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Seit dieser Saison in Mann in Hellblau: Pep Guardiola, Trainer von Manchester City.

© Oli Scarff/AFP

Steilpass - Champions League: Gerechtigkeit für Pep Guardiola!

Vor drei Jahren wurde Pep Guardiola bei Bayern München als bester Trainer der Welt gefeiert, inzwischen scheint man froh zu sein, dass er zu Manchester City gewechselt ist.

Das schlechte Wetter in England hat Max Eberl vor zwei Wochen ein paar Momente der Ruhe beschert, wie sie für Entscheidungsträger im professionellen Fußball selten sind. Als nicht klar war, ob das Champions-League-Spiel von Borussia Mönchengladbach bei Manchester City wie geplant stattfinden kann, hat Borussias Sportdirektor die Zeit genutzt, um sich ausführlich mit Citys neuem Trainer Pep Guardiola zu unterhalten. Sie haben über dies und das gesprochen, und irgendwann hat sich Eberl bei Guardiola dafür bedankt, „was er für den deutschen Fußball geleistet hat“.

Einer musste das ja mal machen.

Vielleicht erinnern Sie sich: Pep Guardiola, das war dieser Trainer aus Spanien, auf dessen Anstellung bei den Bayern die Bundesliga mal unglaublich stolz war; angeblich einer der besten seines Fachs, wenn nicht der Beste. Inzwischen aber gehört es zum guten Ton, sich über Guardiola zu ereifern: über diesen Kontrollfreak, der alles bestimmt und seine Mannschaft quasi mit der Fernbedienung übers Feld bewegt hat.

Komisch, dass die Bayern unter ihm dreimal Meister geworden sind, obwohl die Spieler mit Fußfesseln (oder waren es Eisenkugeln?) über den Rasen laufen mussten. Im Nachhinein könnte man Guardiola für die größte Strafe halten, die den Bayern je zuteil geworden ist. Seine Mannschaftsführung scheint den Tatbestand der Folter erfüllt zu haben.

Guardiola hat gezeigt, wie wichtig der Beruf des Trainers ist

Guardiola ist sicher nicht der liebe, nette Pep gewesen, als der er sich am liebsten gesehen hätte; er ist Hai unter Haien. Aber ein bisschen mehr als den Pep-Rap („Top, top, top“) hat er dem deutschen Fußball schon hinterlassen. Guardiola hat gezeigt, wie wichtig der Beruf des Trainers ist, wie viel Einfluss er auf eine Mannschaft nehmen kann, auch wenn das Spiel schon angepfiffen ist.

Er war eine intellektuelle Herausforderung für seine Spieler, und er hat das Coaching in Deutschland auf ein neues Niveau gehoben. Es hat einige Trainer aus der Bundesliga gegeben, die den anfänglichen Hype um den Spanier als hochgradig lächerlich empfunden haben – und die drei Jahre später die Zusammenarbeit mit ihm als höchst inspirierend gelobt haben.

Manchester City hat unter Guardiola bisher übrigens zehn von zehn Pflichtspielen gewonnen, bei einer Tordifferenz von 30:6. Die Folter geht weiter.

- Die Kolumne Steilpass erscheint im gedruckten Tagesspiegel auf der Seite 11Freunde freitags.

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