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Gefährliche Hybris. Die Fifa und der Fall Katar.

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Streit um Winter-WM in Katar: Die Spaltung der Fußball-Welt

Die Causa Katar hat das Zeug dazu, die Sportwelt zu spalten – und der so uneinnehmbar scheinende Fußball-Weltverband Fifa könnte sich damit selbst zu Fall bringen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Hönicke

Eine Fußball-Weltmeisterschaft im europäischen Winter ist keine Katastrophe. Zumindest rein formell nicht. Es gibt kein Gewohnheitsrecht auf ein Turnier im Sommer, die Fifa darf selbst entscheiden, wann sie spielen lässt, wenn dadurch keine bestehenden Verträge gebrochen werden. Auf der emotionalen Ebene sieht das anders aus. Die Causa Katar hat das Zeug dazu, die Sportwelt zu spalten – und der so uneinnehmbar scheinende Fußball-Weltverband könnte sich damit selbst zu Fall bringen.

Der Konflikt zwischen den Fußballklubs (die die Stars bezahlen) auf der einen und dem Weltverband nebst den Nationalverbänden (die mit den Stars das meiste Geld machen) auf der anderen Seite ist in jedem Fall aufs Neue entbrannt. Aber auch der Rest der Sportwelt inklusive der Sponsoren und Fernsehsender, die den Großteil der Milliarden in den Profisport pumpen, wertet das eigenmächtige Ausscheren der Fifa aus dem gewohnten Raster als Affront. Und das zu Recht.

Denn die verfahrene Situation ist allein Blatter & Co. anzulasten. Der Weltverband ist sich noch immer nicht der Verantwortung bewusst, die er als Herr der Fußball-WM trägt. Sie ist der Fixstern, an dem sich das Sportuniversum ausrichtet – jede minimale Bewegung löst einen heftigen Welleneffekt aus. Natürlich trifft der auch den europäischen Fußball, in dem 75 Prozent der WM-Profis ihr Geld verdienen. Das Murren der europäischen Klubs so barsch abzutun wie Jerome Valcke, zeugt von gefährlicher Hybris. Der Fifa-Generalsekretär will den Vereinen „keine finanzielle Kompensation geben“.

Formell mag es dafür wirklich keinen Anlass geben. Aber darauf sollte sich die Fifa nicht verlassen. Sie muss zumindest ihren eigenen Stars Entgegenkommen signalisieren, gleich welcher Art. Andernfalls könnte sich ein Grabenkrieg im Fußball entwickeln, an dessen Ende sich die großen Klubs abspalten und einen eigenen Weltverband samt WM gründen. Der größte Verlierer wäre dann die Fifa selbst.

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