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Das wäre die Wunschvorstellung von Hertha. Doch sie scheint nicht mehr umsetzbar.

© dpa

Stillstand in der Stadion-Debatte: Fans von Hertha BSC wollen Runden Tisch initiieren

In der Debatte um ein neues Stadion für Hertha BSC wurde bisher viel übereinander und wenig miteinander geredet. Eine Fan-Initiative will das ändern.

Irgendwann dachten sich die Fans, dass sie es selber machen müssen. Vor dem Saisonstart trafen sich im vergangenen Sommer zwölf Anhänger von Hertha BSC, die genervt waren vom Stillstand in der Debatte um ein mögliches neues Fußballstadion für ihren Klub. Der tappte in mehrere PR-Fettnäpfchen und die Politik rühmte sich in dieser Hinsicht nicht unbedingt mit Tatendrang. „Wir hatten das Gefühl, dass in der Debatte die Meinung der Fans nicht gehört wurde“, erzielt Steven Redetzki, der Mitbegründer der Initiative „Blau-Weißes Stadion“.

Zur Erinnerung: Hertha will bis 2025 in einem neuen eigenen Fußball-Stadion spielen, doch der Bundesligist und der Senat konnten sich bisher nicht auf einen Standort einigen. Der Verein möchte am liebsten im Olympiapark bauen, doch das scheiterte bisher an Bewohnern und am Willen des Senats. Inzwischen wird fleißig über Alternativen diskutiert, geklärt ist aber noch nichts.

17.000 Unterschriften für eine Petition für neues Stadion

Deshalb die Fan-Initiative. Die besteht mittlerweile aus 20 Hertha-Anhängern, die sich aktiv für eine neue Spielstätte einbringen. Insgesamt sammelte die Initiative bereits rund 17.000 Unterschriften für eine Petition für ein neues Stadion, Online wie auch bei Heimspielen vor dem Olympiastadion. Ende November wurde die erfolgreiche Petition im Ausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses abgegeben.

Alle vier Wochen trifft sich die Gruppe, über Whatsapp tauscht sie sich täglich aus. „Ich habe pro Woche sicherlich zwei Termine, die im Zusammenhang mit dem neuen Stadion stehen. Mittlerweile ist sicher ein dreistelliger Betrag an Stunden darein reingeflossen“, sagt Redetzki.

Die Initiative soll zeigen, dass sich eine breite Maße der Hertha-Fans für das Thema interessiert. „Lange blieb dieser Eindruck aus, so entstand auch kein Druck“, sagt Redetzki. Die Mitglieder der Gruppe suchen gezielt die Gespräche mit Politikern und auch mit dem Verein, der das Engagement der Fans sehr schätzt.

Alle Beteiligten sollen bei einem direkten Dialog dabei sein

„In vielen Gesprächen konnten wir zuvor neutral eingestellte Person von dem neuen Stadion überzeugen. Und andere Person, die zunächst dagegen waren, zumindest auf einen neutralen Standpunkt bringen“, sagt Redetzki. Auch mit Sportsenator Andreas Geisel (SPD) gab es bereits ein Treffen.

Nun möchte die Initiative erstmals einen neutralen und direkten Dialog aller Beteiligten ermöglichen. Dafür wird ein runder Tisch geplant, an dem Hertha BSC, die maßgeblichen Politiker der verschiedenen Parteien und die Faninitiative selbst teilnehmen sollen.

Organisiert werden soll die Gesprächsrunde von einem unabhängigen Büro, um größtmögliche Neutralität zu gewähren. Ein neutraler Moderator soll durch die Gesprächsrunde führen. „Diesbezüglich haben wir bereits Kontakte in verschiedene Richtungen aufgenommen“, sagt Redetzki.

Die Rückmeldungen zu diesem Vorhaben fallen positiv aus. Herthas Präsident Werner Gegenbauer sagt: „Die Einrichtung eines runden Tisches, an dem die unterschiedlichen Fragen zu unserem Projekt strukturiert und mit Hilfe einer externen Moderation transparent diskutiert werden, begrüße ich sehr.“

Auch die Signale aus der Politik sind positiv: „Auf diese Weise können wir sachlich und auf Augenhöhe in einen konstruktiven Dialog treten. So kann ein Ergebnis erzielt werden, das für alle Seiten zufriedenstellend ist“, sagt Jörg Stroedter, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.

Nicole Ludwig, die Sprecherin für Wirtschaft und Sport der Grünen, sagt: „Die kooperative Art der Fans ist deutlich angenehmer als die Art und Weise, wie Hertha BSC in den letzten Jahren vorgegangen ist. Es ist gut, dass an einem runden Tisch eine gemeinsame Linie und das weitere Vorgehen besprochen werden kann.“

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Sebastian Czaja begrüßt die Idee ebenfalls, denn: „Gerade nach der Vorstellung der Hertha-Pläne im Sportausschuss sind mehr Fragen offengeblieben als beantwortet wurden.“ Auch Christian Gräff, der Bau- und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU, hält einen Runden Tisch für eine „sehr gute Idee“ und sagt: „Auch aus Sicht eines Wirtschaftspolitikers ist das Angebot von Hertha, ein neues Stadion zu bauen, absolut begrüßenswert.“

„Blau-Weißes Stadion“: Die Initiative der Berliner Anhänger.
„Blau-Weißes Stadion“: Die Initiative der Berliner Anhänger.

© promo

Sportsenator Andreas Geisel ist sich unschlüssig

Philipp Bertram, sportpolitischer Sprecher von den Linken, sieht in der Idee eine gute Ergänzung, den „eigentlichen Untersuchungsprozess“ könne ein Runder Tisch aber nicht ersetzen: „Er kann jedoch als hilfreiches Instrument zur Begleitung der laufenden Prozesse dienen und das Verständnis füreinander stärken.“ Sportsenator Andreas Geisel gab auf Anfrage noch keine feste Zusage für das Vorhaben: „Unterschiedlichste Stellen des Landes sind bereits in engem Kontakt und Austausch mit Hertha; so auch Sportsenator Geisel“, hieß es auf Nachfrage.

Viel übereinander reden, wenig miteinander. So gestaltete sich über die ersten Monate und Jahre die Diskussion bezüglich eines neuen Stadions. Die Initiative „Blau-Weißes Stadion“ möchte, dass es endlich vorangeht – mit einem kritischen, aber konstruktiven Miteinander.

Und, aus Sicht der Fans und des Klubs, im Idealfall mit einer Entscheidung für eine neue Arena auf dem Olympiagelände. „Der Wunsch nach diesem Stadion wird bestehen bleiben und die Notwendigkeit auf Sicht nur größer werden“, sagt Redetzki. Es gibt genügend Redebedarf.

Louis Richter

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