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Sport: Spiel ohne Nerven

Die Eisbären demonstrieren zu Beginn der Play-offs um die Eishockey-Meisterschaft neue Entschlossenheit

Berlin - Die Gegenwart sieht gut aus, sagt Ricard Persson. „Wir sind doch in einer blendenden Position“, findet der schwedische Verteidiger in Diensten der Berliner Eisbären. „Schließlich gehen wir diesmal nicht als der Meisterschaftsfavorit in die Play-offs.“ Diese Rolle gebühre allein den Frankfurt Lions, dem Tabellenersten nach der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). „Allerdings sind wir das Team, das in den jüngsten Wochen stetig steigende Form hatte“, sagt Persson. Das 2:7 bei der Düsseldorfer EG am letzten Spieltag der Hauptrunde muss dabei vermutlich ausgeklammert werden. Dabei kann Torwart Olaf Kölzig selbst dieser peinlichen Niederlage Gutes abgewinnen. „Nun gehen wir konzentrierter in die Play-offs“, sagt er. „Düsseldorf hat uns gezeigt, dass zu viel Selbstbewusstsein schädlich sein kann.“

Erst einmal sind die Eisbären allerdings Favorit und ein selbstbewusster dazu: Heute empfangen die Berliner die Augsburger Panther zum ersten Spiel in der nach dem Modus „Best of seven“ ausgespielten Viertelfinalserie (19.30 Uhr, Sportforum). Über den Außenseiter aus Schwaben wollte gestern bei den Berlinern keiner wirklich ernsthafte Worte verlieren. Kölzig sagte abseits des so üblichen wie langweiligen Geplappers vom „starken Gegner“: „Meine Oma wird am Sonntag beim zweiten Spiel in Augsburg zuschauen, sie wohnt dort in der Nähe.“ Die Großmutter ist 82 Jahre alt, „also sollten wir es im Interesse ihrer Gesundheit nicht zu spannend machen“. Pierre Pagé hingegen war einen Tag vor Beginn der Play-offs weniger nach Scherzen zumute. „Wir sind bereit“, sagte der Trainer – nicht nur einmal. Ein kurzer Satz, mit dem Pagé versuchte, eine neue Berliner Entschlossenheit zu demonstrieren.

Die Vergangenheit in den Play-offs gestaltete sich für die Eisbären nämlich eher unfreundlich. Vor zwei Jahren war für die Berliner im Halbfinale gegen Krefeld die Saison abrupt beendet, im Vorjahr scheiterten sie in der Endspielserie an den Frankfurt Lions – obwohl sie jeweils als Tabellenführer der Hauptrunde angetreten waren. Positiv denken, nach vorn schauen, sagt Verteidiger Persson. „Wir haben damals Fehler gemacht, und unser Vorteil ist, dass wir die Fehler nun kennen.“ Außerdem sei die derzeitige Mannschaft nicht mehr mit der des Vorjahres zu vergleichen.

Die Zukunft sieht daher für die Berliner nicht schlecht aus: Gerade die vor und während der Saison gekommenen Spieler waren im Endspurt der Hauptrunde engagiert und nervenstark: Die Stürmer Erik Cole und Stefan Ustorf, Verteidiger Nathan Dempsey und natürlich Olaf Kölzig sind Spieler, die in den Play-offs eine tragende Rolle spielen können und vor allem wollen. „Natürlich will ich Meister werden“, sagt Kölzig. Das wollen sieben andere Teams auch, „aber ich weiß auch, dass sehr viel für uns spricht – und ich weiß, dass es der deutsche Meistertitel ist, den ich unbedingt meiner persönlichen Statistik hinzufügen möchte“. Und Erik Cole, zuletzt mit deutlich ansteigender Form, sagt, dass er Ende April zwei Anlässe zum Feiern habe: „Die Hochzeit meines besten Freundes und den Titel mit den Eisbären.“

Es sind Worte wie diese, die Pagé besonders gern hört. „Play-offs, das heißt für die Spieler, dass sie unter einem enormen Druck spielen müssen. Und gute Spieler wollen unter Druck spielen, weil sie keine Nerven zeigen.“ Nerven, die die Eisbären in der Vergangenheit im entscheidenden Moment gezeigt haben und beim dritten Anlauf nicht zeigen wollen.

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