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Stadion_Suedafrika

© dpa

Südafrika: Fifa-Boss droht mit Entzug der Fußball-WM

Fifa-Boss Blatter will mit drei Ländern gesprochen haben, die statt Südafrika die Austragung der Fußball-WM 2010 übernehmen können.

Mittlerweile können einem die Organisatoren der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika fast leid tun: Gerade schien sich die weltweite Skepsis gegenüber dem Land am Kap nach den schlimmen Pogromen gegen schwarze Zuwanderer im Mai gelegt zu haben, da kursieren neue Medienberichte, in denen die Austragung des sportlichen Großereignisses in Zweifel gezogen wird. Diesmal soll angeblich Fifa-Präsident Sepp Blatter mit einem Plan B gedroht haben – einer Art versteckten Drohung, dass es Alternativen zu Südafrika gäbe, falls das Land nicht die ihm gesetzten Stichdaten beim Stadionbau einhalte.

„Ich habe mit drei Ländern gesprochen, die in der Lage sind, innerhalb eines Jahres die WM zu organisieren“, sagte Blatter am Donnerstag dem englischen Sender „Sky News“. Die Namen der Länder nannte der Schweizer nicht.

Bekanntermaßen kommen dafür aber nicht viele Nationen in Frage. Deutschland als Gastgeber der bisher letzten WM könnte das Projekt sicher problemlos stemmen, wurde aber „weder gefragt noch über den Vorstoß informiert“, DFB-Sprecher Harald Stenger erklärte. Blieben England, USA und China, die kurzfristig einspringen könnten.

Der nun wieder aus der Schublade gezogene Plan B kommt umso überraschender, als Blatter, der sich wie kein anderer für eine Fußball-WM in Afrika stark gemacht hat, selber erst letzte Woche abermals unmissverständlich erklärt hatte, dass nur eine Naturkatastrophe Südafrika die WM nehmen könne. Die jüngsten Zweifel sind vermutlich vor allem deshalb aufgekommen, weil Verzögerungen beim Bau der Arena in der Küstenstadt Port Elizabeth dazu geführt haben, dass die Fifa diesen Ort für den Confed-Cup, der nächstes Jahr im Vorfeld der WM geplant ist, zu Wochenbeginn von der Liste der Austragungsorte strich. Der drastische Schritt wurde auch von Irvin Khoza, dem Vorsitzenden des lokalen Organisationskomitees bestätigt. Seine Erklärung: Das Stadion in Port Elizabeth könne unmöglich bis zum Stichtag im März nächsten Jahres fertiggestellt werden.

Ganz überraschend kommt diese Nachricht nicht. Schließlich ist seit langem klar, dass von den fünf Stadien, die neu gebaut werden, Port Elizabeth am weitesten zurückliegt. Auch hatte es immer wieder Überlegungen gegeben, den Confed-Cup aus klimatischen und reisetechnischen Gründen auf den Großraum Johannesburg zu beschränken, wo viele Stadien eng zusammenliegen und nur zwei Neubauten vorgesehen sind.

Die meisten Beobachter teilen die Ansicht, dass zumindest die Stadien zeitgerecht für die WM bereitstehen würden, auch wenn wilde Streiks wie zuletzt in Durban immer wieder an den Nerven der Verantwortlichen nagen. Fertig ist auch das neue Gebäude des südafrikanischen Fußballverbands Safa, das neben dem Riesenstadion Soccer City in Soweto liegt, wo im Sommer 2010 das Finale der WM stattfinden soll. Bauarbeiten im großen Stil gibt es beim Umbau des Ellis-Park-Stadions in Johannesburg. Auch die neuen Arenen in Kapstadt und Durban kommen gut voran und liegen im Zeitplan. In Kapstadt soll in drei Monaten mit der Montage des Dachs begonnen werden.

Doch neben der chronisch angespannten Sicherheitslage bereitet die politische Situation im Lande gewisse Sorgen. Die Gewalt gegen Einwanderer in den Elendsvierteln im Mai hat dem Ruf Südafrikas als Regenbogennation schweren Schaden zugefügt. Zeitweise hatte die Regierung sogar die Armee in den Townships aufmarschieren lassen, um eine Eskalation der Gewalt zwischen schwarzen Südafrikanern und schwarzen Immigranten zu verhindern. Kein Wunder, dass nach dieser Gewaltwelle die Zweifel wachsen, ob Südafrika tatsächlich das richtige Umfeld für eine Fußball-WM darstellt.

Die Übergriffe könnten „sehr negative Auswirkungen“ auf die „Marke Südafrika“ haben, fürchtet auch Moeketsi Mosola, Chef von „SA Tourism“. Auch Moeletsi Mbeki, Vizevorsitzender des südafrikanischen Instituts für internationale Angelegenheiten und Bruder des Präsidenten, warnt davor, die Krise am Kap zu unterschätzen. „In punkto Infrastruktur mögen wir weitgehend über den Berg sein, aber politisch sind zu viele Probleme ungelöst, als das wir uns beruhigt zurücklehnen könnten.“

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