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Spielmarathon: Viermal Werder gegen den HSV

Werder Bremen und der Hamburger SV werden jetzt zu Dauerrivalen: vier Spiele in nur 19 Tagen müssen die beiden Vereine absolvieren.

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Der ungewöhnlichste Vorschlag kam von Verteidiger Petri Pasanen. Dem sonst verschlossen wie ein Panzerschrank wirkenden Finnen von Werder Bremen hatte das 3:3 bei Udinese Calcio und der damit verbundene Einzug ins Halbfinale des Uefa-Pokals offenbar die Zunge gelockert. Gut gelaunt plapperte Pasanen drauflos: „Am besten spielen wir gleich vier Mal 90 Minuten am Stück – einen Tag Derbyfußball und die Karten kosten 150 Euro.“ Die Idee wird sich nicht umsetzen lassen. Für ihre jetzt anstehenden vier Spiele gegeneinander haben Werder Bremen und der Hamburger SV ein Zeitfenster von immerhin 19 Tagen. Den Auftakt macht das Halbfinale im DFB-Pokal am kommenden Mittwoch, den Abschluss bildet das Bundesligaduell am Sonntag, den 10. Mai. Und dazwischen liegt noch am 30. April und am 7. Mai das Halbfinale im Uefa-Pokal. Drei der vier Spiele finden in Hamburg statt. Nordderbys satt also fürs geneigte Publikum, HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer sagt: „Das ist schon kurios.“

Dass die beiden Begegnungen im Uefa-Cup das bisherige Spiele-Programm zwischen Werder und dem HSV anreichern, verdanken die beiden rivalisierenden Klubs auch zum Teil ihrem Glück. Sowohl Werder als auch der HSV waren in den Rückspielen des Viertelfinales am Donnerstag auf dem allerbesten Weg, ihre jeweiligen 3:1-Siege aus den Hinspielen leichtfertig zu vernichten. Die Bremer lagen bei Udinese Calcio schon zur Pause 1:3 zurück, rafften sich dann aber dank des überragenden Diego auf und schafften es letztlich noch zu einem 3:3. „Wir wollen im Mai ja etwas in den Händen halten, deshalb hat uns der Trainer in der Halbzeit richtig scharf gemacht“, sagte Petri Pasanen.

Die Hamburger wiederum gerieten bei Manchester City nach dem 2:1-Führungstor der Engländer von Felipe Caicedo kurz nach der Pause in eine wahre Sturmflut. Latte, Pfosten und ein starker Torwart Frank Rost verhinderten weitere Gegentreffer. Rettung kam für den HSV ausgerechnet vom Gegner: Manchesters Abwehrspieler Richard Dunne, schon in der ersten Halbzeit nur dank der Großzügigkeit von Schiedsrichter Nicola Rizzoli noch auf dem Platz, sah eine Viertelstunde vor Schluss Gelb-Rot. „Der tritt nach allem, was sich bewegt“, hatte Beiersdorfer schon zur Pause empört festgestellt. In Überzahl gestaltete der HSV das Geschehen wieder offen. „Wenn man die beiden Spiele zusammennimmt, dann waren wir die bessere Mannschaft“, urteilte HSV-Trainer Martin Jol am Ende.

An Werder Bremen verschwendete der HSV noch keinen Gedanken. „Jetzt gilt die Konzentration erst mal Hannover 96“, richtete Verteidiger Marcell Jansen den Blick auf das nächste Bundesligaspiel am Sonntag. Immer noch beackern die Hamburger drei Arbeitsfelder: Neben dem möglichen Gewinn von Uefa-Cup und DFB-Pokal bietet sich ihnen nämlich auch noch die Chance, nach 1983 endlich mal wieder Deutscher Meister zu werden. Eine „Sorge“, die Werder Bremen nicht mehr hat. Die Bundesliga ist für die Mannschaft von Trainer Schaaf nur noch Staffage, was für die Duelle mit dem HSV durchaus von Vorteil sein könnte: Werders Profis, am Sonntag zu Gast bei Hertha BSC, müssen nur noch punktgenau bereit sein – für die Pokal-Wettbewerbe. Und die sind das ideale Schaufenster für verspielte Schöngeister wie Diego und Claudio Pizarro, die möglicherweise nicht mehr lange für Bremen brillieren werden. Für Per Mertesacker, Bremens baumlangen Abwehrspieler, haben die Spiele gegen den HSV noch einen rein pragmatischen Aspekt. „Es gibt keinen Reisestress“, sagt Mertesacker. Thomas Schaaf dagegen fürchtet beim Spiel auf drei Bühnen gegen stets den gleichen Gegner sogar Verwechslungsgefahr. „Wir müssen jetzt genau aufpassen, damit wir immer wissen, in welchem Wettbewerb wir gerade gegen den HSV spielen“, scherzte Schaaf nach dem Weiterkommen in Udine.

Der HSV stellte das Thema Werder noch hintenan. Dass die Europapokalauftritte seine Mannschaft in der Entwicklung voranbringen, war für Martin Jol aus der Zitterpartie in Manchester eine der wesentlichen Erkenntnisse. „Insbesondere die jungen Spieler wie Boateng, Pitroipa oder auch Aogo nehmen aus einem solchen Spiel viel mit“, sagte der Trainer. Wenigstens HSV-Torwart Frank Rost wagte schon mal den Blick in die Zukunft. „Gegen Bremen erwarten uns jetzt vier Festtage“, versprach Rost.

Klaus Allofs, der neue Vorstand der Bremer, ging noch einen Schritt weiter. „Das Schöne ist doch, dass nun auf jeden Fall ein deutscher Verein im Finale des Uefa-Pokals steht“, sagte Allofs. Dieses Finale findet am 20. Mai in Istanbul statt, Gegner ist der Sieger aus dem anderen Halbfinale Dynamo Kiew gegen Schachtjor Donezk. Auch in der Ukraine ist also im Uefa-Pokal Derbyzeit.

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