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STEIL Pass: Umtauschrecht für miese Spiele

Philipp Köster wankt durch die Servicewüste Bundesliga

In der schönen neuen Welt des durchvermarkteten Fußballs gibt es auch jede Menge schöne neue Begriffe. Ulkig zum Beispiel, dass inzwischen auch noch das letzte trostlose Provinzstadion durch den Beinamen „Arena“ zur Ben-Hur-Kulisse hochgejazzt wird. Und beinahe noch schöner, dass Fernsehsender, die die Bundesliga übertragen, konsequent in „Erstverwerter“ und „Zweitverwerter“ unterteilt werden, was doch schwer nach Restmülltonne und BSR-Betriebshof klingt.

Am treffsichersten waren die Marketingleute in den Klubs aber, als sie anfingen, die Fans in den Bundesliga-Stadien in „Kunden“ umzubenennen. Dahinter steckte die merkantile Idee, dass Besucher eines Fußballstadions sich nicht mehr allzu sehr von der Kundschaft in Autohäusern oder im Supermarkt unterscheiden. Hier kauft man Breitreifen oder Haarshampoo, im Stadion erwirbt man 90 Minuten Unterhaltung und Nervenkitzel. Und außerdem das Recht, bei Nichtgefallen die Ware zu reklamieren.

Anders aber als im Supermarkt, wo man der Kassiererin vorwurfsvoll die matschigen Bananen hinhalten und mit dem Satz „Neulich waren die Erdbeeren auch schon verschimmelt“ garnieren kann, kann der Stadionkunde sein Missfallen nur via Pfeifkonzert ausdrücken.

Von diesem Recht machen die Stadionbesucher dennoch häufiger Gebrauch. In Dortmund zum Beispiel dauerte es am vorletzten Spieltag gegen den Hamburger SV gerade einmal sieben Minuten, bis sich das halbe Stadion angesichts der mauen Leistung der Borussia die Lunge aus dem Leib pfiff. Was allerdings überhaupt nichts half, das Spiel wurde anschließend nicht besser sondern eher noch schlechter, der BVB verlor am Ende 0:3. Höchste Zeit also, dass den Kunden im Fußballstadion endlich wie im Supermarkt ein Umtauschrecht für schlechte Spiele eingeräumt wird. Wer einen miesen Kick gegen Cottbus sieht, kann bis zu 14 Tage nach dem Kauf die Karten gegen Tickets für das Spiel gegen die Bayern eintauschen.

Ich bin sicher, die Produktqualität würde sprunghaft steigen.

„11 Freunde“-Chefredakteur Philipp Köster schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Stefan Hermanns.

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