den Tisch legen.

Am Sonntag stand Reals Präsident vor einem neuen Geniestreich. Er wollte sich von den 1800 Delegierten der Clubmitglieder die Zustimmung zum Verkauf des vereinseigenen Trainingsgeländes einholen. Damit könnte der Club 710 Millionen Mark einnehmen und seinen Schuldenberg von etwa 500 Millionen Mark komplett abtragen.

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