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Sport: Spiel ohne Bewegung

Japan und Kroatien trennen sich 0:0

Nürnberg – Vielleicht war die 75. Minute so etwas wie eine Erklärungshilfe für die Frage, warum dieses Spiel zwischen Japan und Kroatien 0:0 endete. Eigentlich hätten beide Teams gewinnen müssen, um ihre Ausgangspositionen nach den Niederlagen zu verbessern. In jener Minute jedenfalls hatte Nakamura am linken Flügel den Ball und wusste nicht wohin mit ihm: Alle 22 Spieler standen für Sekunden still. Eine Momentaufnahme, die zwei Deutungen zuließ. Die erste lautet: Es war ein schlechtes Spiel in Nürnberg, von Fehlpässen geprägt und von den Abwehrreihen dominiert. Die andere: Es war ein taktischer Krimi, zwar durchaus mit zahlreichen Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten, was das Angriffsspiel betrifft, aber diese Fehler wiederum waren, wie Japans Trainer Zico formulierte, „auf die Angst vor einem Gegentor“ zurückzuführen, das hätte das vorzeitige Scheitern in diesem Turnier bedeuten können.

Die erste Interpretation lässt außer Acht, wie großartig über weite Strecken die kroatische Mannschaft im Raum stand. Das Spiel stand oftmals nicht deshalb still, weil die Japaner den Standfußball entdeckt hatten, sondern weil alle Räume dicht waren. Vor lauter Tatendrang spielten die Japaner sogar ständig hohe Bälle in den kroatischen Strafraum, die natürlich gegen die großen Abwehrspieler nichts einbrachten.

Die Kroaten selbst, die es beim 0:1 gegen Brasilien auf 50 Prozent Ballbesitz gebracht hatten, diesmal waren es nur 44, waren im Spielaufbau ihrerseits nicht die Kreativsten. Zico hatte seine Hintermannschaft diesmal besser eingestellt, nur wenn Babic oder Kranjcar steil spielten, wurde es gefährlich. Dann kam die 21. Minute, die das Spiel hätte entscheiden können. Prso hatte sich im Strafraum geschickt gedreht, Miyamoto reagierte spät und brachte ihn zu Fall. Den fälligen Elfmeter schoss Srna ordentlich, doch Kawaguchi vereitelte die beste aller Spielchancen.

Fortan tobte ein fairer Abnutzungskampf. Die spannende Frage war, ob ein Team aus der Deckung gehen und einen entscheidenden Fehler machen würde. Insofern war das Spiel gar nicht übel. Doch bis weit hinein in die Endphase der Partie blieben bei Angriffen jeweils fünf bis sechs Spieler am eigenen Strafraum stehen, so dass kein Druck aufgebaut werden konnte. Kroatiens Trainer Zlatko Kranjcar mochte hinterher nicht beantworten, ob es nicht fahrlässig gewesen sei, auf einen Sieg Brasiliens zu setzen und zu hoffen, man besiege Australien. „Ich habe unser Spiel nicht verändert, weil wir dieses System aus der Qualifikation kennen. Es ist der kroatische Weg zu spielen.“ Dann überlegte Kranjcar kurz und ihm fiel ein: „Gegen Australien sollten wir allerdings auch Tore schießen.“

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