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STEIL Pass: Im Fahrstuhl mit Oliver Kahn

Philipp Köster über Parallelwelten an der Säbener Straße in München

Wenn irgendwo ein Fahrstuhl eingebaut wird, freuen sich normalerweise alle Beteiligten. Die Oma aus dem 5.Stock, die hechelnden Umzugshelfer mit dem Flipperautomaten auf dem Rücken und die Kinder aus dem Parterre, die immer mal wieder gerne aus Jux und Dollerei den Alarmknopf drücken.

Nun aber hat der FC Bayern angekündigt, im Trainingsgelände an der Säbener Straße einen Fahrstuhl zur Tiefgarage einzubauen, damit die Spieler auf dem Weg zum Auto nicht mehr an den wartenden Journalisten und Anhängern vorbei müssen. Das kann man humorig nehmen und sich ausmalen, was Oliver Kahn wohl macht, wenn Mark van Bommel aus Versehen nicht den Knopf für die Garage, sondern für den 2. Stock drückt.

Man kann sich aber auch fragen, ob es der persönlichen Entwicklung der Profikicker eigentlich gut tut, wenn sie den Kontakt zum Publikum und zur Presse immer weiter beschneiden. Viele Profikicker gerade in München leben nämlich ohnehin schon in einer merkwürdig verzerrten Parallelwelt, die mit dem Alltag draußen nur noch wenig zu tun hat. Eine Welt, in der den Spielern ständig auf die Schultern geklopft wird, in der sechsstellige Monatsgehälter eher die Regel als die Ausnahme sind, und in der vornehmlich der etwas gilt, der mit einem dicken Auto auf dem Parkplatz herumkurvt.

Der Kontakt mit dem Fanvolk kann deshalb mitunter durchaus heilsam sein, ruft er den Fußballer doch in Erinnerung, warum sie soviel Geld verdienen und warum sie so verehrt werden. Es ist das Publikum, das die Spieler zu Stars mach, sie verehrt und um Autogramm bittet. Ohne die Fans wäre der Fußball nur, um das Bonmot eines englischen Soziologen zu zitieren, „nur ein Kick von zweiundzwanzig Kurzbehosten im Park“.

Dem FC Bayern scheint das egal zu sein. Er schottet seine Spieler immer mehr ab, auch durch den neuen Fahrstuhl. Und kann sich sicher sein, dass keiner den Alarmknopf drückt.

„11 Freunde“-Chefredakteur Philipp Köster schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Stefan Hermanns.

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