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Sport: Stabile Form gesucht

Bayer will endlich wieder in die Champions League

Wer hat das Sagen im Verein? Der Konzern. Der Chemie-Riese tritt zwar im Fußball öffentlich kaum in Erscheinung, hat aber seiner Fußball-Tochter zuletzt mit jährlich rund 25 Millionen Euro „Imagegeld“ ausgeholfen – eine gigantische Summe in Zeiten, in denen der Konzern parallel Arbeitsplätze abgebaut hat. Auch der Bayer-Sportbeauftragte Meinolf Sprink, das Bindeglied des Konzerns zum Fußball, hält sich mit Statements weitgehend zurück. So kann Wolfgang Holzhäuser, der seit dem seltsamen Abschied von Reiner Calmund die Geschäfte alleine führt, in Ruhe arbeiten.

Was hat sich verbessert? Wenig. Athirson kam von Cruzeiro Belo Horizonte für Placente, Madouni aus Dortmund, die Hoffnung Simon Rolfes von Alemannia Aachen. Spektakuläre Transfers sind das nicht gerade. Aber Bayer befindet sich ja immer noch in einer finanziellen Konsolidierungsphase.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Recht sicher. Klaus Augenthaler hat eine gute Bilanz vorzuweisen, seit er im Mai 2003 das Traineramt bei Bayer übernommen hat. Zuerst vermied er mit zwei Siegen den seinerzeit drohenden Abstieg, dann erreichte er die Champions League und siegte dort gegen Real Madrid, zuletzt zog Bayer in den Uefa-Pokal ein. Aber im Fußball man weiß ja nie – und schon gar nicht bei Bayer Leverkusen.

Welche Taktik ist zu erwarten? Augenthaler favorisierte eigentlich eine Vierer-Abwehrkette, davor mit Carsten Ramelow und Neuzugang Simon Rolfes zwei defensive Mittelfeldakteure. Das Problem: Athirson, als Ersatz in der linken Außenverteidigung für Placente gedacht, spielt sehr offensiv. Deswegen wird Augenthaler womöglich auf ein 3-3-2-2 umsteigen müssen. In der Offensive fällt mit Ponte der klassische Spielmacher im Mittelfeld weg, hier bieten sich Rochaden durch Schneider, Freier und Krzynowek an. Das Stürmerpaar werden Berbatow und Woronin bilden.

Welche Platzierung ist möglich? Sportdirektor Rudi Völler hat die Champions- League-Teilnahme als Ziel formuliert, das heißt: mindestens Platz 3. Angesichts des spielerischen und offensiven Potenzials der Mannschaft (Schneider, Freier, Krzynowek, Berbatow, Woronin) ist das auch möglich. Nur dürfen sich dann nicht, wie im letzten Jahr, die Innenverteidiger Juan und Roque Junior verletzen; die Ersatzleute Madouni und Callsen-Bracker fallen zu stark ab. Und Bayer darf sich die Formschwankungen der letzten Jahre nicht mehr erlauben.

Wer sind die Stars? Der junge Berbatow (24) hat sich als Stürmerstar in den letzten beiden Jahren etabliert, Partner Woronin steht mit der Ukraine vor der WM-Qualifikation. Die Innenverteidigung Juan/Roque Junior gehört zum Stamm der brasilianischen Nationalelf, und Krzynowek ist seit seinem sensationellen Weitschuss gegen Real Madrid polnischer Nationalheld. Schneider zählt seit Jahren zu den spielerischen Glanzpunkten der Liga und der Nationalelf.

Wer hat noch Chancen auf die WM? Neben dem Laufwunder Bernd Schneider vermutlich keiner. Freier müsste sich doch sehr steigern, und ob Nowotny rechtzeitig fit wird, ist angesichts seiner grauenvollen Anamnese doch sehr fraglich.

Wie sind die Fans? Es hat sich zwar in den letzten Jahren dort etwas getan, wo die Bayer-Fans trotz der Sitzplätze stets stehen. Aber das restliche Publikum wird doch schnell mürrisch. Der Maßstab, die glanzvolle Saison 2001/2002, ist schließlich turmhoch.

Die gesamte Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/bundesligatest

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