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Sport: Streit nach der Zielgeraden

Bei Schumachers viertem Sieg in Folge beschwert sich Montoya über den Ferrari-Piloten

Imola. Der inoffizielle Vertreter Brasiliens legte einen Spurt hin, der dringend nötig war. Am anderen Ende der Zielgeraden feierten sie schon lange. Aber der junge Mann in den kurzen Hosen kam noch rechtzeitig, und seine brasilianische Flagge passte als gelb- grüner Farbtupfer in das rote Fahnenmeer auf dem Rennkurs von Imola. Es war mal wieder so, als hätte Michael Schumacher zum ersten Mal einen Formel-1-Grand-Prix im Ferrari gewonnen, als hätte er nicht gerade seinen 74. Sieg erreicht und Ferrari den 171. Schumacher hatte noch im Auto seine Fäuste immer wieder nach oben gestoßen.

Es ist halt etwas ganz Besonderes, in Italien zu gewinnen. Und erst recht beim Großen Preis von San Marino, dessen Botschafter Schumacher ist. Bevor er vor dem Ziel abbremste, betrug Schumachers Abstand auf den Zweiten Jenson Button 27 Sekunden. Als der Brite neben ihm aus dem Auto stieg, umarmte ihn Schumacher und klopfte ihm auf die Schultern. Der BAR-Honda-Pilot hatte den größten Triumph seiner Karriere gefeiert, er hatte für sein Team die bisher beste Platzierung herausgefahren, „er hat einen tollen Job gemacht“, sagte Schumacher.

Der Drittplatzierte suchte ebenfalls die Nähe des Siegers, allerdings noch auf der Strecke, bei Schumachers Ehrenrunde. Da setzte Juan Pablo Montoya seinen BMW-Williams neben den Ferrari des Weltmeisters und machte eine eindeutige Geste. In der volkstümlichen Übersetzung lautet sie: Bist du bescheuert? Michael Schumacher hatte in der ersten Runde in der Tosa-Kurve keinen Millimeter Platz gelassen, als Montoya ihn überholen wollte. Allerdings fuhr Schumacher selbst schon am Pistenrand, Montoya rumpelte deshalb wie ein Traktor über den Grasstreifen.

War das nun eine ganz normale Rennsituation? Montoya beschwerte sich massiv: „Er hat mich berührt und abgedrängt. Ferrari macht immer so etwas. Die Frage ist, ob der Weltverband so etwas weiterhin erlaubt.“ Schumacher hörte gelassen zu, sagte zuerst: „Ich kommentiere das nicht“, dann aber: „Ich habe ihn nicht gesehen. Ich hätte allerdings nicht erwartet, dass er an dieser Stelle auftaucht.“ In dieser Sekunde lief im Presseraum eine Aufzeichnung der Szene über einen Fernsehschirm. Montoya kommentierte die Bilder mit höhnischem Unterton: „Er hat mich nicht gesehen, na sicher.“ Und dann erinnerte er daran, „dass ich 2003 für das gleiche Vergehen in Indianapolis bestraft wurde und deshalb nicht Weltmeister wurde“.

Schumacher hielt sich die Hand vor den Mund. Man konnte nicht sehen, ob er in sich hinein lächelte. Der Weltmeister 2003 ist schließlich Michael Schumacher. BMW- Sportchef Mario Theissen reagierte gelassener. „Wenn sich zwei so einen Zweikampf liefern, ist es unwahrscheinlich, dass sie sich nicht sehen.“ Aber damit war für ihn das Thema abgeschlossen. „Der Weltverband betrachtet den Vorfall als normale Rennsituation, sonst hätte er eingegriffen.“

Ob der Weltverband auch die Berührung von Ralf Schumacher im BMW mit Fernando Alonso (Renault) als normalen Zweikampf betrachtet, war gestern noch nicht klar. Eine Untersuchung lief, aber eigentlich war Schumacher sowieso schon bestraft. Er fiel vom vierten auf den siebten Platz zurück. Platz drei von Montoya, Platz vier durch eine umstrittene Szene verloren, Theissen war zufrieden. „Wir sind von Ferrari noch weit weg, aber wir haben auch im vorigen Jahr aufgeholt.“ Für ihn sind BAR, Renault und BMW auf Augenhöhe. Bei BAR ist er eher überrascht, „dass die nicht schon früher diesen Leistungssprung gemacht haben“.

McLaren-Mercedes erwähnte er schon gar nicht mehr. Muss er auch nicht. David Coulthard fuhr schon nach 100 Metern auf Jarno Trullis Renault auf, musste Sekunden später an die Box und kam als Zwölfter ins Ziel. Sein Teamkollege Kimi Räikkönen startete aus der letzten Reihe und schaffte es immerhin bis auf Platz acht.

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