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In der Hauptstadt eines ungeliebten Landes: Fans von Athletic Bilbao vor dem spanischen Pokalfinale in Madrid.

© dpa

Spanisches Pokalfinale: Bilbao und Barcelona vereint gegen Spanien

Das Endspiel um den spanischen Königspokal zwischen dem FC Barcelona und Athletic Bilbao am heutigen Freitagabend in Madrid ist politisch hoch brisant. Beide Fanlager identifizieren sich nicht mit der spanischen Krone - und werden bei der Nationalhymne aus Leibeskräften pfeifen.

Die Forderung klang so abstrus, dass sie unmöglich ernst gemeint sein konnte. Also wurde Esperanza Aguirre noch einmal gefragt. Doch anstatt zurückzurudern, bekräftigte die Politikerin der regierenden Volkspartei Partido Popular (PP) ihre Ansicht. „Man sollte das Finale verschieben und an einem anderen Ort unter Ausschluss von Zuschauern austragen.“ Punkt.

„Das ist ja wie zu Francos Zeiten“, polterte Joan Gaspart, Ex-Präsident des FC Barcelona. Selbst Parteigenossen distanzierten sich von Aguirre, obwohl die als Grund ein sehr wahrscheinliches Szenario genannt hatte, welches in Madrid nicht nur Politiker fürchten. Es ist nämlich so: Wenn heute vor dem Pokalendspiel zwischen dem FC Barcelona und Athletic Bilbao (21 Uhr) traditionell die spanische Nationalhymne gespielt wird, werden die Fans beider Klubs nach Leibeskräften pfeifen. Und Kronprinz Felipe auf der Tribüne mit Schmähungen überhäufen. So haben sie es schon vor drei Jahren mit König Juan Carlos getan, als sich Barça und Athletic in Valencia gegenüberstanden. Der übertragende Fernsehsender stellte daraufhin den Originalton ab und wird es auch dieses Mal tun.

Es gibt in Spanien keine Konstellation, die aus politischer Sicht brisanter sein könnte als ein Endspiel im Königspokal zwischen Barcelona und Bilbao in Madrid. Dort, im Estadio Vicente Calderon, dem Stadion von Atletico Madrid, wird nämlich gespielt.

Die Brisanz liegt in der Geschichte des Landes. Beide Städte waren zu Zeiten des Bürgerkrieges Zentren des Widerstandes gegen die Truppen Francos. Basken und Katalanen verstehen sich seit jeher als eigenständige Volksgruppen mit eigener Sprache und Kultur. Franco, besessen von der Idee eines spanischen Einheitsstaates, reagierte mit Repression und verbot in beiden Regionen Sprache und Bräuche. Madrid als Sitz des Diktators und Symbol des Einheitsstaates wurde zum Feindbild in Katalonien und dem Baskenland. Aus sportlicher Sicht hat sich daran bis heute nicht viel geändert. In Madrid ist nicht nur Esperanza Aguirre über das Endspiel wenig begeistert. Eigentlich war das Estadio Bernabeu, das Stadion von Real Madrid, als Austragungsort vorgesehen. Um der Schmach einer baskischen oder katalanischen Siegesfeier zu entgehen, lehnte Real die Austragung mit dem Hinweis auf Umbauarbeiten am Stadion ab. Weil Bilbao und Barcelona aber unbedingt in Madrid spielen wollten, machte ihnen der Verband RFEF mit dem Vicente Calderon ein Zugeständnis.

Die Tatsache, dass am Ende entweder Josep Guardiola, bei seinem letzten Spiel als Trainer des FC Barcelona oder jemand von Athletic Bilbao die Copa del Rey in den Himmel stemmt, dürfte aber auch dort nur den Wenigsten gefallen.

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