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Der Umsatz von Sportwetten hierzulande ist enorm.

© dpa/Matthias Bein

Verbot von Werbung für Sportwetten: Bitte keine „sicheren Tipps“ mehr von Lothar Matthäus

Das Suchtpotenzial von Sportwetten ist offensichtlich. Die Werbung dafür sollte gestoppt werden. Es gibt gute Vorbilder in der Nachbarschaft.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Warum nicht mal die Holländer zum Vorbild nehmen! Es wäre höchste Zeit in diesem Punkt. Es geht um Sportwetten und um die Frage, ob diese beworben werden dürfen. Seit diesem Jahr ist das dort fast vollständig verboten. Das neue Gesetz in Holland gründet auf der Gewissheit, dass Glücksspiel süchtig macht. Etliche Ärzte von Suchtkliniken kommen zu dieser Einschätzung. Vor allem viele junge Menschen stolpern demnach in die Suchtfalle.

Und in Deutschland? Grinsen viele aktuelle oder ehemalige Sportler wie Lothar Matthäus in Dauerschleife in die Kameras oder auf Plakate, die für das Glücksspiel im Sport werben. 17 von 18 Fußball-Bundesligisten haben einen privaten Wettanbieter als Sponsor. Selbst die letztlich durch den Beitragszahler finanzierte Sportschau in der ARD hat in Tipico einen Werbepartner aus der Branche.

Mit Sportwetten verhält es sich wie mit einem Gastgeber, der einem ziemlich unangenehm ist, dessen Vermögen aber die Feier erst möglich macht. Zwischen acht und neun Milliarden Euro Umsatz macht die Sportwetten-Branche jährlich allein in Deutschland. Das ist eine ungeheure Zahl, eine Zahl, die Macht verleiht und Lobbyisten auf den Plan ruft. Das Offensichtliche, das Suchtpotenzial von Sportwetten, wird von Akteuren aus dem Sport wie auch von der Politik kleingeredet.

Schön, dass sich nun Burkhard Blienert, der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, für einen Werbeverzicht für die Fußball-EM im kommenden Jahre in Deutschland starkmacht. Unschön, dass es nicht dazu kommen wird. Dazu müsste der Glücksspielstaatsvertrag geändert werden. Die Mehrheit der Bundesländer wird das aber nicht tun. Sie haben Gründe, ausschließlich wirtschaftliche.

Vor allem ein Argument immer wieder vorgeschoben: Wenn wir Werbung für Sportwetten verbieten, was verbieten wir als Nächstes? Werbung für Süßigkeiten?, wie Oliver Kahn vom FC Bayern einmal fragte. Es ist das alte Lied: Bei geforderten Verboten, seien sie noch so sinnvoll, sieht man sich von den Betroffenen schnell dem Vorwurf des Regulierungswahns ausgesetzt. Dabei geht es ihnen vor allem um eines: den Zaster.

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