zum Hauptinhalt

Sport: Spiel mit Grenzen

Deutschland bekommt bei der Basketball-WM gegen Spanien die Schwächen aufgezeigt und verliert 71:92

Als Dirk Bauermann in der Green-Arena von Hiroshima im letzten Viertel bei einer Auszeit einfach stehen blieb, dürften seine Spieler geahnt haben, dass er etwas Wichtiges zu sagen hatte. Normalerweise setzt sich der Bundestrainer auf einen bereitgestellten Klappstuhl, um taktische Anweisungen zu geben. Diesmal aber ging es um Grundsätzlicheres. „Ich habe die jungen Spieler daran erinnert, dass eine Basketball-Weltmeisterschaft ein großes Forum ist und dass jede Minute wichtig ist“, sagte Dirk Bauermann. Seine Worte dienten allein der Schadensbegrenzung. „Es hätte keinen Zweck gehabt, die Spieler zusammenzustauchen“, sagte der Bundestrainer, „sie haben etwas gebraucht, um am Ende nicht mit 30 Punkten zu verlieren.“

Von größerer Schmach ist die deutsche Nationalmannschaft vielleicht verschont geblieben. Trotzdem schmerzte das 71:92 (41:48) gegen Spanien im dritten WM-Spiel. „Für uns geht es jetzt nur noch um Platz zwei in der Gruppe“, sagte Dirk Nowitzki, der mit 14 Punkten erneut unter seinen Möglichkeiten blieb. Spanien war der erste schwere Gegner bei dieser Weltmeisterschaft, zuvor hatte das deutsche Team Japan und Neuseeland besiegt. Am Mittwoch (9 Uhr, live im DSF) trifft es nun auf den Außenseiter Panama. Am Donnerstag geht es gegen das Überraschungsteam aus Angola, das schon drei Spiele gewonnen hat, voraussichtlich um Rang zwei. Im Achtelfinale wären dann Serbien oder Nigeria die wahrscheinlichsten Gegner. „Platz eins wäre schön gewesen, aber es ist noch nichts gewonnen oder verloren“, sagte Ademola Okulaja.

Seine Mannschaft hat allerdings von den großartig aufspielenden Spaniern ihre Grenzen aufgezeigt bekommen. „Das war Bilderbuch-Basketball“, sagte Bauermann, „die Spanier hatten eine Dreierquote von 61 Prozent, das schaffen sie sonst nicht einmal im Training.“ In der Verteidigung bewies das Team von Trainer Pepu Hernandez, wie man den deutschen NBA-Spieler Dirk Nowitzki in Schach halten kann. Mittels wechselnder Zonenverteidigungen verhinderten sie zumeist, dass der 2,13 Meter große Flügelspieler angespielt werden konnte. „Sie haben den Ball von mir weggehalten“, sagte Nowitzki, „das haben sie sehr gut gemacht.“ In der zweiten Halbzeit erzielte er nur noch drei Punkte und wirkte verärgert über seine Mitspieler. „Er muss versuchen, positiv zu bleiben“, sagte Bauermann, „und die anderen müssen versuchen, ihn zu finden, was aber sehr schwer war.“

Der Unterschied zwischen beiden Teams ließ sich in der ersten Halbzeit gut beobachten, als der spanische NBA-Star Pau Gasol (16 Punkte) frühzeitig auf die Bank musste, weil er zwei Fouls gesammelt hatte. Ohne ihren besten Spieler warfen die Spanier eine Führung von 10 Punkten heraus. Die Flügelspieler José Manuel Calderon (20 Punkte) vom NBA-Klub Toronto Raptors und Juan Carlos Navarro (19 Punkte) drehten nun erst recht auf. „Wir sind eine Mannschaft, in der jeder wichtig ist“, sagte Calderon, „da ist es egal, ob Pau Gasol auf dem Feld ist oder auf der Bank.“ Die deutsche Mannschaft hingegen braucht Dirk Nowitzki auf dem Spielfeld.

„Spanien und Griechenland sind die stärksten Mannschaften in Europa“, sagte Bauermann, „wir können Spanien nur schlagen, wenn wir einen guten Tag haben.“ Beim 74:73 im Halbfinale der Europameisterschaft 2005 ist das noch der Fall gewesen, gestern aber überzeugten nur die beiden Spieler von Alba Berlin, Johannes Herber (10 Punkte) und Demond Greene (14 Punkte). Flügelspieler Ademola Okulaja, der Nowitzki in der Offensive entlasten soll, sucht bei der Weltmeisterschaft noch nach seiner Form und traf nur 14 Prozent seiner Würfe. „Wenn Pau Gasol vor einem steht, sieht es vielleicht aus, als sei er zwei Meter entfernt, aber seine Arme sind auch fast zwei Meter lang“, sagte Okulaja entschuldigend, „es sieht aus wie ein offener Wurf, aber es ist schwierig, wenn eine 30 Zentimeter große Hand auf dein Gesicht zufliegt.“

Nowitzki hofft nun auf Besserung, er sagte: „Gute Mannschaften lernen aus Niederlagen und kommen um so besser zurück.“ Ob sein Team auch dazu zählt, wird sich spätestens im Achtelfinale zeigen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false