zum Hauptinhalt

Sport: SSC Neapel: Ausgemusterte Kokser gesucht

"Von mir aus könnten die koksen, so viel sie wollen", grummelt Germano Lidano: "Wenn sie nur wieder mal so gut spielen, dass das Stadion wenigstens halb voll wird." Germano handelt mit Schwarzmarkt-Karten - doch bei den letzten Spielen von Neapel blieben so viele Plätze leer, dass kein Mensch mehr auf der Piazza vorm Stadion San Paolo etwas kaufte.

"Von mir aus könnten die koksen, so viel sie wollen", grummelt Germano Lidano: "Wenn sie nur wieder mal so gut spielen, dass das Stadion wenigstens halb voll wird." Germano handelt mit Schwarzmarkt-Karten - doch bei den letzten Spielen von Neapel blieben so viele Plätze leer, dass kein Mensch mehr auf der Piazza vorm Stadion San Paolo etwas kaufte. Keine Billetts, keine Schirmmützen, keine Schals, nicht einmal mehr die "Todesanzeigen", mit denen der Gegner vor dem Spiel verhöhnt wird.

Einsame Rekorde feiert der SSC Neapel derzeit nur in einem - dem Trainerwechsel. Neun Rausschmisse in nur drei Jahren, und derzeit ist es wieder soweit: Zeman musste gehen, nachdem der Verein in sechs Spielen nur zwei Punkte holte und Tabellenletzter ist. Seit Mitte der 90er Jahre der geliebte Maradona ausschied, geht nichts mehr bei dem einzigen Südverein, der dem erfolgsgewohnten Nord- und Mittelitalien jemals Paroli geboten hatte - mit der Meisterschaft 1987 und 1990. Seither gibt es nur negative Schlagzeilen - 1997 Abstieg, drei Jahre in der zweiten Liga, dieses Jahr wieder Aufstieg, aber nun schafft man nicht einmal gegen Provinzvereine wie Perugia einen Sieg.

Trotzdem macht der Neue, Emiliano Mondonico, den Fans Hoffnung: "Der Klassenerhalt dürfte kein Problem sein." Die Anhänger sind skeptisch - schließlich war Mondonico mit dem AC Turin auch schon mal abgestiegen. Aber größere Kaliber sind in Italien derzeit nicht zu haben - die Lage ist zum Verzweifeln. Das sehen auch die früher im Geld schwimmenden illegalen Händler wie Germano Lidano so. Und die Camorrabosse, denen das illegale Toto mit dem Heimverein Millionen beschert hatte: anders als in den Städten des Nordens, wo die Menschen auf den mutmaßlichen Sieger zu setzen pflegen, haben sie im Süden selbst in aussichtslosen Lagen unberirrt hohe Beträge auf ihren SSC gewettet.

Doch nun melden einzelne Buchmacher einen Absturz von fast 80 Prozent der Wetteinsätze. Bosse sollen bereits Hilfefür den Kauf neuer Spieler geboten haben - doch woher die nehmen: wie die Trainer, so haben auch die besseren Kicker für diese Saison ihren Verein gefunden. Und so wird Camine Lidano Realist: "Wahrscheinlich kriegen wir derzeit nicht einmal einen ausgemusterten Kokser in die Mannschaft". Und damit hat er wohl Recht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false