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Nicht mittendrin, aber dabei. 50 000 Zuschauer feierten im Frankenstadion und verfolgten beiläufig auch ein Eishockeyspiel. Foto: dpa

© dpa

Sport: Spaß im Regen

Berliner und Nürnberger vergnügen sich beim ersten Winter Game des deutschen Eishockeys.

Der beste Witz kam von den Fans der Eisbären. Kurz bevor das Spiel zwischen den Nürnberg Ice Tigers und den Berlinern begann, schallte es aus der mit 5000 Anhängern gut besetzen Gästekurve im Nürnberger Frankenstadion: „Macht sie alle, schießt sie aus der Halle.“ Aber das ging ja nun mal schlecht in einem Freiluftstadion. Beim ersten Winter Game in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), dem Spiel mit einem Europarekord. 50 000 Zuschauer erlebten die über sechs Stunden dauernde Veranstaltung, die schließlich mit einem 4:3 (0:0, 1:1, 3:2)-Erfolg der Nürnberger und einem – was sonst – großen Feuerwerk endete.

Don Jackson interessierte das Gezündel nicht mehr. „Wir sind richtig frustriert“, sagte der Eisbären-Trainer. „Das Spiel wollten wir unbedingt gewinnen.“ Doch nicht alle Berliner hatten schlechte Laune. Angreifer Florian Busch sagte: „Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß beim Eishockey und hatte schon längst vergessen, wie schön es ist, draußen zu spielen.“ Da habe ihn auch der Regen nicht gestört.

Das Wetter war der einzige Faktor, der nicht so ganz mitspielen wollte an diesem Tag. Das schadete der Stimmung im Stadion weniger als den Nerven der Spieler. Der Samstag von Nürnberg war eine lange, aber kurzweilige Angelegenheit. Bereits um 13 Uhr begann das Programm, zwei Stunden später gab es das Konzert von „The BossHoss“. Das Liedgut der Country-Rocker aus Berlin passte zum Event nordamerikanischer Marke, dem sich auch die Spieler optisch anpassten. Mit dicken schwarzen Strichen unter den Augen betraten sie die auf den Fußballplatz drapierte Eisfläche – nach Vorbild aus dem American Football und Baseball. Es galt ja für die Profis auch einiges an Licht zu absorbieren, bei der gigantischen Dauerbestrahlung und den flackernden Scheinwerfern.

Beim Umzug in das Fußballstadion sah es lange nach einem Fußballergebnis aus. 33 Minuten lang stand es 0:0 im Spiel auf der nassen Eisfläche, auf dem manches vom Zufall geleitet wurde. Dann aber erzielte mit Connor James passend zum Event ein Nordamerikaner das 1:0 für die Nürnberger. Das Tor des Kanadiers fiel im Powerplay. In Unterzahl dagegen kamen die Eisbären durch Busch zum Ausgleich. Regelgerecht hatte der Berliner Spaßvogel vom Dienst seine Eisbären-Mütze, mit der er zunächst aufs Eis gekommen war, längst durch einen Eishockeyhelm ersetzt.

Buschs Tor fiel zwei Sekunden vor der zweiten Pause. Die Stimmung im Stadion hatte zu diesem Zeitpunkt auf den Tribünen ihren schunkelnden Höhepunkt erreicht, begleitet von starkem Bierduft. Der permanent über dem Stadion kreisende Hubschrauber, der Panoramabilder für die Fernsehübertragung sammelte, war angesichts der Lautstärke der johlenden Zuschauer nicht mehr zu hören.

Auf dem Eis gab es im letzten Drittel auch eine muntere Party. Nun wurde gebolzt wie auf dem Teich, beide Teams wollten den Sieg. Tim Schüle traf zum 2:1 für Nürnberg. Nur Sekunden später glich André Rankel mit einem satten Schuss für die Eisbären aus. Patrick Reimer brachte die Franken erneut in Führung. Das Tor von Jason Jaspers zum 4:2 war die Entscheidung zugunsten der Ice Tigers, der dritte Berliner Treffer durch Travis Mulock fiel erst Sekunden vor Schluss.

Der Tabellensiebte holte sich also den Sieg gegen den Fünften. Denn nebenbei rangen ja beide Teams in Nürnberg auch um Punkte, die sie nötig haben im Kampf um die direkte Play-off-Qualifikation.

Um die Zukunft des Winter Games sieht es nach dem Rekordspiel von Nürnberg gut aus. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sagt, aus wirtschaftlicher Sicht seien die Klubs in der Liga nicht mehr so skeptisch wie vor dem Spiel, das für Initiator Thomas Sabo keinen finanziellen Verlust gebracht habe. „Die Frage ist nicht, ob es ein nächstes Winter Game gibt, sondern wo und wie“, sagt Tripcke.

Denn die Finanzierung im Vorfeld ist nicht unerheblich – für das Spektakel von Nürnberg hatte Sabo 1,2 Millionen Euro investieren müssen. Viel Geld, das zum Beispiel Dietmar Hopp nicht locker machen will. Die Liga hatte schon beim Mäzen der Adler Mannheim angefragt, ob das nächste Winter Game im Stadion des von Hopp auch geförderten Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim stattfinden könne. Doch Hopp lehnte ab. Zwei mögliche Kandidaten für die nächste Saison gibt es aber schon: Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf würde gern in der Arena des VfL Wolfsburg gegen die Hannover Scorpions spielen. Eine Ansetzung, deren Strahlkraft sich vor allem auf Ost-Niedersachsen beschränkt. Wahrscheinlicher ist daher, dass der EHC München mit Hilfe seines Hauptsponsors Red Bull für ein Spiel ins Münchner Olympiastadion umzieht.

Tripcke wollte beide Varianten nicht dementieren aber auch nicht kommentieren. Es gebe einige Möglichkeiten. Die Liga werde das Spiel offiziell ausschreiben und dann entscheiden, wann und wo das nächste Winter Game stattfindet.

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