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Brüllt er bald nur noch auf bayerisch? Bauermann will sich noch nicht zwischen Nationalteam und Bayern entscheiden.Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Streit im deutschen Basketball: Ein Bauermann ist einer zu wenig

Dirk Bauermann hat den FC Bayern in die Basketball-Bundesliga geführt. Jetzt wird hinter den Kulissen darum gerungen, ob er in der kommenden Saison auch Bundestrainer bleiben darf.

Berlin - Es ist schon interessant, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf dasselbe Problem sein können. Seit Monaten wird im deutschen Basketball darüber diskutiert, ob Bundestrainer Dirk Bauermann in der kommenden Saison sowohl das Nationalteam als auch den Bundesliga-Aufsteiger FC Bayern München betreuen darf. Die beiden vermeintlich hauptverantwortlichen Seiten allerdings wollen mit der Angelegenheit nur wenig zu tun haben. „Wir sehen uns da nicht so sehr als Teil des Problems“, sagt Jan Pommer, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL). Ingo Weiss, Präsident des Deutschen Basketball-Bunds (DBB), erklärt hingegen: „Das ist ein reines Problem der Liga.“ Heute haben die beiden die Chance auf einen direkten Meinungsaustausch, wenn sie sich in Münster bei der Sitzung des BBL-Lenkungsausschusses treffen.

Bauermann hat beim DBB einen Vertrag bis 2013. In der aktuellen Saison, in der der 53-Jährige den FC Bayern aus der Pro A in die Bundesliga führte, ruht seine Anstellung als Bundestrainer. Seit 2008 aber verbietet die BBL-Spielordnung – Absatz 3, Paragraph 3 – die Doppelfunktion als Klub- und Bundestrainer. Viele Bundesligisten wittern eine Wettbewerbsverzerrung. „Es müssen nur zwei, drei Nationalspieler nach München gehen, dann ist der Teufel los“, sagt einer, der sich in der BBL auskennt. „Es gibt da ein Dilemma“, sagt Dirk Bauermann im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Die Situation ist genau die gleiche wie vor vier Wochen, vor acht Wochen oder bei Saisonbeginn.“

Der Münchner Klub, von dessen Strahlkraft sich die Liga viel verspricht, hat sich mehrmals klar positioniert. „Die Haltung des FC Bayern ist: Unser Projekt geht nur mit Dirk Bauermann weiter“, sagt Peter Kemmer, Vorstand der FCB-Basketballabteilung. „Das heißt, wir müssen da eine Lösung finden.“ Dass Bauermann den FC Bayern verlässt, gilt als ausgeschlossen. Noch nie hatte ein deutscher Basketballcoach die Chance, ein Projekt wie das in München zu gestalten. Bauermann ist ehrgeizig und liebt die tägliche Arbeit mit einem Team – die Nationalspieler kann er immer nur im Sommer zusammenziehen. Es hat ihn nie ausgefüllt, Jugend-Konzepte zu schreiben und Trainer-Workshops zu leiten. Allerdings will auch Weiss unbedingt mit Bauermann weitermachen, einen Plan B hat er nicht.

Der erfahrene Funktionär möchte am liebsten gar nichts an der aktuellen Situation ändern. „Im Prinzip ist das alles ganz einfach“, sagt Weiss. „Am 31. Mai läuft die Abstellung an den FC Bayern aus, dann kommt Dirk Bauermann als Bundestrainer zurück und betreut das Nationalteam bei der EM.“ Von Juni bis Mitte September sei Bauermann also gar nicht Bayern-Trainer. Zum Saisonbeginn werde der DBB die Anstellung des Bundestrainers dann wieder ruhen lassen: „De facto ist es derzeit kein direktes Problem, wenn man es ganz sachlich analysiert.“ Aus München habe man ohnehin keinen Einspruch zu befürchten. „Es passt kein Blatt zwischen den DBB und den FC Bayern“, sagt Weiss.

Aussagen wie diese setzen die BBL unter Druck, die den finanzkräftigen und glamourösen Aufsteiger nicht verprellen will. Sollte die Liga allerdings nachgeben, würde sie viele Fans gegen sich aufbringen. In einer Online-Umfrage auf dem größten deutschen Basketball-Portal schoenen-dunk.de votierten jüngst mehr als 60 Prozent der Teilnehmer dafür, die Doppelfunktion weiterhin zu verbieten. Fragt man Jan Pommer, ob die Regelung unumstößlich ist, will er nicht so recht antworten. Über das heutige Treffen sagt er: „Wir gehen da ergebnisoffen rein.“ Denkbar ist ein Deal hinter den Kulissen. Es soll die Idee gegeben haben, das Verbot erst einmal auszusetzen, heißt es aus Funktionärskreisen. Als Gegenleistung sollte der FC Bayern seine Kontakte spielen lassen und der Liga einen Sponsorenvertrag in sechsstelliger Höhe besorgen. Bayern-Präsident Uli Hoeneß soll nicht begeistert gewesen sein.

Am 15. April tagt das Präsidium des FC Bayern. „Wir müssen uns noch mal tief in die Augen sehen und uns klar darüber werden, wohin die Reise in den nächsten drei, vier Jahren gehen soll“, sagt Dirk Bauermann. Nach der Sitzung dürfte er sofort mit der Kaderplanung betraut werden, das Nationalteam steigt erst am 22. Juli in die EM-Vorbereitung ein. „Wir haben April, Mai, Juni und fast den ganzen Juli“, sagt Bauermann über seine Saisonvorbereitung in München. „Das ist völlig unproblematisch für den FC Bayern und die Nationalmannschaft“, es werde „überhaupt keine Überschneidungen“ geben. Sogar eine Woche Urlaub für den Vielbeschäftigten sollte drin sein. „Darauf freue ich mich schon sehr“, sagt Bauermann. Ein wenig Erholung nach dem Hickhack um seine Person wird er gut gebrauchen können.

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